Lage am Millerntor – 22. März 2023

Lage am Millerntor – 22. März 2023

Länderspielpause, durchatmen beim FC St. Pauli. Wir schauen daher heute (leider) verstärkt auf Schiedsrichter und die Aufstiegssituation in den Regionalligen.

FCSP News

5:0 in Sandhausen

Auf manches kann man ja auch länger zurückblicken bzw. -hören: Der „If you can hear us“-Podcast (Deutsch, 39m) behandelt das Spiel auf Deutsch (39min), während „Fell in Love with a Girl“ (1h02m) und „Welcome to Hell“ (37min) gleiches auf Englisch tun.
Schriftlich zusammengefasst gibt es das Spiel im South End Scum-Bericht (Englisch).

Kollaustraße

Aufgrund der Länderspielreise (Details siehe gestern) wird der Trainingskader aktuell aus dem NLZ verstärkt. // Twitter

Lage der Liga

Kommen ein Werder-Fan und ein St. Paulianer in eine HSV-Kneipe…
Ach komm, Länderspielpause. Da kann man sich auch mal etwas ausführlicher mit dem Hamburger SV beschäftigen! In „Talking Fussball – Aufstieg“ spreche ich ja regelmäßig mit Nik und Jasmine auf Englisch über die 2. Liga. Da Jasmine verhindert war, durften Nik (seines Zeichens Werder-Fan aus Norwegen) und meine Wenigkeit uns mal etwas ausführlich mit all dem beschäftigen, was den HSV für uns seit inzwischen fünf Jahren so liebenswert macht.
41 Minuten voller Lebensfreude (Spotify), hört rein.

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord (w)

Der Spielbericht unserer 1. Frauen vom 2:0 in Osnabrück ist online, inkl. kurzen Hosen im Bus, einer gut gekühlten Beule und der entscheidenden Besprechung im Anstoßkreis vorab.
Auch bei Matthias von Schramm könnt Ihr das Spiel nochmal nachlesen.

Und wer sagt überhaupt, dass eine Länderspielpause ohne Test gegen Werder erlaubt ist? Ist auch egal, denn während die Profis ja nun plötzlich gegen Hannover testen, testen die 1. Frauen am Gründonnerstag in Ostereistedt(!) (bei Zeven) gegen die Bremerinnen. (Instagram)

Döntjes

Schiedsrichter beim FC Hamburger Berg verprügelt

Der FC Hamburger Berg kämpft aktuell in der Kreisliga 5 gegen den Abstieg. Prominenteste Person des Teams, welches letztes Jahr durch seine erfolgreichen Spiele im Pokal Schlagzeilen machte, ist Spielertrainer und Ex-St. Paulianer Morike Sako.
Heute macht das Team wieder Schlagzeilen – allerdings weniger positiv. Beim Spiel am Sonntag gegen den SV Lohkamp geriet man in der Nachspielzeit durch einen Strafstoß in Rückstand, in dessen Folge es zu einer Eskalation und zu einer Gelb-Roten Karte gegen den Torhüter kam.
Dies alles hätte wohl noch nicht zu Schlagzeilen geführt, anschließend aber wurde der Schiedsrichter verprügelt, wohl von eben jenem Torwart, und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Das Spiel wurde abgebrochen.

Der FC Hamburger Berg distanzierte sich von der Gewalt und kündigte an, alle Personen die an der physischen Gewalt gegen den Schiedsrichter beteiligt waren aus dem Verein auszuschließen. Sollte der Hamburger Fußballverband einen Spieler mit einer Sperre von mehr als sechs Monaten belegen, gibt es zusätzlich auch noch einen Punktabzug. // Abendblatt (€) / Mopo (€) / Fussifreunde

Bodycams für Schiedsrichter

Ähnliches Thema, anderes Land: In den Amateurligen Englands werden aktuell Bodycams getestet, die die Schiedsrichter gegen Gewalt schützen sollen.
Traurig, dass sowas nötig zu sein scheint, aber… siehe oben.
Im Deutschlandfunk nimmt u.a. auch Alex Feuerherdt (Collinas Erben) dazu Stellung und es wird außerdem ein Nebenaspekt beleuchtet, wie Kameras auch im Profibereich für Trainingszwecke genutzt werden könnten, wo die Gewalt ja eher kein Thema ist. Thema ist auch ein Bericht der BBC aus Februar, in dem es um die Erfahrungen von Schiedsrichtern im Amateurbereich geht.

