Lage am Millerntor – 27. Februar 2023

Lage am Millerntor – 27. Februar 2023

Der FC St. Pauli besiegt den FC Hansa Rostock mit 1:0 – und wie so oft beim Duell dieser Teams gelten die Schlagzeilen eher dem Drumherum. Die Lage am Montag.

FCSP News

Kogge versenkt: 1:0 gegen den FC Hansa Rostock

Bleiben wir ganz kurz beim Sportlichen: Fünf Siege am Stück, vier davon ohne Gegentor. Nicht alle davon hübsch anzusehen, so auch der gestern – aber Fußball ist Ergebnissport und 15 Punkte aus fünf Spielen ist einfach die maximalst mögliche und perfekte Ausbeute. Alleiniger Rückrundenerster, so ganz nebenbei.
Die Spielanalyse von Tim findet Ihr hier: „Ungewohnt – aber stabil“

Und wer war Man of the Match? Jackson „Airvine“ als Herrscher der Lüfte? Dapo Afolayan als wuseliger Nervbolzen auf der Außenbahn? Oder dann doch eher Nikola Vasilj, der bei seinen Aktionen mit Ball am Fuß Hansa immer ganz kurz „an der Wurst schnuppern“ ließ, am Ende aber eben doch immer noch rechtzeitig klärte und bei Prögers Schuss an den Innenpfosten ebenso großartig zu Stelle war, wie in der 78. Minute bei Verhoeks Abschluss, mit dem Fuß und gegen die Laufrichtung? Ja, für mich Letzterer, aber es ist ja auch so herrlich egal.
Denn, jetzt alle: „… und schießen Rostock ab! … und schießen Rostock ab!“

Links:
– Stefan Groenveld: „Kogge versenkt“
– Bericht und Fotos – fcstpauli.com
– Stimmen zum Spiel – fcstpauli.com
Sportschau Highlights

Neben dem Platz

Zum Drumherum wurde schon viel geschrieben (u.a. auch bei uns) und es dürfte die nächsten Tage noch an diversen Stellen den ein oder anderen Beitrag dazu geben. Was wir uns dabei bitte ersparen sollten, sind Forderungen nach „Polizei sollte den Block stürmen“ oder „Keine Gästetickets mehr für Hansa“, was beides gestern wahlweise schon zu hören und auf Social Media zu lesen war. Derlei feuchte Träume der Polizei sollten wir keinesfalls befeuern, das wollen wir umgekehrt ja bei uns auch nicht. Und es fliegt uns eben früher oder später auch selbst um die Ohren und wird dann viel zu schnell auch von anderen mit aufgegriffen oder auch gegen andere Fanszenen mit verwendet. Auswärtstickets für den FCSP in Rostock oder Dresden wird es dann nämlich auch nicht mehr geben.

Ansonsten ein paar lose Gedanken / Beobachtungen zu einzelnen Geschehnissen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu diesem Zeitpunkt:

