Am Sonntag empfängt der FC St. Pauli mit dem 1. FC Magdeburg einen spielfreudigen und stark in die Saison gestarteten Gegner. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Böhmer)
Hört gerne in das kurzweilige „Vor dem Spiel“-Gespräch von Michael mit FCM-Fan Jan rein. Da auch der Gästeblock voll ist, wird das Millerntor am Sonntag ausverkauft sein.
Ein Blick zurück
So oft sind sich der FC St. Pauli und der 1. FC Magdeburg noch gar nicht begegnet. Sieben Mal spielten sie gegeneinander. Und nur ein einziges Mal gewann der FCSP nicht. Doch für Magdeburg war dieser Punktgewinn alles andere als ein Erfolg: Am 38. Spieltag der Saison 06/07 gastierte der bereits aufgestiegene FCSP in Magdeburg, die ihrerseits mit einem Sieg hätten aufsteigen können. Das Spiel endete 1:1. Schade, Magdeburger Jungs…
Ein sehr besonderes Aufeinandertreffen gab es zu Beginn der Saison 21/22, als der FC St. Pauli in der ersten Runde des DFB-Pokals zwar mit 3:2 gewann, der FCM das Team von Timo Schultz aber ziemlich an die Wand spielte (Rautendämmerung?). Magdeburg stieg am Ende dieser Saison auf und so trafen beide Teams letzte Saison in der 2. Liga aufeinander. Im Hinspiel stand es bereits zur Halbzeit 2:0 und dieses Mal war es der FCSP, der dominierte (Spielbericht). Im Rückspiel lag der FC St. Pauli lange hinten, konnte das Spiel dann aber durch Tore von Irvine und Medic kurz vor Schluss noch drehen (an den Grundfesten rüttelnd) und hielt damit eine beeindruckende Siegesserie am laufen.
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Beim FC St. Pauli werden sicher Etienne Amenyido und Maurides fehlen. Amenyido machte in dieser Trainingswoche bereits wieder erste Spielformen mit dem Team mit, aber ein Einsatz kommt sicher noch zu früh. Maurides ist zwar an der Kollaustraße zu sehen und absolviert bereits wieder Ballübungen, braucht aber auch noch Zeit.
Ebenfalls nicht dabei sein wird Karol Mets. Er muss noch aufgrund seines Platzverweises im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf aussetzen. Spätestens durch den Abgang von Afeez Aremu wurde deutlich, dass der Kader des FCSP zahlenmäßig etwas dünn besetzt ist. 21 Feldspieler stehen im Kader. Drei fehlen sicher gegen Magdeburg, macht also 18 Feldspieler. Ein direkter Ersatz für Aremu soll wohl nicht verpflichtet werden. Laut Andreas Bornemann gibt es im Mittelfeld-Zentrum „fünf, sechs Spieler, die für diese zwei Positionen in Frage kommen“ (MOPO €). Der Kader bleibt also, besonders angesichts von drei Ausfällen gegen Magdeburg, etwas luftiger besetzt.
1. FC Magdeburg: Wer kann spielen, wer fehlt?
Für das Spiel beim FC St. Pauli, muss der 1. FC Magdeburg auf Ersatztorhüter Noah Kruth und Außenverteidiger Herbert Bockhorn verzichten. Der Trainingsplatz ist also relativ gut gefüllt. FCM-Trainer Christian Titz ist auf der Pressekonferenz der Respekt vor dem FC St. Pauli anzumerken (und auch, dass er sich mit der Spielweise des FCSP schon intensiv befasst hat):
„Wir wissen, dass wir auf eine sehr gute Zweitligamannschaft treffen (…), die sehr diszipliniert verteidigt, sehr kompakt steht und griffig in den Zweikämpfen ist. Gleichzeitig – und das ist das interessante an dieser Mannschaft – sind sie mit Ball sehr variabel, wollen versuchen das Spiel mit dem Ball zu kontrollieren. Da sind sie dann vorne auch mit schnellen und dribbelstarken Spielern besetzt. Deshalb wird es eine interessante Aufgabe sein.“
FCM-Trainer Christian Titz über den FC St. Pauli
Was hat der FCM zu bieten?
Einen richtig guten Saisonstart hat der 1. FC Magebdurg hingelegt. Zum Auftakt holte man einen Punkt in Wiesbaden, gewann dann zuhause gegen Braunschweig, im Pokal gegen Regensburg und zuletzt mit 4:2 in Kiel. Aktuell liegt der FCM auf dem zweiten Tabellenplatz. Das ist tatsächlich eine Position, in der nicht wenige das Team auch bereits vor der Saison gesehen haben. Wie ist es dem FCM gelungen hierhin zu kommen?