„The impossible job“ – Schiedsrichter in der Premier League

Gleiches Thema, gleiches Land:

„In theory, football is a simple game. In practice, not so much. The game only has 17 laws, but the rulebook runs to more than 100 pages. Today’s Premier League referees have to make about 300 decisions per game.“

The impossible job: inside the world of Premier League referees – The Guardian

In diesem Longread im The Guardian wird anhand einer Entscheidung von Darren England im Premier League-Spiel zwischen Fulham und Newcastle die Komplexität der Anforderungen an Schiedsrichter aufgezeigt. Vielleicht nimmt man beim Lesen auch mit, dass der subjektive Eindruck, man selbst habe immer die schlechtesten Schiedsrichter, gar nicht stimmt – denn absichtlich falsch entscheidet niemand. (Hoyzer bestätigte die Regel, zugegeben.)
Fehler sind menschlich, sie passieren, auch auf höchstem Niveau. Während Stürmern aber jeder Fehlschuss verziehen wird (der ja auch oftmals auf falschen Entscheidungen beruht), ist jede falsche Schiedsrichterentscheidung nichts anderes als der größte Skandal. Insbesondere und gerne auch auf Amateurplätzen, wo Spieler in aller Regel sogar mehr falsche als richtige Entscheidungen treffen.

Manchester United – FC Fulham

Apropos Fulham: Am Sonntag trat der FFC im FA-Cup Viertelfinale im Old Trafford an und führte durch ein Tor in der 50. Minute mit 1:0, als man in der 70. Minute in einen Konter lief (YouTube, ab 2m20s).

Dessen Abschluss klärte Willian auf der Linie zur Ecke – doch dies geschah mit der Hand und der VAR meldete sich. Es folgen wilde fünf Minuten. Noch während der VAR-Prüfung beglückt Fulham-Trainer Marco Silva den Schiedsrichter mit unfreiwillig eingesandtem Feedback, was diesen zu einer Roten Karte verleitet. Die muss er dann natürlich auch Willian für seinen Klärungsversuch geben – und Torschütze Mitrovic ist so außer sich, dass er sich zu einer Schubserei gegen den Schiedsrichter hinreißen lässt und ebenfalls mit Rot bedacht wird.

Schiedsrichter Chris Kavanagh zeigt Fulhams Aleksandar Mitrovic aus sehr kurzer Distanz die Rote Karte.
„Mein Tanzbereich – Dein Tanzbereich“ Schiedsrichter Chris Kavanagh und Fulhams Aleksandar Mitrovic.
// (c) PAUL ELLIS/AFP via Getty Images via OneFootball

Drei Rote Karten aufgrund einer Szene, muss man auch erst mal schaffen.
Fünf Minuten nach der eigentlich gegebenen Ecke geht es dann mit Strafstoß weiter – der wird verwandelt und United gewinnt gegen neun Mann am Ende mit 3:1.

Erlinghausen gegen Erkenschwick

So, genug mit Schiedsrichtern und England, ab zu den wirklich heißen Pflastern: In der „Lage“ vom 12. Dezember und vom 7. Februar hatten wird den „Gewaltico“ schon angeteasert, die 11Freunde (€) hat jetzt tatsächlich ihre allerhärtesten Danger-Seeker entsandt: Rot-Weiß Erlinghausen (7. Liga) gegen Spielvereinigung Erkenschwick (6. Liga), das Viertelfinale im Westfalenpokal, ausgetragen an neutralem Ort in Marsberg vor 600 Maschinen. Waffen und Pyrotechnik waren explizit verboten…
Die Einlasskontrollen waren hart – Frauen durften in Ermangelung weiblicher Security aber so rein.
Und am Ende natürlich viel heiße Luft, keine Gewalt.
„Westlich von Arnsberg – kennt euch keine Sau!“ als Tapete und Gesang – mehr passiert nicht. Die Gäste gewinnen mit 3:2, auch dank 50 Minuten Überzahl. Sie ziehen ins Halbfinale ein und reisen Mitte April zum Delbrücker SC.