  • Eine erste Attacke innerhalb des Stadions gab es schon vor Anpfiff, als zwei Gästefans im Innenraum versuchten, das in der Nord hängende Banner der Veteranen zu entwenden. Die Frage, warum da zwei Ordner im Innenraum tatenlos daneben stehen, kann man zwar stellen – ob die aber für das überschaubare Gehalt ihre Gesundheit dort für ein Banner gefährden müssen, ist eine weitere Frage. Gut jedenfalls, dass da in der Nord schnell reagiert und das Banner behalten wurde.
  • That being said: Böller und brennende Fackeln in Menschenmengen zu werfen oder zu schießen ist komplette Scheiße und durch nichts zu rechtfertigen. Dies ist keine neue Erkenntnis und geht selbstverständlich in alle Richtungen, im Stadion aber in erster Linie an den Gästeblock. Gute Besserung an den verletzten FCSP-Fan.
  • Ebenso gilt es auch für unsere Leute, die ähnliches wohl vom Dach der Rindermarkthalle aus versuchten. (Mopo)
  • Das „Lichtenhagen“-Banner so prominent in der Kurve zu platzieren, wie es bei anderen Spielen eben nicht verwendet wird, ist dumme und durchschaubare Provokation auf dem Rücken von Opfern rassistischer Gewalt (jaja, ist nur ein Stadtteilbanner…) und sollte bei Hansa auch mal diejenigen zum Nachdenken bringen, die dort ja durchaus dazu in der Lage sind.
    Ich persönlich finde „Nazischweine“-Rufe bei Böllerwürfen zwar eher falsch und unpassend, aber so öffnet man diese Einfallschneise eben auch immer wieder bereitwillig.
  • Sich mit Dynamos „Toilettenmonster“ auf eine Stufe zu stellen und die Sanitäranlagen zu zerstören, sollte Hansa peinlich genug sein – mit Keramikteilen auf andere zu werfen und dann eben auch zu verletzen ist alles andere als im Hooligan-Ehrenkodex verschriftlicht.
    Gute Besserung an den verletzten Ordner.
  • Wenn man dann später in der U-Bahn die Notbremse zieht (Abendblatt Print) und deswegen den Zug verpasst und zwei weitere Stunden am Hamburger Hauptbahnhof verbringen darf… naja, herzlichen Glückwunsch.

Fazit: Es wäre zu hoffen, dass die Kogge tatsächlich versenkt wird und wir um diese zwei Spiele nächste Saison herum kommen – die sind tatsächlich noch nerviger als die Derbys.
Auf vielfache Nachfrage hier noch der gestern gespielte Gästesong: „JEANS TEAM – Bomberjäckchen“

Links:
– „Immer wieder Hansa“ – MillernTon
Abendblatt (€)
MOPO

Oke Göttlich im Sportclub

Unser Vereinspräsident war gestern zu Gast im NDR Sportclub. Dabei ging es selbstverständlich zunächst um die gestrigen Vorfälle abseits des Platzes.
Anschließend wurde kurz über den Trainerwechsel gesprochen, bei dem es dann einen kleinen Seitenhieb in Richtung Timo Schultz gab (Göttlich auf die Frage, welchen Anteil die Winter-Neuzugänge am aktuellen Erfolg haben: „Wie viel Anteil hatte Fabian Hürzeler als Co-Trainer bereits an den Erfolgen, die wir unter Timo Schultz feiern durften?“). Das ist imho ähnlich müßig wie die umgekehrte Frage, ob es unter Schultz mit den jetzigen Neuverpflichtungen nicht auch so gut hätte laufen können, beide Fragen kann man nicht ansatzweise seriös beantworten (und daher sollte dieses Fass einfach nichtmal aufgemacht werden).

Interessanter dann der anschließende Teil, in dem es um die aktuelle Diskussion bei der DFL in Bezug auf Investoren ging – hier wagte Göttlich die Prognose, dass es bei den gegenwärtigen Überlegungen wohl eher nicht dazu kommen würde, die dafür nötige 2/3-Mehrheit dafür zusammen zu bekommen. Im Kern geht es um die Veräußerung von zukünftigen Medienerlösen, was ja (meine persönliche Ergänzung) allein schon deshalb ein Unding wäre, weil dadurch Gelder an aktuelle Vereine ausgegeben werden, die davon zukünftig evtl. gar nicht mehr partizipieren würden. // NDR (11min)

Lage der Liga

Freitag

Ein Wochentag für den Abstiegskampf:
Fortuna Düsseldorf besiegt Eintracht Braunschweig (ungefährdet mit 3:1 (2:0) und kann dabei sogar noch einen von Rouwen Hennings (Neues von den Alten: 1) verschossenen Foulelfmeter und ein kurioses Gegentor verschmerzen, bei dem Torwart Kastenmeier mit dem Ball rückwärts über die Linie gerät – was dann aber erst der VAR bemerkt. / Sportschau Highlights

