Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

Mit 1:1 trennen sich Eintracht Braunschweig und der FC St. Pauli. Erneut spielte der FCSP lange dominant, konnte das Spiel in der wichtigsten Phase aber nicht für sich entscheiden. Die Analyse.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Schon wieder Unentschieden, aber immerhin ein Tor, allerdings auch ein Gegentor. Immerhin nicht erneut nach Führung in Braunschweig verloren. Auch das vierte Spiel in Serie endet für den FC St. Pauli mit nur einem Punkt. Dabei gleichen sich diese Spiele vor allem im Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Aber auch darin, dass der FCSP sehr guten Fußball spielt.

Die Aufstellung

Wie erwartet gab es einen Wechsel beim FCSP: Karol Mets kehrte nach seiner abgesessenen Sperre zurück und ersetzte David Nemeth in der Innenverteidigung. Neuzugang Simon Zoller stand noch nicht im Kader. Carlo Boukhalfa fehlte ebenfalls.

Bei Eintracht Braunschweig gab es gleich eine ganze Reihe von personellen Wechseln in der Startelf. Der gesperrte Jannis Nikolaou wurde von Sebastian Griesbeck auf der Sechs ersetzt. Danilo Wiebe ersetzte Jan-Hendrik Marx auf der rechten Seite und Neuzugang Florian Krüger kam auf der rechten Offensivseite anstelle von Fabio Kaufmann zum Einsatz. Der einen Tag zuvor verpflichtete Thorir Johann Helgason stand im Kader und sollte noch einen gewichtigen Einfluss auf den Spielverlauf haben.

Braunschweig, Deutschland, 01.09.2023, 2. Bundesliga, Fussball - Aufstellung beim Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli
Aufstellung beim Spiel Eintracht Braunschweig gegen den FC St. Pauli

Braunschweig fällt tief, aber zerfällt nicht

Direkt von Beginn an wurde deutlich, wie unterschiedlich die Spielanlagen beider Teams gewesen sind. Der FC St. Pauli agierte, wie üblich, sehr ballsicher und drückte dabei die Braunschweiger schnell tief in die eigene Hälfte. An diesem Bild änderte sich im Verlauf der ersten 45 Minuten nur wenig. Der FCSP schnürte das Heimteam quasi pausenlos in der eigenen Hälfte ein.

Eigentlich, so erklärte es Fabian Hürzeler vor der Partie, erwartete man auch ein vermehrtes Angriffspressing der Braunschweiger. Davon war aber in der ersten Halbzeit nur ganz wenig zu sehen. Stattdessen fiel das Team immer sehr schnell in ein tiefes 5-4-1 und lief oft erst rund 35 Meter vor dem eigenen Tor die FCSP-Spieler an. Angesprochen auf diese sehr tiefe Spielweise erklärte Braunschweigs Trainer Jens Härtel nach der Partie:

„Wir wollten schon ins Angriffspressing, aber der FC St. Pauli hat es gut gemacht. (…) Uns war klar, dass wir vielleicht ne Chance haben, wenn sie unsauber spielen, aber die haben sie uns heute nicht gegeben. Wenn wir keinen Zugriff kriegten, mussten wir deutlich tiefer stehen, um ihnen keinen Raum im Rücken zu geben.“

BTSV-Trainer Jens Härtel erklärt, warum sein Team tief in einem 5-4-1 agierte.

Wie tief die Braunschweiger vor allem in der ersten Halbzeit standen, zeigt eine Statistik (von fotmob) sehr eindrucksvoll: Braunschweig spielte im ersten Abschnitt insgesamt 187 Pässe, davon 147 erfolgreich. Der FC St. Pauli spielte allein in der gegnerischen Hälfte 183 erfolgreiche Pässe, rund fünf Mal so viele wie der BTSV.