Keine Antwort auf die im letzten Absatz gestellte Frage kommt ohne den Namen Christian Titz aus. Der Magdeburger Trainer hat den FCM im Februar 2021 in äußerst misslicher Lage (Platz 18 in der 3. Liga) übernommen. Seitdem geht es nur noch nach oben. Das liegt zu einem großen Teil an der Spielidee, die Titz in Magdeburg umsetzt.
Ist das noch Magdeburg oder schon FCSP?
Die Grundformation, die der FCM spielt, ist ein 4-3-3. Aber wie auch beim FC St. Pauli gibt es viele Spielsituationen, in denen von einem 4-3-3 nicht mehr viel zu sehen ist. Die Spielidee von Titz basiert, wie auch jene von Fabian Hürzeler, auf Rotationen. In vorderster Reihe rotieren vier Spieler um einen zentralen Stürmer herum. Bei Ballbesitz schieben die beiden Achter hoch, vor allem der spielstarke Amara Conde. Im Sechserraum ist Daniel Elfadli zu finden, der den „schwimmenden Sechser“ gibt und aus der Innenverteidigung immer wieder hochschiebt ins Mittelfeld.
Smith heißt Elfadli, Hartel heißt Conde
Wenn ich den Namen Elfadli mit jenem von Eric Smith und den Namen Conde mit jenem von Marcel Hartel versehen würde, dann wird deutlich: Spieltaktisch sind Ähnlichkeiten zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC St. Pauli vorhanden. Hürzeler sagt dazu: „Ich glaube schon, dass es viele Elemente gibt, die ähnlich sind. (…) Die Flexibiliät, die Positionswechsel, die Breite im Spiel, den Ansatz viele Dinge spielerisch zu lösen – ich glaube, dass es da durchaus Gemeinsamkeiten in der Denkweise der Trainer gibt.“
Interessant ist, dass Hürzeler im Rahmen der Pressekonferenz erzählte, dass es zwischen FCM-Trainer Titz und ihm auch abseits der Spiele einen Austausch gibt.
Unterschied Torwartspiel
Einen großen Unterschied in den Spielideen und taktischen Ansätzen im Spielaufbau gibt es aber doch: „Das Torwartspiel. Wir ziehen Niko nicht so hoch in der Positionierung wie Reimann bei Magdeburg.“ Diese hohe Position von Torhüter Reimann mag auf den ersten Blick keine große Rolle spielen, aber Hürzeler erklärt, dass der FCM dadurch in anderen Bereichen des Spielfelds Überzahl-Situationen herstellen kann.
Dominik Reimann ist also wichtig für das Spiel des FCM. Ebenfalls wichtig ist Daniel Elfadli, der wie Eric Smith zwischen Fünferkette und defensivem Mittelfeld pendelt. Denn zuvor agierte das Team auch defensiv im 4-3-3, im tiefen Pressing dann im 4-5-1. Aber gerade das Umschalten auf das 4-5-1 war problematisch, sodass gegnerische Teams oft leichtes Spiel über die Außenbahn hatten. Hier wurde umgestellt, ähnlich wie – ihr wisst es sicher schon – auch beim FCSP.
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Hohes Pressing, schwache Standards?
Ebenfalls umgestellt bzw. angepasst hat sich das Team an die Physis der 2. Bundesliga. Zu Beginn der letzten Saison hatte der FCM Probleme mit den Zweikämpfen, auch mit den Sprints, verlor davon einfach zu viele, besonders im Mittelfeld. Gegen Ende der Saison bekam das Team das aber besser in den Griff und hatte so nur wenig Probleme den Klassenerhalt zu schaffen.
Das Defensivspiel des 1. FC Magdeburg zeichnet sich vor allem durch hohes Pressing aus. Der FCM hatte letzte Saison den zweitniedrigsten PPDA-Wert und liegt in dieser Statistik nach drei Spieltagen dieser Saison ebenfalls wieder auf dem zweiten Rang.
Ein weiteres Thema aus der Vorsaison: Der FCM hatte Probleme mit Standardsituationen, sowohl offensiven als auch defensiven. Hürzeler sagt, dass sie mit der Rückkehr des starken Stürmers Luca Schuler (drei Tore in der Liga) diese Problematik etwas besser in den Griff bekommen haben.
Neben dem stark mitspielendem Torwart Reimann, dem spieltaktisch hervorragenden Elfadli und dem wiedererstarkten Schuler, sticht natürlich Baris Atik beim 1. FC Magdeburg hervor. 14 Torbeteiligungen hatte er letzte Saison, nun stehen nach drei Ligaspielen schon wieder drei Vorlagen auf der Habenseite. Nur wenige Angriffe des FCM finden ohne seine Beteiligung statt. Atik bewegt sich laut Hürzeler, wie auch sein Gegenüber Jason Ceka „sehr gut in den Zwischenräumen“ und war einer der Hauptgründe, warum der FCSP beim Spiel in Magdeburg vor rund einem halben Jahr große Probleme hatte.