Parallel dazu besiegt der Karlsruher SC den SSV Jahn Regensburg mit 1:0 (1:0) – und so sehr dies die Sorgenfalten im Wildpark entspannt, so sehr verschlimmert das die Situation beim Jahn, wo man jetzt aus den letzten neun Spielen nur zwei Punkte geholt hat. / Sportschau Highlights

Samstag

Gleiche Konstellation und gleiches Ergebnis auch beim 1. FC Nürnberg gegen den SV Sandhausen. Im Duell der neuen Trainer behielt hier Dieter Hecking ebenfalls mit 1:0 (0:0) die Oberhand über Tomas Oral. Der entscheidende Treffer fiel allerdings erst in der 86. Minute durch einen Foulelfmeter, die Rote Laterne bleibt damit vorerst beim SVS. / Sportschau Highlights

Der 1. FC Kaiserslautern meldet sich nach zwei 1:0-Niederlagen zurück und besiegt die SpVgg Fürth mit 3:1 (1:0). Bitter für Fürth dabei, dass man trotz Gelb-Rot in der 29. Minute in Hälfte zwei noch zum Ausgleich kam (62.), Lautern dann aber in den Minuten 66 und 69 per Doppelschlag das Endergebnis herstellte. / Sportschau Highlights

Holstein Kiel holte gegen den SC Paderborn ein 1:1 (0:1) und verhinderte mit dem Ausgleich (66.), dass der SCP größeren Druck auf die Aufstiegsränge ausüben konnte. Nach vier Siegen in Folge ein Dämpfer für den SCP, verletzt ausscheiden musste bei unserem nächsten Gegner zudem Vorlagengeber Robert Leipertz. / Sportschau Highlights

Im Abendspiel empfing das verletzungsgeplagte Darmstadt 98 als Tabellenführer den Hamburger SV und trennte sich 1:1 (0:1). Die Gäste konnten durch Königsdörffer früh (5.) in Führung gehen, der trotz bereits vorher durchaus vorhandenen Chancen erst in der 81. Minute durch Stojilkovic ausgeglichen wurde. Die vier Punkte Vorsprung für die Lilien bleiben also bestehen. / Sportschau Highlights

Sonntag

Arminia Bielefeld empfing den 1. FC Heidenheim, der die Punkteteilung des Vorabends natürlich ausnutzen wollte – und dies mit einem 0:1 (0:0)-Auswärtssieg auch tat. „Schmeichelhaft“ sei der Sieg durch ein Tor von Schimmer in der 70. Minute gewesen, drei Punkte gab es trotzdem, womit die Arminia außerdem auf dem Relegationsrang bleibt. / Sportschau Highlights

Last but not least hatte Hannover 96 im Niedersachsenstadion ein gefühltes Auswärtsspiel gegen 13.000 Fans des 1. FC Magdeburg. Die konnten am Ende auch über einen 1:2 (0:0)-Auswärtssieg jubeln, bei dem Hannover nach dem Rückstand durch Atik in der 48. Minute sich durch Gelb-Rot für Kunze dezimierten (55.) und nach dem 0:2 nur noch verkürzen konnten.
Während Magdeburg so den Abstand nach unten auf vier Punkte schrauben konnte, sind es für Hannover „nur“ noch neun Punkte. War man auf Platz 5 mit Blickrichtung nach oben in die Winterpause gegangen, so holte man aus den fünf Spielen in diesem Kalenderjahr nur einen einzigen Punkt und muss langsam aufpassen, nicht noch unten rein zu rutschen. / Sportschau Highlights

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord (m/w)

1. Frauen verliert 3:0 in Meppen

Das war dann leider nüscht: Die Reise ins Emsland endete mit einer 3:0 (1:0)-Niederlage.
Dank des starken Zwischenspurts zum Jahresende 2022 wird das Team mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben, die bis dato punktgleichen Meppenerinnen jetzt aber wieder davonziehen lassen zu müssen, war sicher nicht geplant.
Besser machen kann man dies schon nächsten Sonntag (13.00h) in der Feldarena gegen Holstein Kiel.
/ Fotos: Matthias von Schramm (FB)

U23 siegt mit 1:0 bei Teutonia

Immerhin knapp 700 Menschen waren gestern an der Hoheluft beim Heimspiel von Teutonia gegen unsere U23. Die sahen eine torlose erste Hälfte, ehe Winter-Neuzugang Julian Ulbricht in der 66. Minute den Ball zum umjubelten Siegtreffer nach einer Ecke über die Linie grätschte. Apropos Ecken: 15:2 für Teutonia – aber wir haben eben eine genutzt.