Aufwand ungleich Ertrag

Angesichts dieser deutlichen Dominanz ist es dann ziemlich zermürbend die gleichen Worte zu schreiben, wie auch schon in den letzten Spielberichten. Aber der FCSP schaffte es erneut nicht, sich für die dominante und sehr ansehnliche Spielweise zu belohnen. Fabian Hürzeler erklärte nach der Partie, dass es sehr schwer ist die Räume gegen einen Gegner zu finden, der sich in einem 5-4-1 so tief hinten reinstellt. Sein Team „wollte viele Spielverlagerungen spielen, den Ball laufen lassen“, doch teilweise sei man „zu hektisch“ gewesen, habe den Ball zu schnell hergegeben, weil man „zu schnell hinter die Kette kommen wollte.“

So erspielte sich der FC St. Pauli zwar eine ganze Menge Feldvorteile, zeigte viele Rotationen auch in vorderster Reihe, versuchte oft mit gegenläufigen Bewegungen zweier Spieler oder einlaufenden Außenspielern hinter die letzte Kette zu kommen. Aber das Team kam nicht zu zwingenden Chancen im ersten Abschnitt, kam nicht über die vielen guten Ansätze hinaus. Hürzeler schränkte daher auch ein, dass es „bis zum Torabschluss“ so gewesen sei, wie man sich das gewünscht habe.

BTSV geht Risiko – FCSP nutzt es nicht

Wenn es der FCSP aber schaffte den Ball sauber und länger zu halten in der gegnerischen Hälfte, dann wurde es oft auch brenzlig für Eintracht Braunschweig. Vor allem, wenn es gelang in die offensiven Halbräume oder die Außenpositionen zu verlagern, wurde das Heimteam wackelig. Daran änderte sich auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nichts. Und so belohnte sich der FC St. Pauli in der 59. Minute für eine dominante Vorstellung endlich mit dem 1:0 durch Elias Saad – der erste Treffer nach über 360 Minuten Torlosigkeit, was angesichts der Dominanz des FCSP in diesen über 360 Minuten komplett unwirklich erscheint. Allerdings muss eben auch gesehen werden, dass es in dieser Zeit auch selten wirklich zwingende Chancen gab.

Braunschweig, Deutschland, 01.09.2023, 2. Bundesliga, Fussball - Elias Saad erzielt das 1:0 für den FC St. Pauli. Danilo Wiebe (Eintracht Braunschweig) kann es nicht verhindern - Copyright: Peter Boehmer DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video.
Elias Saad erzielte gegen Braunschweig seinen zweiten Saisontreffer – und damit zwei Drittel aller Tore des FC St. Pauli…
(c) Peter Boehmer

Braunschweiger Angriffspressing

Dieses Tor führte zu einem neuen Fußballspiel. Nun waren die tiefstehenden Braunschweiger gefordert mehr Risiko zu gehen. Denn aus dem tiefen 5-4-1 ergaben sich keine nennenswerten Offensivaktionen für die Eintracht, weil selbst für temporeiche Spieler der Weg aus so einem tiefen Pressing zu weit ist, um für gefährliche Aktionen zu sorgen. Entsprechend ging Jens Härtel mit seinem Team mehr ins Risiko, also ins Angriffspressing. Das bedeutete wieder eine starke mannorientierte Spielweise gegen den Ball, also so, wie es bereits der 1. FC Magdeburg gegen den FCSP spielte.

Diese höhere Positionierung der Braunschweiger eröffnete viele Räume für den FCSP, der aus dieser Situation mehr hätte machen müssen. Entsprechend zeigte sich Hürzeler unzufrieden mit dem Spielverlauf nach der eigenen Führung: „Da hatten wir zu viele Ballverluste. Die Räume waren in diesen Momenten da und wir müssen viel klarer spielen.“
In den Momenten, in denen es dem Team gelang das Braunschweiger Pressing zu überspielen, gab es auch die besten Chancen der gesamten Partie. Elias Saad hätte in der 79. Minute durchaus erhöhen können, Marcel Hartel eine Minute zuvor vielleicht sogar müssen.

Braunschweig, Deutschland, 01.09.2023, 2. Bundesliga, Fussball - Verschiedene defensive Spielweisen von Eintracht Braunschweig im Spiel gegen den FC St. Pauli
Verschiedene defensive Spielweisen von Eintracht Braunschweig im Spiel gegen den FC St. Pauli
Links: Vor dem 0:1 ließ sich Eintracht Braunschweig zumeist in ein tiefes 5-4-1 fallen, welches zwar das eigene Tor gut verteidigte, aber keinerlei Optionen für eigene Offensivaktionen darstellte.
Rechts: Nach der FCSP-Führung gingen die Braunschweiger mehr Risiko und agierten mit einer Mannorientierung quer über den gesamten Platz.

