Es ist schwer über den FC St. Pauli zu berichten, wenn doch der Nachbar alle Schlagzeilen bestimmt. Wir versuchen es trotzdem – die Lage am Mittwoch.
FCSP News
Was wird aus Hannover, wenn… sie jetzt nicht mal mehr am Millerntor gewinnen?
Man weiß es nicht, aber eigentlich interessiert es auch niemanden. Schauen wir also weiter auf uns.
Jedenfalls ist das „Nach dem Spiel“-Gespräch (40min) von Luca mit Tim vom „Vorwärts nach weit“-Podcast online und mit dem Bericht vom FCSP South End Scum (Englisch) und den Podcasts „If you can hear us“ (43min) und Welcome To Hell (56min, English) ist jetzt so ziemlich alles beisammen. Wir warten auf die letzten Nachzügler.
Der Verein hat zudem mit „Close-Up“ ein Kurzvideo zum Spiel veröffentlicht. // YouTube
Kollaustraße
Training: Heute und morgen, jeweils 11.15h
Wichtiger allerdings langfristig der gestrige Termin des Stadtplanungsausschusses des Bezirks Eimsbüttel, in dem die Weichen für die weitere Planung des Ausbaus des Trainingsgeländes gestellt werden sollten. Trotz aller Kritik wurde diese Hürde vorerst genommen. Laut Abendblatt (Print) wurde einstimmig die „Zustimmung zur frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“ beschlossen, nächster Schritt ist nun die Konkretisierung des Bebauungsplanes.
Im Vorfeld der Versammlung hatte die Bezirksfraktion der Grünen zwar von guten Gesprächen mit Vertreter*innen des FCSP berichtet, gleichzeitig aber auch harte Worte für das bisherige Verhalten der Politik gefunden:
„In einem Gespräch zwischen Vertretern des FC St. Pauli und der GRÜNEN-Bezirksfraktion Eimsbüttel am vergangenen Donnerstag wurde deutlich, dass das Verfahren rund um die Planungen zur Erweiterung des Trainingsgeländes des Zweitligavereins und eines möglichen Ringtausches anderer Vereine von großer Intransparenz seitens des LIG [Anm. d. Red: Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen], des Bezirksamts Eimsbüttel und der Sportbehörde geprägt ist. Die Bezirkspolitik ist in diesen Prozess bisher nur ungenügend eingebunden und der Verein selbst von Behördenseite schlecht beraten worden.“
Pressemitteilung Bündnis90 / Die Grünen, Eimsbüttel
Weiter heißt es:
„Um den FC St. Pauli für die behördliche Intransparenz nicht zu bestrafen und in Erklärungsnot gegenüber der Deutschen Fußballliga (DFL) zu bringen, werden wir auf der morgigen Sitzung des Stadtplanungsausschusses die nächsten Schritte im B-Plan-Verfahren nicht aufhalten, weil wir eine für alle durchsichtige Beteiligung wünschen. Wir werden jedoch deutlich betonen, wo die roten Linien für uns verlaufen. Sollten nicht erhebliche Verbesserungen am vorliegenden Vorschlag hinsichtlich Baumerhalt, Bedenken hinsichtlich der Überschwemmungsgebiete an der Kollau und dem Energiebedarf sowie einer gesicherten Zukunft der anderen Vereine vorliegen, werden wir das B-Plan-Verfahren zu einem späteren Zeitpunkt aufhalten.“
Auffällig ist nach wie vor, wie zurückhaltend sowohl die anderen beteiligten Vereine als auch insbesondere der FC St. Pauli sich zu all dem in der Öffentlichkeit verhalten. Da man mit einer öffentlichen Positionierung oder gar Forderungen wohl aktuell im politischen Kleinkrieg auch nur verlieren könnte, scheint man mindestens damit sehr gut beraten zu sein. In jedem Fall dürfte auch weiterhin noch sehr viel Wasser die Kollau entlangfließen…
FC St. Pauli von 1910 e. V.
Rainer Wulff
Die „Stimme des Millerntors“ wäre heute 80 Jahre alt geworden.
Lieber Rainer, Du fehlst.
Regionalliga Nord (w)
Ein paar Highlights vom Testspiel der 1. Frauen gegen den SC Eilbek (2:2) findet Ihr auf Instagram – und tatsächlich gab es gestern dann auch keine weitere Neuverpflichtung mehr zu verkünden, die Planungen für die Rückrunde scheinen also abgeschlossen.
Wo Ihr aktuell leider keine Infos mehr bekommt, ist beim Facebook-Account der 1. Frauen – der ist nämlich mal wieder aus nicht nachvollziehbaren Gründen gesperrt worden. Hoffen wir, dass sich das schneller lösen lässt als beim letzten Mal.