Junioren Bundesligen

Nee, das war jetzt nicht der erfolgreichste Samstag aller Zeiten für das NLZ:

A-Jugend Bundesliga

Die U19 hatte mit dem Spiel bei Tabellenführer Hertha BSC auch das dickste Brett der Saison zu bohren und ging dabei durch Bennet Winter sogar nach einer Viertelstunde mit 1:0 in Führung.
Drei Minuten vor Schluss traf Winter erneut – allerdings hatte die Hertha zwischendurch fünf Tore erzielt und so ging es mit einer 5:2 (2:1)-Niederlage im Gepäck wieder gen Hamburg.
Zwei Punktspiele stehen noch an, kommenden Samstag (11.00h) geht es gegen RaBa Leipzig, die aktuell zwei Punkte weniger auf dem Konto haben – mit einem Heimsieg bliebe man in der Abschlusstabelle also definitiv vor denen.

B-Jugend Bundesliga

Die U17 empfing den Chemnitzer FC und gegen den Tabellennachbarn gab es ein Duell auf Augenhöhe, welches torlos in die Pause ging. Nach dem Seitenwechsel trafen die Gäste in der 58. & 61. doppelt und der FCSP konnte durch Max-Adrian Donel Mbodje (64). nur noch verkürzen.
Ein Saisonspiel steht noch aus, nächste Woche geht zu Hertha BSC. Unabhängig vom dortigen Ergebnis, wird es am Ende ein Tabellenplatz im gesicherten Mittelfeld werden, bisher stehen 24 Punkte aus 15 Spielen in der Tabelle.

Eine kleine Sensation gelang dabei am Wochenende dem Niendorfer TSV: Der überlegene Tabellenführer, VfL Wolfsburg, wurde am Sachsenweg mit 2:1 bezwungen. In der 17er Liga steigen sechs(!) Teams ab, aktuell liegt der NTSV vor Rostock, Meppen, Aue und Jena, hat aber noch zwei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer und den 1. FC Magdeburg. Bei eben diesem trägt man am kommenden Mittwoch ein Sechs-Punkte-Spiel aus.

Döntjes

3. Liga Watch

Die SV Elversberg marschiert weiter, auch wenn es gegen Dynamo Dresden nur zu einem 1:1 reichte. Noch 14 Spieltage, weiterhin 17 Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang.
Auf diesem liegt jetzt der VfL Osnabrück, der gewann das Sechs-Punkte-Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden mit 4:1 und konnte somit den Rückstand auf den direkten Aufstiegsplatz auf vier Punkte verkürzen.

Ein Punkt für den SV Meppen durch ein 0:0 beim MSV Duisburg klingt jetzt erst mal gar nicht so schlecht – durch das 4:0 des BVB II und das 5:3 der SpVgg Bayreuth gegen den FSV Zwickau ist es aber trotzdem zu wenig.
Immer noch besser aber natürlich, als 2:1 beim SC Verl zu verlieren, wie es der VfB Oldenburg tat. Zudem musste Christopher Buchtmann nach einer halben Stunde verletzt ausgewechselt werden. Die beiden Teams haben somit aktuell drei bzw. vier Punkte Rückstand auf den Klassenerhalt und würden somit die Anzahl der Absteiger in die Regionalliga Nord um zwei erhöhen.

Neues Stadion für den VfB Oldenburg?