Mögliche Aufstellung
Im Fall vom 1. FC Magdeburg mache ich es kurz: Ich erwarte keine Veränderungen des Teams im Vergleich zum Erfolg der Vorwoche in Kiel. Das bedeutet, dass Mohamed El Hankouri erneut den verletzten Herbert Bockhorn vertreten wird. Neu im Team diese Saison und direkt Stammspieler ist der defensive Jean Hugonet, der aber eine Rotsperre von seinem Ex-Club mitbrachte und daher am ersten Spieltag aussetzen musste.
Änderungen beim FCSP zu erwarten
Nemeth schon fit genug?
Beim FC St. Pauli dürfte es Veränderungen in der Startaufstellung geben, vielleicht sogar in der Innenverteidigung, wo Adam Dźwigała und David Nemeth um den Startelfeinsatz konkurrieren. Hürzeler erklärte, dass er mit beiden Spielern im Spiel gegen Fürth zufrieden gewesen sei. Im Fall von David Nemeth, der gegen Fürth einen guten Eindruck hinterließ, sei es „Ein Abwägen, ob es schon von Anfang an reicht“, was auch mit der medizinischen Abteilung abgeklärt werden müsse. Ich gehe trotzdem mit Nemeth.
Eine, vielleicht sogar mehrere Veränderungen sind in der Offensive zu erwarten. Es wäre sehr verwunderlich, wenn Dapo Afolayan erneut als zentraler Stürmer aufgeboten werden würde. Besonders gegen Magdeburg könnte es mehr denn je auf Andreas Albers im Zentrum ankommen. Denn es war die Einwechslung eines Wandspielers namens Maurides, die beim letzten Aufeinandertreffen für die Wende zu Gunsten des FCSP sorgte. Das Team brauchte damals jemanden, mit dem man das hohe Pressing der Magdeburger überspielen konnte.
Afolayan wieder Außen?
Grundsätzlich kommt auch Danel Sinani für die zentrale Angriffsposition infrage, der laut Hürzeler: „eine Gabe hat die Räume zu finden, sich auch aufzudrehen, um dann nach vorn das Spiel fortzusetzen.“ Gegen Fürth machte er einen guten Eindruck nach seiner Einwechselung, besonders im Zusammenspiel mit dem Mittelfeld. Afolayan hingegen hat laut Hürzeler „sehr viel Tiefgang“ und findet „Räume im Rücken der Gegner“, während Johannes Eggestein „gut im Zwischenraum ist, aber auch in der Box eine unfassbare Abschlussqaulität hat“.
Wen also einsetzen, wen draußenlassen, wen gar woanders aufstellen? Denn abgesehen von Albers und Eggestein kann auch auf die Außenbahn ausgewichen werden oder besser gesagt andersherum: Sinani und Afolayan sind auf der Außenbahn zuhause. Und nach den bisherigen Spielen gehe ich auch davon aus, dass dieses Duo auf den Außenbahnen starten wird. Fabian Hürzeler bescheinigt Scott Banks, dass er „wie auch Afolayan sehr lernwillig“ sei und die Inhalte gut aufnehme. Doch ein Startelfeinsatz nach bisher nur zwei Wochen Training mit dem Team? Ich tippe auf Danel Sinani und damit auch darauf, dass Elias Saad von der Bank ins Spiel kommen wird.
Kampf um Ballbesitz
Erneut erwartet den FCSP eine wirklich harte Nuss. Alexander Zorniger, Trainer der SpVgg Fürth, hat bereits vor einer Woche die Messlatte für diese Partie enorm hochgelegt, als er sagte: „St. Pauli ist derzeit, neben Magdeburg, die Mannschaft im deutschen Fußball, die in ihrer Struktur und Spielweise am klarsten ist.“
Der FCM steht aktuell zurecht fast ganz oben in der Tabelle. Beide Teams werden sich zuerst einmal darum streiten, den Ball zu besitzen, bevor sie ihren doch recht ähnlichen Spielaufbau durchziehen wollen. Da beide Teams sich nicht die Butter auf dem Brot a.k.a. lange Ballbesitzpassagen gönnen werden, können wir ein abwechslungsreiches Spiel erwarten. Hoffentlich mit dem besseren Ende für den FC St. Pauli.
Forza!
// Tim
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What a srange carreer for Jean Hugonet. Never played higher than French *fifth* tier (and as a center back) , then does not play *at all* because of covid (French lower divisions only played Coupe de France games, which means one or two games in the whole year for most teams) and then suddenly pops up in Austrian first division as a midfielder. Even weirder than Toto Losilla.