Döntjes
HSV: Es ist wie bei einem Autounfall…
„Ein Spieler des Clubs war in einen Autounfall verwickelt. Der HSV befindet sich in der internen Aufarbeitung.“
HSV
Ey, ich kann das alles nicht mehr.
Da macht und tut man, schreibt sie wiederholt zum Aufstieg und schwört, dass man nie wieder an Popcorn denken würde… und sie schaffen es doch immer wieder.
Also, auf ein Neues: Was der Nachbar da auf der Sachebene beschreibt, ist die unaufgeregte Meldung eines Vorfalls vom Montagabend im Bereich der Bushaltestelle Hafentreppe.
Gemäß übereinstimmender Medienberichte (u.a. NDR / Mopo / Abendblatt (€€)) war Jean-Luc Dompé der Fahrer, dessen BMW die Bushaltestelle gegen 21.30h zerstörte. Die Polizei fand den Wagen nach dem Unfall verlassen vor.
Bei allem Popcorn und Amüsement kann man nur froh und dankbar sein, dass sich zu dieser Uhrzeit offenbar niemand direkt an der Haltestelle aufhielt und auch Dompé wohl nur eine leichte Verletzung an der Hand davontrug. Wie es genau dazu kam, ob William Mikelbrencis in dem anderen Wagen war und ob sich beide Autos ein Rennen lieferten – wir werden es wohl zeitnah erfahren.
// Update, 13.45h: Der HSV sanktioniert beide Spieler mit einer Geldstrafe.
Desertfield in die Wüste geschickt
Apropos HSV (ich kann doch auch nichts dafür…):
Das nach wie vor bestens über alle Interna zeitnah informierende Abendblatt leitet die nächste Staffel in der zuletzt abgesetzt scheinenden Daily-Soap um Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld ein.
Auf der Hauptversammlung der Aktionäre beim Nachbarn habe es mehrfach laut gekracht, AR-Kandidat Detlef Dinsel habe die Veranstaltung dann irgendwann „fast fluchtartig“ verlassen.
Es geht um Anteilskäufe, die Besetzung der Posten, Vermittlungsgespräche – locker zwei weitere Staffeln bei Netflix scheinen gesichert. Eine Folge dürfte sich dann mit einer Rechnung von Thomas Wüstefeld beschäftigen, die dieser für die Leihgabe einer PCR-Maschine gestellt habe, über einen Gesamtwert von knapp 100.000 Euro. Eigentlich seien dafür nur drei VIP-Karten im Gesamtwert von 14.000 Euro fällig gewesen, aber die steigenden Kosten… naja, kennen wir ja alle.
Weitere Ungereimtheiten betreffen den Zeitraum der in Rechnung gestellt wird und eine Unterschrift der damaligen Vorstände läge auch gar nicht vor – es ist alles ganz fantastisch.
Nun wurde es aber wohl selbst dem HSV irgendwann zu blöd, das Abendblatt zitiert im Wortlaut:
„Die HSV Fußball AG distanziert sich in vollem Umfang von Herrn Wüstefeld. Wir haben nach seinem Wirken und Handeln des vergangenen Jahres kein Interesse, weiter mit Herrn Wüstefeld in Verbindung gebracht zu werden, und betrachten dies auch aus unserer Verantwortung heraus gegenüber der Mitarbeiterschaft, Partnern und Mitgliedern.“
Abendblatt
Zack, versenkt. Gemein auch, dass man die Doktor- und Professoren-Titel von „Herrn Wüstefeld“ gar nicht erwähnt…
Und was erwartet uns in der nächsten Folge? Nun, laut Abendblatt ist ein gewisser Thomas Wüstefeld vorgesehen, um nächste Woche ein Vermittlungsgespräch zwischen Präsident Jansen und den Aktionären zu leiten. Kannste dir alles echt nicht ausdenken, wahrscheinlich sagt Netflix doch noch ab, weil zu bescheuert.
Antisemitismus im Berliner Amateurfußball
Der Berliner Fußball-Verband hat nach einem Bericht der Sportschau (16min) ein Verfahren gegen den Vorsitzenden von CFC Hertha 06 eingeleitet. Es ging um das Zeigen der israelischen Flagge durch einen Zuschauer von Makkabi bei einem A-Jugendspiel, woraufhin sich Antisemitismus auf der Gegenseite entlud. Wenn Euch das bekannt vorkommt: Ihr habt wahrscheinlich schon Ende November in der Lage davon gelesen, als die Berliner Zeitung erstmals berichtete.
Durch das damalige große mediale Echo, u.a. auch den Bericht von WDR Sport Inside, nahm das Thema dann Fahrt auf und beschäftigt inzwischen die Justiz und die Sportgerichte.