Wuppertaler SV sechs Monate ohne Heimspiel

Der Wuppertaler SV hat dieses schmucke „Stadion am Zoo“, mit der einprägsamen Haupttribüne und den einst höhergelegten Kurven des ehemaligen Radstadions.
Aufgrund von umfangreichen Arbeiten ist das Stadion nun vorerst nicht mehr nutzbar, für die verbliebenen drei Heimspiele der Saison zieht man ins etwa 50 Kilometer entfernte Oberhausen um. Ob dies auch die Spielstätte in der neuen Saison sein wird, ehe man etwa im Oktober zurück kann, ist noch nicht geklärt. // kicker

Aufstieg in die 3. Liga

Ich gebe zu, die Idee zu dieser Auflistung entstammt einer Zeit, in der eine Partizipation des FCSP in der kommenden Drittligasaison noch möglich erschien. Aber egal, ich will nicht meckern – schauen wir trotzdem drauf.

Regionalliga Nord

Die Lizenz beantragt haben (Angaben für alle Ligen nach liga3-online.de):

  • VfB Lübeck (1. Platz, 55 Punkte)
  • Hannover 96 II (3. / 45P)

Der Meister der RL Nord steigt in dieser Saison direkt auf.
Lange Zeit sah es so aus, als würde der VfB Lübeck souverän durchmarschieren, ehe die U21 des Hamburger SV sich langsam heranpirschte. Als die Lübecker am vergangenen Wochenende beim FCSP verloren, konnten sie dies trotzdem komplett entspannt tun, denn der HSV hat nun wohl doch keine Lizenz für die 3. Liga beantragt.
Einziger anderer Nordverein, der dies getan hat ist Hannover 96 – wohlgemerkt mit der U23.
Angesichts von immer noch zehn Punkten Rückstand ist aktuell allerdings realistischer, dass man sich mit dem Profiteam nächste Saison in der 3. Liga wiederfindet, das hat nämlich in der 2. Liga nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang.
Nicht ganz auszuschließen hingegen, dass dem VfB die Lizenz aus wirtschaftlichen Gründen verwehrt wird… wenn die Profis von 96 dann auch noch absteigen sollten, stünde die Nord-Staffel ohne Aufsteiger da und die PlayOffs (siehe weiter unten) würden wohl entfallen.
Prognose: Am Aufstieg des VfB Lübeck dürfte kein Zweifel bestehen – so die Lizenz wirtschaftlich erteilt wird.

Regionalliga West

Die Lizenz beantragt haben:

  • Preußen Münster (1. / 62P)
  • Borussia Mönchengladbach II (2. / 51P)
  • Wuppertaler SV (3. / 50P)

Ähnliche Situation auch hier: Preußen Münster marschiert souverän vorneweg, trotz einem Spiel weniger beträgt der Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach II komfortable elf Punkte.
Nebenbemerkung: Der SV Straelen, bekanntlich DFB-Pokalgegner des FCSP in Runde 1, steht mit 13 Punkten aus 27 Spielen am Tabellenende. In 2-3 Spieltagen dürfte der Abstieg auch rechnerisch feststehen.
Prognose: Kein Zweifel, Preußen wird den direkten Aufstiegsplatz einnehmen.

Regionalliga Südwest

Die Lizenz beantragt haben:

  • SSV Ulm 1846 (1. / 52P)
  • FC Homburg (2. / 44P)
  • Kickers Offenbach (3. / 43P)
  • TSV-Steinbach-Haiger (4. / 42P, noch ein Nachholspiel)
  • TSG Balingen (5. / 41P)
  • TSG Hoffenheim II (6. / 39P)

Welcome back, SSV Ulm 1846!
Vereine wie der FC Homburg, Kickers Offenbach und FSV Frankfurt wären allesamt gerne in der Situation des SSV, der aktuell mit acht Punkten Vorsprung die Tabelle anführt und somit am Saisonende sehr wahrscheinlich direkt in die 3. Liga aufsteigen wird.
Ganz andere Sorgen haben übrigens der VfR Aalen, Hessen Kassel und die Aufsteiger Wormatia Worms und Eintracht Trier, die allesamt noch tief im Abstiegskampf stecken.
Prognose: Ulm steigt auf.