Gehen wir mal davon aus, dass dem VfB der Klassenerhalt noch gelingt, so muss man sich in den nächsten Jahren zwingend auch stadiontechnisch auf die 3. Liga einstellen, die Flutlichtproblematik (nicht machbar, weil blendet evtl. Autofahrer auf der daneben liegenden Autobahn) hatten wir hier ja schon mehrfach erörtert. Den aktuellen Stand dazu, die Ansicht der Bürgerinitiative und vieles mehr findet Ihr beim Deutschlandfunk.

Congratulations, Celtic FC!

Der erste Titel der Saison ist eingetütet:
Im Finale des Liga-Pokals wurde der Ortsrivale mit 2:1 besiegt.

Celtic captain Callum McGregor lifts the trophy at the final whistle as Celtic beat Rangers 2-1 in the Viaplay League Cup Final at Hampden Park on February 26, 2023 in Glasgow
„Da is‘ dat Ding!“ Callum McGregor reckt den Pott in die Höhe.
// (c) Mark Runnacles/Getty Images via OneFootball

Zu guter Letzt

„Den kenn‘ ich doch, dem geb‘ ich den Ball…“
Jared Stroud spielte bis November noch für Austin… und erzielte jetzt etwas unerwartet für sein neues Team in der 78. Minute den Ausgleich. Für die Gastgeber kam es noch schlimmer, in der 86. Minute kassierten sie den Treffer zum 2:3-Endstand. // Twitter

Forza St. Pauli!
// Maik

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

MillernTon auf BlueSky // Mastodon // Facebook // Instagram // Threads // WhatsApp // YouTube

Print Friendly, PDF & Email

4 thoughts on “Lage am Millerntor – 27. Februar 2023

  1. Zu „Neben dem Platz“
    „Nazischweine“ als Gegenruf. Hmmm, ja. Du hast sicher Recht. Genau so wie das „Scheiss St. Pauli“ mitsingen sind Antworten die nicht wirklich konstruktiv sind. …das eine wird der Sache die wir gestern erlebten nicht gerecht. …das andere wurde gestern nur einmal und angestimmt und die Nord scandierte es dann selbst vier- fünfmal. ABER, die Nord ist der Block (Mal abgesehen von H) der am
    wenigsten organisiert ist. Und was ruft man dann? …gerade wenn man in Nebel eingehüllt wird, Böller knallen und man vorher die Sonnenblumen/Lichtenhagen gesehen hat. Schwierig. Gerne hätte ich was anderes gerufen als „Nazischweine“, auch weil mir das (wie Bomberjacken sind rechts) zu einfach ist, aber ohne das hätte ich mich hilflos gefühlt. Das (was ruft man) ist ein Punkt der zwischen den Blöcken gerne Mal mehr organisiert werden dürfte. Leider hat die Nord dabei auch das allgemeine Support-Problem, dass man bei einem lauten Fanblock die Süd nicht immer gut mitbekommt.

  2. … Ein anderer Fußball ist möglich … der FC St. Pauli kann seine Besucher nicht schützen …

    Mit etwas Abstand und nicht tragen der Vereinsbrille des „Ach-so-anderen-Vereins, ist die Analyse doch recht ernüchternd. Der Bogen ist endgültig gestern überspannt worden.

    Fakten.
    Das Böller in die anliegenden Bereiche des Gästeblocks geworfen werden, kein wirklicher Einzelfall.

    Das mittlerweile auch mit Leuchtfeuermunition auf die Besucher der Haupt- und auch Nordtribüne geschossen werden, also auch wo der Familienblock N1 platziert ist, scheint ja auf allmählich zum Repertoire dieser Krawallidoten zu gehören. Über das was auf dem Platz landet sprechen wir mal besser gar nicht.

    Es sind ja nicht nur die Besucher sondern auch die vielen Mitarbeiter wie Security & Co. die hoffentlich wenigstens für Mindestlohn dort ihre Tätigkeit ausüben.

    Tabellenspitzenreiter der übelsten Gäste am Millerntor sind eindeutig Ost-Klubs. Rostock und Dresden führen mit Abstand die Tabelle an. Der letzte Besuch vom HSV hatte zu mindestens auch zwei Leuchtfeuerabschüsse in Richtung Haupttribüne dabei.