Langer Ball – zweiter Ball…

Eine Minute nach der vergebenen Saad-Chance stand es dann 1:1 – weil Braunschweig einen langen Ball in den Strafraum schlug und der zweite Ball dem eingewechselten Helgason vor die Füße sprang. So eine Scheiße. Und da kann man noch nicht einmal irgendwem einen Vorwurf machen. Diese „Lange Bälle – Zweite Bälle“-Spielweise ist einfach der Vorhof zur Fußball-Hölle, der uns den „Fußball kaputtmacht“ – noch vor irrwitzigen Saudi-Fantastilliarden und digitalen Werbetafeln auf Spieler-Hintern (naja… also… ihr wisst schon – wenn es das einzige Spielkonzept ist, dann ist es einfach Scheiß-Fußball). Du kannst es nicht dauerhaft wegverteidigen. Denn irgendwann fällt die Murmel dann auch mal unglücklich zum Gegner. Der FCSP muss halt vorher das 2:0 machen, dann ist der Deckel drauf.

Mit dem Ausgleich wurden Erinnerungen wach an die letzten beiden Auftritte des FCSP an der Hamburger Straße, als man jeweils in den Schlussminuten eine 1:0-Führung noch verspielte und mit 1:2 verlor. Plötzlich war das Spiel dann auch sehr viel offener und Braunschweig konnte vor allem über die temporeiche rechte Seite (mit Rittmüller und Kaufmann) Druck erzeugen. In der 86. Minute verletzte sich dann zu allem Überfluss auch noch Scott Banks am rechten Knie, der erneut nach seiner Einwechslung frischen Wind ins Spiel brachte. Über die Schwere der Verletzung ist noch nichts bekannt. Hürzeler aber sagte auf der Pressekonferenz, dass er „Schlimmes befürchte.“

Eine kritische Szene im FCSP-Strafraum gab es dann noch in der Nachspielzeit, als Connor Metcalfe wenig Ball und viel Gegner spielte – nach Ansicht beider Trainer war dies aber kein klarer Elfmeter. Genauso wie übrigens auch die Situationen im Strafraum der Braunschweiger tendenziell auch eher nicht für einen Elfmeterpfiff reichten. So blieb es dann beim, für den FC St. Pauli enttäuschenden, 1:1-Unentschieden.

Das sieht gut aus, sind aber zu wenig Punkte

Der FC St. Pauli kann also auch das vierte Ligaspiel in Folge nicht gewinnen, verliert es aber auch nicht (was erschreckenderweise gut mit der Prognose von Joost van der Leij zusammenpasst. Das hätte ich gerne vermieden). Und noch eine Prognose sitzt wie ein nerviger Splitter – tief und abgebrochen – unter der Haut: Maik kramte Anfang dieser Woche in der „Lage“ die Statistik hervor, wann der FCSP zuletzt vier Mal in Folge Unentschieden spielte: 1997/98; aber immerhin gefolgt von einem Sieg gegen den VfB Leipzig – seine Worte dazu: „Wir können dem Punkt in Braunschweig also entspannt entgegensehen, danach gegen Kiel gibt es derer drei.“ Nehm ich. Auch wenn ich nicht verstehe, was an einem Unentschieden entspannt sein soll.

Es ist wirklich krass: Da fängst Du dir in fünf Ligaspielen nur zwei(!) Gegentore und trotzdem überwiegt doch der Frust und die so fantastische Defensivleistung kann gar nicht richtig genossen werden. Denn nur drei eigene Treffer führen eben dazu, dass man nach fünf Spielen nur sieben Punkte auf dem Konto hat. Das ist, gemessen an dem Aufwand und der so dominanten Spielweise, bei der die Gegner reihenweise in die Knie gehen, einfach zu wenig. Und das nervt.

Immer weiter vor!
// Tim

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21 thoughts on “Eintracht Braunschweig vs. FC St. Pauli 1:1 – Frustrierender Punktgewinn

  1. Hm. Ich kann den „sehr guten Fußball“ ehrlich gesagt nicht sehen. Was ich sehe ist brotloses Ballgeschiebe, Sicherheitsfussball langweiligster Prägung. Der ist vielleicht taktisch gut gemacht, aber wer will das sehen? Die fünfzig Sekunden, in denen einer der Verteidiger den Ball bei Abstoss zu Vasilj spielt und alle drei langsam einen Fuß vor den anderen setzen, um dann irgendwann mit eineinhalb Minuten Querpassspiel in der eigenen Hälfte zu beginnen und dann langsam nach vorn zu kommen, und drei Minuten in der Mitte der Hälfte des Gegners den Ball von rechts nach m links zu passen.