Regionalliga Nordost

Die Lizenz beantragt haben:

  • Rot-Weiß Erfurt (1. / 51P)
  • Energie Cottbus (2. / 49P)
  • VSG Altglienicke (3. / 45P, noch ein Nachholspiel)
  • Carl Zeiss Jena (4. / 44P)
  • BFC Dynamo (5. / 40P)
  • Lok Leipzig (6. / 40P)
  • Chemnitzer FC (7. / 39P)

Und damit zu den beiden Ligen, die diese Saison in den Aufstiegsspielen aufeinandertreffen:
Rot-Weiß Erfurt ist im Nordosten aktuell Tabellenführer, Energie Cottbus und VSG Altglienicke haben aber noch realistische Chancen dies zu ihren Gunsten zu ändern.
Direkt absteigen dürfte hier übrigens TeBe Berlin. Ganze neun Punkte aus 23 Spielen bedeuten mit großem Abstand den letzten Platz.
Prognose: Vielleicht ist hier der Wunsch eher Vater des Gedanken, aber Aufsteiger Erfurt wäre natürlich alleine schon aufgrund des Trainers und Ex-St. Paulianers Fabian Gerber der Erfolg zu wünschen. Insbesondere auch im direkten Vergleich zu Cottbus und Claus-Dieter Wollitz.

Regionalliga Bayern

Die Lizenz beantragt haben:

  • SpVgg Unterhaching (1. / 63P)
  • Würzburger Kickers (2. / 56P)
  • Bayern München (4. / 48P)

Tabellarisch dürfte der Gegner für den Nordost-Vertreter seit dem Wochenende feststehen, die SpVgg Unterhaching besiegte Verfolger Würzburger Kickers im direkten Duell mit 3:0 und dürfte mit nun sieben Punkten Vorsprung sich die Aufstiegsspiele nicht mehr nehmen lassen.
Allerdings sind da erhebliche Nebengeräusche im Spiel (siehe Lage von gestern), die sich um den Verkauf des Hachinger Sportparks drehen – was im worst case sogar einen Verlust der Spielstätte mit sich bringen könnte. Da die SpVgg den Sportpark und die Randbebauung auch sonst für die Erreichung der wirtschaftlichen Ziele benötigt, hängt an dieser Entscheidung weit mehr als nur die Frage „Besitzer oder Mieter“, im Zweifel entscheidet sich daran auch die Lizenz. Immerhin: Nach dem Aufschrei scheint die Tendenz nun doch in Richtung SpVgg zu gehen (Merkur).
Prognose: Komm schon, Gemeinde Unterhaching. Bei der Wahl zwischen alteingesessenem Sportverein und einem unbekannten Neuling mit unklarer Zukunftsprognose kann es keine zwei Meinungen geben. Dann klappt es auch mit den Aufstiegsspielen.

Die Aufstiegsspiele finden wahlweise am 1. und 5. Juni oder am 7. und 11. Juni statt, je nach dem, ob eines der beteiligten Teams am 3. Juni beim Finaltag der Landespokale im Einsatz ist. Im Hinspiel hat der Vertreter der Regionalliga Nordost Heimrecht.

Zu guter Letzt

Einen guten Torjubel sollte man sich nicht durch Fakten zerstören lassen. // Twitter
(OKF-Warnung.)

Forza St. Pauli!
// Maik

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3 thoughts on “Lage am Millerntor – 22. März 2023

  1. Mal so in die Runde gefragt. Dürfte H96 II denn überhaupt aufsteigen. Müssen da nicht zwei Ligen zwischen 1. und 2. Mannschaft eines Vereins liegen – zumindest in den höheren Spielklassen?

    1. Ah, guter Punkt.
      Ja, dürften sie. Und zwar (Achtung, jetzt wird es bekloppt) weil die erste Mannschaft in der DFL und die zweite im DFB kickt. Das ist erlaubt.
      Anders verhält es sich, wenn das höhere Team in der 3. Liga (DFB) spielt. Dann darf die II. nicht in der Regionalliga spielen, sondern maximal in der Oberliga.

      (Ich beschreibe nur, ich kann da nichts für…)

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