    Ist ist also nicht wirklich neu und überraschend was hier am Sonntag in einer neuen Stufe eskaliert ist.

    Der Sonntag und der Tag danach.

    Wer einen super Job gemacht hat, war die Polizei mit ca. 1.700 Einsatzkräften zzgl. Equipment. Kein Go für einen Fanmarsch. Vom Hbf Hamburg direkt zum Stadion und zurück. Exzellente Trennung. Als Klartext, vor dem Stadion war es sicherer als im Stadion !

    Da ja immer der moralisch korrekte FC St. Pauli bei Vorkommnissen mit der Polizei sofort lückenlose Aufklärung fordert. Das natürlich sehr medial wirksam, ist es doch recht ruhig was die Fragen bzgl. der Einlasskontrolle von den Gästen betrifft. Warum so eine Menge an Leuchtfeuermunition, Böller und & Co. überhaupt ins Stadion gelangen konnte. Es ist ja nicht so, das der FCSP Anhang aus lauter Engeln besteht die mit Pyrotechnik noch nie gearbeitet haben, man könnte ja auch mal seitens des FCSP auf die Idee kommen, die eigenen „Experten“ zu befragen was so die üblichen Tricks mit unerwünschten Mitbringseln sind.

    Aber was muß man lesen, bzw. frisch gestern im NDR Sportclub vom FCSP Präsidenten und seinem Hansa Kollegen hören ?
    Präsident Oke Göttlich wünschte den Betroffenen alles Gute und eine schnelle Genesung. „Unsere Gastfreundschaft wurde heute deutlich überstrapaziert“, sagte Göttlich, solch ein Verhalten sei nicht zu tolerieren. Er betonte, es habe im Vorfeld eine konstruktive Kommunikation mit allen Beteiligten gegeben, um Ausschreitungen rund um das Spiel zu verhindern. Göttlich dankte den Ordnungskräften im Stadion für ihren Einsatz und verurteilte die Vorfälle scharf. 

    Auch Robert Marien, Vorstandvorsitzender von Hansa Rostock, verurteilte die Vorfälle deutlich, er bezeichnete den Bewurf als „absolut asozial“ und wünschte den Verletzten ebenfalls gute Besserung. 

    Da beiden Klubs solche Vorfälle in ihren Stadien ja nicht wirklich fremd sind und nur zum ersten Mal am Sonntag passierten, sind diese Statements nicht als ein Geblubber und grenzen fast an Fahrlässigkeit und Respektlosigkeit an den Opfern.

    Gerade Oke Göttlich ist ja in den DFL Gremien unterwegs mit dem Credo „Ein anderer Fußball ist möglich“. Es wäre doch sehr chic, wenn es nicht nur um 50+1 gehen würden, sondern die Diskussion auch wie man seine Besucher vor Chaoten nachhaltig schützt erweitert.

    Die Konsequenzen dürfen durchaus „schmerzen“ und nicht nur durch lächerlich geringe Geldstrafen sanktioniert werden. Simple gesprochen nehmen ca. 1-2% die anderen 98-99% der friedlichen Stadionbesucher in, tja wie soll man es nennen, Geiselhaft ?

    Was gäbe den der Giftschrank an richtigen Maßnahmen her, wahlweise auch zu kombinieren.

    Möglichkeit 1. Tickets für sämtliche Auswärtsspiele von solchen Topklubs wie z.B. Dresden und Rostock werden für 5 Jahre nicht verkauft.

    Möglichkeit 2. Das funktioniert dann auch umgekehrt, das es für den FCSP Anhang auch keine Tickets für die Auswärtsspiele von bestimmten Risikobegegnungen gibt.