    Klar, man mag sich über Saad als Erzählung freuen, aber allmählich stellt man auch fest, dass seine Bewegungen limitiert sind und in einer sich sonst nicht zwingend verhaltenen Mannschaft weitgehend verpuffen. Hartel ist die personifizierte Harmlosigkeit, nicht allein in Bezug auf Torgefahr, sondern auch hinsichtlich des Mangels an Pässen, die andere in gefährliche Positionen bringen. Die Abschlüsse des Teams insgesamt – lächerlich. Irvine? Abgetaucht. Kreativität? Kaum noch zu sehen.

    Klar, mit Paqarada und Daschner sind zwei wichtige Bausteine, die Gefahr erzeugen konnten und Zwingendes produzierten, weg. Dann aber etwa mit Ritzka die Entscheidung für die stärkere Defensive zu fällen, macht die Lücke noch größer. Ich glaube auch seit Beginn nicht an Afolayan auf rechts. Man hätte die Chance mit ihm und Saad im Verlaufe des Spiels die linke Seite hart zu bespielen, indem man in der 60. wechselt und auf rechts andere Leute spielen zu lassen, die es ja auch gibt. Ich sehe auch nicht, dass Afolayan mit Saliakas wirklich harmoniert.

    Im Moment erscheint es mir, als hätte einiges vom Erfolg der Rückrunde damit zu tun, dass damals die neue Defensivorientierung noch verbunden war mit der Nachwirkung des unbedingten Willens zur Offensive unter Schultz. Das ist jetzt weg. Ich hoffe, das Zoller hier einen neuen Akzent in die Mannschaft bringt.

    Denn bei allem „sehr guten Fußball“‘, den man hier vielleicht gerade sehen mag, ist das alles unglaublich langweilig, wenn man am Ende des Spiels nicht zumindest ein paar Chancen von Format gesehen und das Spiel gewonnen hat.

    1. Danke, Slarti. Das hast Du sehr gut auf den Punkt gebracht, auch wenn ich es in einigen Dingen anders sehe.
      Denn nach dem Fortuna und Magdeburg kapitulierte auch Braunschweig gegen die Spielweise FCSP, versuchte nur irgendwie das Unentschieden zu halten. Allein das ist für mich ein Ausdruck sehr guten Fußballs des FCSP, „bis zum Torabschluss“ wie Hürzeler gestern passend sagte.

      Auch bei der Entwicklung und Leistungsfähigkeit von Elias Saad bin ich anderer Meinung, besonders nach dem gestrigen Spiel. Die Limitierungen waren aus meiner Sicht gegen Düsseldorf und Fürth ersichtlich. Gegen Braunschweig und Magdeburg hingegen sehe ich das nicht so. 37% der Angriffe gehen über seine Seite, er gewinnt die meisten Zweikämpfe aller Spieler auf dem Platz, hat die höchste Pass-Effizienz des FCSP und erzielt das Tor, Braunschweig muss oft mit zwei Leuten auf ihn reagieren. Sicher, da geht immer mehr. Aber er ist schon sehr wichtig. Kritischer sehe ich (wie Du ja auch) Afolayan, der auf rechts eine ziemlich müde Lesitung brachte.

      1. Ich möchte nicht missverstanden werden: Saad kann was, vor allem kann er ein starkes Element sein. Einschränkung jedoch: In einer starken Mannschaft. Meines Erachtens wird er gerade verbrannt, was ich umso unverständlicher finde, als es mit Afolayan eine Alternative gäbe. Tatsächlich glaube ich sogar, dass wir mehr von Saad hätten, wenn Afolayan auf links startet und Saad früh in der zweiten Halbzeit käme. Das täte seiner Entwicklung meiner Meinung nach besser und noch viel mehr unserem Spiel, das dann weniger ausrechenbar wäre und vor allem von einem frischen, schnellen Saad in der zweiten Hälfte, der vom Gegner dann kaum mehr zu verteidigen ist, mehr profitieren würde, als von einem Saad, der sich an einer Stelle über 90 Minuten abarbeiten muss und sich an seinem Gegner genauso erschöpft, wie der an ihm.

        Die Mannschaft hat genug Breite, um stark zu wechseln. Diese Fähigkeit macht m. E. einen der wesentlichen Unterschiede aus, wenn es um die Frage geht, ob du irgendwo in der Liga dümpelst oder ganz oben mitspielst. Hürzeler schenkt das her, indem er eine potenziell unglaublich starke linke Seite, deren Stärke auch aus Konkurrenz erwächst, auf rechts und links aufteilt. Und damit auf rechts ein funktionierendes Tandem (Metcalfe / Saliakas) durch ein nicht funktionierendes (Afolayan / Saliakas) ersetzt und dabei das Konkurrenzprinzip dort außer Kraft setzt, während auch er sehen wird, dass Afolayan seine Stärken ganz eindeutig auf links hat. Wenn Hürzeler dort einen gelernten Außen bevorzugen sollte – warum ist das dann nicht Sinani? Warum konkurriert nicht er mit Metcalfe um die Rolle vor Salikas? Würden die beiden nicht deutlich besser zusammenpassen als Saliakas und Afolayan?

        Inzwischen stellt sich für mich zudem die Frage, ob es wirklich noch nötig ist, Smith in die Mitte der Dreierreihe zu stellen, anstatt ihn mit Hartel und Irvine um die Plätze davor in Konkurrenz zu bringen und auch dort ggf. stark wechseln zu können. Oder ihn allein vor eine anders zusammengesetzte Dreierreihe zu stellen, um dann einen Platz frei zu machen, mit dem man weiter vorne im Zentrum mehr Gefahr erzeugen kann. Momentan macht Hürzeler den Eindruck, als wäre vieles für ihn alternativlos. Das sehe ich aber nicht so. Vor allem jedoch erzeugt es Stagnation.

  2. Was mir auch auffielen waren wieder späte Wechsel (warum nicht mal um die 70. Minute wechseln um z.B. auch das Umschalt-/Konterspiel zu stärken) und das Dapo wieder nach dem Wechsel von Albers zu Banks in der Stumspitze stand, wir also wieder mit 10 1/2 Spielern auf dem Feld waren…
    und die meisten Abschlüsse waren mal wieder klägliche Rückgaben oder 2 m daneben.

    1. Ja, da habe ich mich auch gefragt, ob das nicht sinnvoll wäre, früher Impulse zu setzen. Allerdings: Während ich das beim Magdeburgspiel kritisierte während es 0:0 stand, die Zeit fortschritt, Albers ab der 70. durch war, war das gestern schon etwas anders: Wir führten 1:0, wir hatten das Spiel unter Kontrolle, wir spielten auf das 2:0 und hatten auch 78./79. zwei konkrete Chancen. Welcher Wechsel wäre da jetzt ganz konkret sinnvoll gewesen, ohne das Wissen von Nachhinein, dass in der 80. ein glückliches Tor für die Gastgeber fällt? Rhetorisch, ich weiß. Ich sehe unter diesen Umständen nicht wirklich einen. Was selbstverständlich auch damit verbunden ist, dass einfach (ohne Zoller im Kader) keine wirkliche Alternative für die „9“ da ist. Albers ist schon, sorry, ein Grenzfall. Dahinter vegetiert Eggestein vor sich hin, Amenyido ist wie so oft verletzt, Maurides ist verletzt und es ist ehrlicherweise bis heute nicht klar, ob er wirklich eine Verstärkung ist und Afolayan auf der Position erzeugt bei mir nur noch Kopfschütteln.

      Slartis zweiter Beitrag allerdings gefällt mir ausgesprochen gut. Und ich glaube, da liegt eher der Punkt. Für Hürzeler ist Saad gesetzt, und dann werden daran angelehnt die anderen Positionen besetzt. Und vielleicht erzeugt genau diese Verkettung u.U. die Probleme.

      Ganz unabhängig von dem kleinen Ertrag, den ineffektiven Standards und der Abschlussschwäche einzelner Spieler.

      Wissen tue ich das alles allerdings nicht, bin kein Fachmann. Eines weiß ich aber schon: Mich strengen unsere Spiele gerade ganz doll an. Ich sehe die tollen Ansätze, die gute Defensivarbeit und dann spüre ich förmlich, wie ich 90 Minuten lang von der Tribüne aus mit der Mannschaft gemeinsam mit dem Kopf gegen die Mauer haue. Und am Ende bleibt außer Kopfschmerzen nicht viel mehr übrig.

  3. Ergänzung: Dapo hat letzte Saison auf links überzeugt…vielleicht sollte Hürzeler es mal mit im Spiel tauschenden Außen versuchen oder gar mit Saad auf rechts.

  4. Ja, es ist grausam mit anzusehen, wenn Vasilij den Fuß auf den Ball setzt, dann in die Mitte spielt, von dort zu Mets und zurück zu Vasilij! Im Handball spricht man vom Positionsspiel, das mit einer Auslöseaktion zur Dynamik führt. Wenn man lautstarke Spieler hat wird ein schnelles Laufspiel mit geübten Laufwegen gespielt. Übertragen auf STP ist bislang das langweilige Positionsspiel angeordnet. Zum dynamischen Kombinationsspiel bereits von hinten nach vorne wird eine gute Kondition gefordert und dann sollte nach 70 und nicht nach 90 Minuten gewechselt werden. Den Sinn nach 90 Minuten drei Spieler einzuwechseln kann ich nicht erkennen!

  5. So lässt der Trainer eben spielen. Dominant, viele Passfolgen, wenig Risiko. Daraus folgt eine sehr stabile Defensive. Die Offensive ist momentan leider sehr berechenbar. Zu selten versucht man auch mal einen schnellen Angriff einzustreuen. Allerdings fehlt mit Paqa leider der kreativste Spieler, der immer bereit war, ins Risiko zu gehen. Dennoch schaffen wir es mit dieser Spielweise in eigentlich allen Spielen dem Sieg näher zu sein als einer Niederlage. Es fehlt schon auch etwas am Matchglück ( anders als im letzten Frühjahr).Und jetzt ist mit Zoller auch noch ein torgefährlicher Stürmer gekommen . Ob es für ganz oben reicht, weiß ich nicht. Es sollte aber schon eine recht gute Saison werden.

  6. Es ist nach wie vor Gedult gefragt. Der Durchbruch wird kommen. Am Ende wird abgerechnet. Man kann nicht jede Saison 10 Spiele am Stück gewinnen. Es fehlt im Sturm nur etwas mehr Esprit dann werden auch mehr Tore fallen.

  7. Moin, ich stimme den Analysen zu.

    Die Defensive ist gut aufgestellt. Es würde eine Variante sein, Nemeth in die 3er Kette zu nehmen und Smith neben Irvine aufzustellen. Saliakas kann dann weiter vorrücken und Flanken schlagen.
    Smith kann auch lange Pässe spielen, die gestern leider öfter im Nirvana landeten oder unpräzise kamen. Allerdings bietet dies auch mal die Möglichkeit tiefstehende Mannschaften zu überspielen.

    Der Spielaufbau ist derzeit sehr durchsichtig. Ein Gegner, der gegen den Ball weit vorn presst mit schnellen Offensivkräften und die Zuspiele zu Irvine verhindert, wird der Abwehr ordentliche Probleme bereiten. Die werden schnell schwimmen. Die schlafen fast ein, bei ihren Zuspielen und sind nicht auf Zack, wenn Druck kommt. Da fehlt die Daueranspannung, weil alles so ruhig zugeht.
    Trotzdem gibt der Defensiverfolg ihnen wohl recht. Ergo, liege ich falsch, weil ich Yogafussball nicht gerne anschaue?

    Saad hat super Anlagen. Er muss langsamer aufgebaut werden, wie schon von anderen angemahnt.
    Ballannahme aus der Luft und sein Passspiel sind aufbaufähig, oft wirk es hektisch, trotzdem derzeit der dribbelstärkste im Team und macht fußballerisch Freude. Er versucht ähnliche Moves wie Robben. Jeder ahnt, was kommt. Nur bei Saad gelingt es natürlich nicht so oft. Dafür muss er frischer sein und konzentrierter. Ihn in der zweiten Hälfte zu bringen, ist ein schlauer Vorschlag.

    Definitiv ist Afaloyan rechts verschenkt. Er rackert und müht sich ab, hat auf der Seite offensichtlich weniger Durchlagskraft. Es wäre als Notlösung denkbar ihn so spielen zu lassen, nicht aber wenn es rechts Alternativen gibt.
    Wenn Zoller unverletzt bleibt, kann er so wichtig werden wie Burgstaller. Da haben die Verantwortlichen ordentlich was aus dem Hut gezaubert. Er kann Saad und Afaloyan auch gut mit Bällen versorgen.
    Albers sehe ich längerfristig auf der Bank oder in der Jokerrolle mit Amenyido.

    Bei aller Kritik und mancher Langeweile sind Entwicklungen sichtbar. Als nächstes muss nun an der Varibialität und nicht nur am Ballbesitz und Dominaz gearbeitet werden. Das die Diskussion nun so geführt werden kann, zeigt, dass mehr Möglichkeiten sich bieten. Die Kaderstärke ist trotz der starken Abgänge, die es immer geben wird, breiter als vor 1 Jahr zu dieser Zeit. Das macht Hoffnung. Walk on.

  8. dej vu? die hinrunde der vergangenen saison verlief ja ähnlich zur jetzigen. ansprechender fußball, aber kaum ertrag.
    mir kam es nach unserem tor vor, als gäbe es einen bruch in unserem spiel. das hat mich an alte zeiten erinnert, als wir uns nach führung meist zurück zogen und förmlich um das gegentor gebettelt haben. ja, wir hatten noch chancen auf zwo null zu erhöhen. trotzdem haben wir den faden von vor dem eins null verloren, uns zu sehr hinten rein drängen lassen und unser dominantes spiel großteils hergegeben.
    sicher, der aufwand war groß und hat kraft gekostet. aber dafür sind ja dann wechselmöglichkeiten gegeben, wovon der trainer keinen gebrauch machte. kann mir kaum vorstellen, daß alle spieler in der lage sind, diesen aufwand über 90 minuten kräfte- und konditionsmäßig durchzuhalten. also wieso drei wechsel erst in der 90. minute!? was verspricht sich der trainer davon? bis die jungs ins spiel gefunden haben, is feierabend…
    meiner meinung nach haben wir den sieg, der es nach ansicht des spiels eigentlich hätte sein müssen, leichtfertig hergeschenkt. wir haben qualität auf der bank und machen keinen gebrauch davon. vielmehr sieht es danach aus, daß es schon irgendwie passen wird und wir uns ja sowieso auf unsere abwehr verlassen können. einer rutscht eben doch durch…
    meiner meinung nach hätten wir nach dem eins null offensiv noch ne schippe drauflegen sollen und konsequenter auf’s zwei null gehen. konter sind scheinbar unsere sache nich, weswegen wir auch die sich bietenden räume, nachdem braunschweig mehr risiko gehen mußte, nich wirklich genutzt haben. schade, zwei fahrlässig verschenkte punkte. sport frei

  9. Es gibt aus meiner Wahrnehmung zwei Punkte, die überhaupt nicht zusammen passen.

    Umschaltmomente. Das ist wohl auch nicht wirklich gewollt, um dominant den Ballbesitz zu haben und kein hin-und-her zu haben. Letzlich ist das aber dennoch ein Mittel, um mal Freiräume bespielen zu können.

    Flanken oder Passen. Wenn ich Albers und Irvine vorne drin habe, müssten die Flanken besser kommen. Da ist nur noch Saliaks, der aber auch eine hohe Streuung hat. Wenn ich nicht mit Flanken operieren will, muss ich halt ein schnelles Passpiel aufziehen und da sind die Wackler von Saad und Dapo halt auch zumeist nicht wirklich förderlich. Wenn es mal direkt geht, wird es ja auch zumeist gefährlich.

  10. Manchmal habe ich das Gefühl, Hürzeler versucht Pep und Mourinho, also Spielkontrolle und Defensivstabilität zu mischen und vergisst dabei: beides ist beim Zusehen vor allem stinklangweilig.
    Es soll ja Menschen geben, die diese beiden als Totengräber des klassischen, emotionalen, überraschenden und (im Sinne Cruyffs) totalen Fußballs sehen…

  11. Die Saison ist noch lang. Hätten wir 4x 1:0 gewonnen hätte keiner was zu meckern. Wer schlauer als der Trainer ist sollte sich bewerben. Es wird mit der Zeit besser werden denn wir haben gegen starke Gegner ein unentschieden geholt. Siehe Ergebnissse vom Wochenende! Keine Panik das wird schon.

  12. „Ein bisschen erinnert mich das schon an Brighton“ antwortete Härtel auf deine erste Frage, worauf Hürzeler schon sehr schmunzeln musste. Brighton wird ja sehr gelobt für ihre Spielweise unter Roberto De Zerbi. Würde mich mal interessieren, wo genau die Ähnlichkeiten bestehen (verfolge zwar die Premier League, aber Brighton jetzt nicht explizit).

    1. Ich glaube Hürzeler musste schmunzeln, weil ich ihn auf der PK vor dem Spiel explizit auf de Zerbi angesprochen hatte (und Härtel die PK vermutlich geschaut hat).
      Und ich habe ihn das gefragt, weil ich mich in der Länderspielpause eingehender mit dem „System Hürzeler“ befassen möchte. 😉

  13. Ich kann viele der Kommentare hier verstehen, aber bei einigen Punkten gehe ich nicht mit.

    Saad langsamer aufbauen?
    Sorry, der Mann ist 23 Jahre alt. Klar, noch nicht soviel Profierfahrung, aber irgendwie sollen bei uns immer alle Spieler jahrelang behutsam aufgebaut werden, während woanders vergleichbare Spieler Leistungsträger sind. Saad wird das schon verkraften und ist momentan einfach unser stärkster Offensivspieler. Und die weitere Erfahrung holt er sich im Spiel. Klar, viele Zweikämpfe und Bälle verliert er bei seiner Spielweise auch, aber wie war das doch gleich bei Kyereh…? 😉

    Umschaltmomente, Kette überspielen?
    So wie die Gegner – zuletzt Braunschweig sehr stark – tief stehen, kannst du ja kaum noch ne Kette überspielen, die letzte steht ja gefühlt schon auf der Grundlinie. Und Umschaltmomente? Ja, Samstag nach dem 1:0 haben wir das nicht gut gespielt. Machen allerdings Saad oder Hartel ihre Dinger rein, redet da heute kein Mensch mehr drüber. Aber vor dem 1:0 hatten ja gefühlt nur wir den Ball – wo und wie willst du dann „umschalten“?

    Afolayan rechts verschenkt?
    Gehe ich komplett mit. Sein Spiel und auch seine Körpersprache gefallen mir gar nicht. Aber habt ihr mal daran gedacht, dass das nur eine Übergangslösung sein soll(te)? Mit Sinani und Banks sind zwei Spieler für die Position verpflichtet worden. Dann hätten wir mit Saad und Afolayan links auch eine doppeltbesetzte Position. Sinani und vor allem Banks sind/waren aber evtl. einfach noch nicht soweit im Spielsystem integriert und körperlich auf der Höhe, dass sie schon Startelfpotential haben/hatten. Banks fällt jetzt leider aus. Ich bin gespannt, ob wir dort nachverpflichten. Ich gehe davon aus, dass auch Hürzeler mittelfristig mit einem anderen Spieler rechts offensiv plant, als mit Afolayan.

  14. @Snief
    Saad: Kleines Missverständnis. Zumindest mir ging es nicht um „langsam aufbauen“. Allerdings glaube ich trotzdem, dass es ihm in seiner Entwicklung besser täte, nicht innerhalb eines halben Jahres die Hoffnungsträgerrolle einnehmen zu müssen – oder sich eben direkt gegen Afolayan auf links durchsetzen zu müssen.

    Angesichts dessen, dass es auf rechts schon mit Metcalfe eine Alternative gäbe, die gut funktioniert hat, glaube ich auch nicht an eine „Übergangslösung“. Das sieht eher nach einer Idee aus, die aber eben nicht aufgeht. In einer Übergangslösung hätte man sich Metcalfe da weiter spielen lassen können. Hürzeler hat sich aber offenbar ein Plus an Stärke erhofft, erzeugt mit der Idee aber m.E. vielmehr ein Minus.

    Und vielleicht bin ich da auch nur gebranntes Kind, weil ich seinerzeit ein großer Fan von Hauke Brückner war, der dann auf einer für ihn falschen Position verbrannt wurde. Afolayan ist auf rechts falsch. Und wir hätten mehr davon, mit Saad und Afolayan links stark besetzen und früh stark wechseln zu können, statt Afolayan auf rechts zu stellen, weil es zu schade zu sein scheint, ihn nicht spielen zu lassen.

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