Insbesondere die Aussagen von Hertha 06-Vorsitzenden Ergün Cakir im Nachgang hatten für Aufsehen gesorgt, zusätzlich zu den antisemitischen Vorfällen beim A-Jugend-Spiel selbst. Cakir hat sich inzwischen entschuldigt und will auf Makkabi zugehen.
DFB-Pokal
Wisst Ihr, wer diese Saison den DFB-Pokal gewinnen wird? Der SC Freiburg, klare Sache.
- 1. Runde? 2:1 nach Verlängerung in Kaiserslautern. Der Ausgleich zum 1:1 fiel in der 82. Minute, der Siegtreffer in der 111. Minute.
- 2. Runde? 2:1 nach Verlängerung gegen den FCSP. Ausgleich in 90+3, Siegtreffer in der 119.
- Achtelfinale? 2:0 bei Sandhausen. Das 1:0 dabei per Eigentor nach Ecke in der 87. Minute.
Es sei dem Breisgau, Daniel-Kofi Kyereh, Florian Bruns und Christian Streich ja echt gegönnt – aber wie kann man so viel Glück haben?
Schlechte Stimmung in Magdeburg
Der 1. FC Magdeburg ist aktuell Tabellenletzter und holte am Sonntag nur mit viel Mühe und Glück ein 1:1 gegen den Karlsruher SC. Die Stimmung nach Abpfiff im Block war „angespannt“, insbesondere als das Team dann irgendwann entschied, sich die Standpauke des Menschen mit dem Megaphon nicht länger anhören zu müssen (Twitter, Video).
Trainer Christian Titz verteidigte sein Team („Man braucht sich nicht anpöbeln zu lassen“), ist aber auch weit davon entfernt Gräben zu ziehen. Die Unterstützung der Fans wurde gelobt und sei auch wichtig gewesen, um das späte Ausgleichstor noch erzielen zu können. // kicker
Magdeburg gastiert am Wochenende in Kiel, ehe man dann nächste Woche ein Heimspiel gegen einen Hamburger Stadtteilverein hat.
Max Eberl, Köln und Sebastian Kehl
Schwierige Themen unterkomplex darzustellen ist etwas, was eigentlich prädestiniert für Tapeten im Fußballstadion ist. Etwa 1.910 Beispiele dafür dürfte jede*r von Euch jetzt im Kopf haben, ich erspare uns das.
Schwierig wird es dann, wenn „Experten“ aus eben diesen Tapetensprüchen schlaue Dinge fürs Leben ableiten wollen – so geschehen jüngst im Nachgang des Spiels 1. FC Köln gegen RaBa Leipzig, wo sich der Anhang der Gastgeber neben dem Konstrukt der Gäste auch am dortigen Sportchef Max Eberl abarbeitete und dessen Burnout thematisierte. Dies kann man sicher vielschichtig diskutieren und „vielleicht“ ist es auch wirklich einfach keine gute Idee derartiges über Transparente zu behandeln – aber bei „unterkomplexe Thematisierung“ geht es hier in eine andere Richtung. Vielen Dank an dieser Stelle an Teresa Enke, die dem üblichen Reflex „Fußball, Depression – Robert Enke!“ versucht mit der nötigen Differenzierung entgegenzuwirken. // Twitter
„Wichtig ist, Katar auch nach der WM im Kopf zu behalten…“
So oder ähnlich äußerten sich die (wenigen) Personen, die das gute an der Austragung der WM sehen wollten oder zumindest die Hoffnung hatten, dass daraus auch Gutes entstehen könne. Klar, der Zirkus zieht weiter, die gesellschaftliche Aufmerksamkeit widmet sich schnell wieder allen möglichen anderen Themen – umso wichtiger ist dann der tatsächliche Blick zurück.
Beispielhaft sei hier das norwegische Medium Josimar erwähnt, welches über das Schicksal von zwei Gastarbeitern berichtet, die bei der WM als Ordner eingesetzt waren. In „Homeless in Doha“ wird erzählt, wie sie von der Organisation vor Ort klein gehalten wurden und schließlich ohne Geld auf der Straße landeten – allen Versprechungen und Verträgen zum Trotz.
Zu guter Letzt
„Schießt du oder darf ich?“ –
„Wir klären das jetzt. Endgültig!“ // Twitter
Forza St. Pauli!
// Maik
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Moin Maik,
ich muß mich endlich mal für deine täglichen, sehr erheiternden Videos bedanken, haben mir nicht nur einmal durch den trüben Winter geholfen!
Und zum Thema Freiburger Pokalglück: Der Fußballgott straft sie dafür amtlich in der Liga ab, ist schon ok!