    Das ganze Geheule jetzt von den „Selbstgerechten“, das ist ja sippenhaft und bestraft ja auch die guten Fans, kann man nur empfehlen sich die Opfer anzusehen, vor Ort über Wochen zu betreuen um wieder mit der Situation klarzukommen, wenn sie überhaupt noch mal in ein Stadion gehen können/wollen. Das Ganze weil völlig im Kopf verpeilte Typen meinen sie können sollte Aktionen machen und es gehört zum Spiel. Nein, gehört es nicht. Das dazu dann diesen Typen dann auch noch von der schweigenden Mehrheit gedeckt werden, ist dann auch kein wirkliches Argument mehr. Die eingesetzte Videotechnik in den Stadien gibt genügend Material her. Es liegt nur an den Verantwortlichen in den Klubs endlich zu handeln.

    Möglichkeit 3. Die speziellen Klub-Kandidaten deren Anhang solche Chaos quer durch die Republik veranstalten, tragen die kompletten Kosten für Polizei und Rettungskräfte. Bsp. Hansa Besuch vom Sonntag. 1.700 Beamte x 16 Std. Einsatzzeit (inkl. An-/ Abreise, Vorbereitung ) = 27.200 Std., davon 50% als Mehrarbeitszuschlag am Sonntag wie in anderen Jobs auch. Das wären dann bei einem Stundensatz von sagen mir mal ca. 30€ bei ca. 816.000€ ohne Sonntagszuschlag.

    Einsatz Equipment Transportfahrzeuge, für die Klimafreunde dann auch noch der unnötige CO2 Ausstoß für die ganzen Transportwege, Versorgung der Einsatzkräfte vor Ort, Übernachtungen etc.. Seien wir großzügig, und nehmen mal um weitere 200.000 € dazu.

    Dieses Spaßbefreite Verhalten einer kleinen Gruppe darf also pro Risikospiel mit ca. 1 Million € aus Steuergeldern unterstützt werden. Nicht das einem dabei die Idee kommt, man könnte diese Gelder auch für was anderes nutzen, oder auch die Kapazitäten besser einsetzen für Aufdeckung von kriminellen oder politischen Vereinigungen wie Clans und radikalen Gruppen.

    Dazu kommt dann noch der Aufwand des HVV und DB für diese lustige Idee die Notbremse in der U-Bahn zu betätigen was zur Folge hatte das der Zug nach Rostock nicht erreicht werden konnte. Über die Auswirkungen auf die anderen Fahrgäste des HVV garnicht zu sprechen.

    Fazit
    In dem Sinne sollte gerade der FCSP endlich in den DFL Gremien endlich für Maßnahmen einsetzen die Wirkung zeigen und nicht dieses ewige Betroffenheitsgefasel von sich geben. Der FCSP setzt doch so gerne Zeichen, hier ist die Möglichkeit diese wahnsinnigen Gewaltspirale im deutschen Fußball entgegen zu setzen.

    Ein anderer Fußball möglich, oder ?

  3. Andy, du hast alles gesagt,was mir zu dem Thema gestern während- und nach dem Spiel durch den Kopf ging. Allein die never ending story betreffs der Einlasskontrollen…

  4. Danke, Andy, volle Zustimmung, vielleicht ergänzt noch um eine Live-Beobachtung aus der Nord: Unbeteiligte Menschen standen in völligen Nebel ohne irgendeine Sicht und erlitten schwere Panikattacken. Weinend suchten Menschen nach dem Ausgang und mussten das Spiel noch vor Wiederanpfiff, als der Dunst sich langsam legte, verlassen. Das ist vollkommen inakzeptabel. Ich hätte mir von dem Schiedsrichtergespann einen sofortigen Spielabbruch gewünscht, schon aus Respekt und Solidarität für die, die aufgrund der Gewalttaten nicht mehr dabei sein konnten.

    Menschen die kriminelle Handlungen im Schutz ihrer Kurve ausüben und hierdurch Leib und Leben unbeteiligter Personen gefährden, müssen staatlich zur Verantwortung gezogen werde! Egal welche Farben sie tragen. Und wenn eine Kurve aus ideologischen Gründen nicht bereit oder in der Lage ist, diesen Menschen Einhalt zu gebieten und sie der Polizei zu übergeben, dann hat auch die Kurve ihre Legitimation verloren, unbehelligt gelassen zu werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert