Lage am Millerntor – 12. Dezember 2023

Lage am Millerntor – 12. Dezember 2023

Beim FC St. Pauli spielt ein Fußballer des Jahres, die DFL erlaubt einen Investoren-Einstieg und in Griechenland und der Türkei geht es um andere Dinge.

FCSP-News

Kollaustraße

Gestern war trainingsfrei, heute und morgen geht es in die öffentliche Vorbereitung auf das letzte Spiel des Kalenderjahres, jeweils um 11.30h wird trainiert.
Donnerstag und Freitag sicher auch, aber dann wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Fabian Hürzeler

Der trainingsfreie Tag galt nicht für unseren Cheftrainer, der begab sich nämlich gestern Nachmittag in den Fanladen und stellte sich in der Monatssendung den Fragen von Sven und Tim.
Veröffentlichung? Wahrscheinlich erst morgen.

Karol Mets

Unser Innenverteidiger ist als Estlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet worden.
Wir gratulieren aufs Herzlichste. // (Instagram)

Hauke Wahl bedankte sich in der Kommentaren dann gleich mal für die Ehre, in der Kabine neben ihm sitzen zu dürfen.

„Unzufrieden an der Spitze“

Ich schrieb es ja gestern selbst: In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wäre ein Punkt beim Tabellenletzten für den FCSP in vielen Fällen ein Erfolg gewesen… Aufbaugegner und so.
In dieser Saison ist das anders – und das ist ja durchaus auch gut so und Zeichen der gestiegenen Ansprüche. Tim geht mit den Stimmen der Spieler nach dem Spiel in Osnabrück auf Spurensuche und weist insbesondere auf zwei fehlende Punkte hin (Doppeldeutigkeit bewusst gewählt): Die zuletzt häufig in Erscheinung getretene Unfähigkeit, den Sack zu zu machen und dass mal wieder nicht die „Null“ stand: „Unzufrieden an der Spitze“.

Neues von den Alten

Aziz Bouhaddouz hat seinen Vertrag beim Regionalligisten FSV Frankfurt aufgelöst und beendet im Alter von 36 Jahren seine Profikarriere.
Alles Gute für die weitere Karriere außerhalb des Fußballs.

Döntjes

DFL: Investoreneinstieg ermöglicht

Es war ein Beitrag von Max-Jacob Ost (Rasenfunk) auf BlueSky, der meine Gedanken gestern am besten traf:

„Ständig betonen, dass einem Transparenz wichtig gewesen sei bei der Neuabstimmung, die dann aber geheim durchführen lassen. Peak DFL.“

Max-Jacob Ost

Es müsste eigentlich nur noch jemand kommen und an die Demut erinnern, die Christian Seifert einst zu Pandemiebeginn angemahnt hatte.
Die DFL verliert den Kontakt zur Basis, immer mehr. Das Votum von Fans und Mitgliedern war bei den meisten Vereinen klar und eindeutig. In einer solch elementaren (und emotionalen) Entscheidung dann eine geheime Wahl anzusetzen, die in erster Linie denen hilft, die sich gegen das eigene Vereinsvotum stellen – Chapeau, DFL, das muss man sich auch erst mal trauen.

Am Ende gab es genau die 24 genötigten (Haha, sorry) benötigten „Ja“-Stimmen, bei zehnmal Nein und zwei Enthaltungen. Die Zwei-Drittel-Mehrheit der Stimmen war exakt erreicht worden.
Öffentlich mit Nein positioniert hatten sich die folgenden Teams:

  • 1. FC Köln
  • 1. FC Union Berlin
  • SC Freiburg (alle 1. Liga)
  • FC St. Pauli
  • Fortuna Düsseldorf
  • Hertha BSC
  • 1. FC Nürnberg
  • Eintracht Braunschweig
  • 1. FC Magdeburg
  • Sonderfall: VfL Osnabrück
    (der VfL enthielt sich, was bei 24 benötigten „Ja“-Stimmen in der Konsequenz wie ein „Nein“ war.)

Zu diesen neun Nein-Stimmen und einer Enthaltung kam noch je ein weitere Nein und eine Enthaltung dazu.

Auch Hannover 96 hatte sich mit „Nein“ positioniert, allerdings sind hier aufgrund der geheimen Wahl Zweifel vorhanden, ob Martin Kind dies auch so umgesetzt hat. Nicht öffentlich geäußert haben sich bisher Augsburg, Elversberg, Kaiserslautern, Kiel, Rostock und Wehen Wiesbaden.

Weitere Links:
– Sportschau: „Knappe Zustimmung – Klubs machen Weg für DFL-Investor frei“
– Sportschau: „Eine Milliarde Euro – was die DFL mit dem Geld plant“

Die entscheidenden Tore nie zu früh schießen

Leonardo Pavoletti ist Stürmer bei Cagliari Calcio und kommt ehrlicherweise aktuell über die Rolle des Einwechselspielers nicht hinaus. Dafür hat er nun schon zum zweiten Mal bewiesen, dass er ein Händchen für sehr späte Tore hat.
Am 10. Spieltag empfing man Frosinone. Pavoletti war zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden und in der 49. Minute fiel das 0:3. „Vorentscheidung“, sagt man wohl so schön. Doch Cagliari gab nicht auf, kam in den Minuten 72 und 76 zum 2:3 – und dann schlug die Zeit von Pavoletti. In der 90.+4 traf er zum Ausgleich, in der 90.+6 zum 4:3-Siegtreffer. Es waren seine ersten beiden Saisontore.

Wer jetzt denkt, man sollte ihn einfach immer erst spät bringen: Weit gefehlt. Im nächsten Spiel saß er komplett auf der Bank, die drei Spiele danach wurde er zwar immer eingewechselt, kam aber in diesen Spielen insgesamt auf nur 17 Minuten Spielzeit – und traf nicht.
Gestern war aber mal wieder ein Heimspiel mit Pausenrückstand, gegen Sassuolo stand es 0:1 und Pavoletti durfte in der 59. Minute aufs Feld. Die Gäste kassierten in der 62. Minute eine Gelb-Rote Karte und Cagliari lief an – jedoch erfolglos. Bis in die Nachspielzeit, als in der 90.+4 zunächst Lapadula den Ausgleich erzielte, ebenfalls mit seinem ersten Saisontor. Und bei sieben angezeigten Minuten Nachspielzeit schießt man wann das entscheidende Tor? In der neunten, korrekt. Eine Flanke mit dem Außenrist, Kopfballablage, Fallrückzieher Pavoletti. Einfach mal glücklich sein.

Zwei Spieler in weißen Trikots umringen einen Spieler in Blau-Rot, der waagerecht in der Luft liegt und einen Fallrückzieher vollführt.
Gleich schlägts ein: Leonardo Pavoletti mit seinem Fallrückziehertor zum 3:2-Sieg von Cagliari.
// (c) Enrico Locci / Getty Images via OneFootball

3. Liga Watch

Erinnert Ihr Euch an Bastian Reinhardt? Ja, genau. Derjenige, der es 2011 als HSV-Sportvorstand mit seinem TV-Interview nach dem 1:0-Auswärtssieg des FCSP im Volkspark nicht nur in die Langzeitgedächtnisse vieler St. Paulianer, sondern auch aufs Übersteiger-Cover schaffte: „Wenn ich sehe, wie die Paulianer (sic!) hier in unserem Stadion feiern, könnte ich kotzen.“
Inzwischen ist Reinhardt Co-Trainer beim VfB Lübeck in der 3. Liga – beziehungsweise er war es, bis gestern. Dann wurde er zum Interimstrainer befördert, weil Trainer Lukas Pfeiffer nach dem 0:4 gegen Ingolstadt freigestellt worden war. Ob Reinhardt auch bei dieser Heimniederlage nach Brechen zumute war, ist noch nicht überliefert. Torwarttrainer in Lübeck ist übrigens Ex-St. Paulianer Arvid Schenk.

Und wo wir schon in der 3. Liga sind: Dynamo Dresden braucht gar keinen Torwarttrainer, denn dort können sogar die Feldspieler problemlos ins Tor. Zumindest konnte sich Claudio Kammerknecht kurz vor der Pause gegen Unterhaching mit einer Glanzparade auszeichnen, als er den Ball mit der linken Hand per Reflex noch an die Latte lenkte. Okay… doof natürlich, wenn man grad kein Torwarttrikot an hat. Rote Karte, Elfmeter, Ausgleich zum 1:1. Am Ende gewann Dynamo dann aber doch noch und beendete die Serie von drei 0:1-Niederlagen in Folge.

Geisterspiele in Griechenland

Drastische Maßnahme in Griechenland: Bis zum 12. Februar wird es in Griechenland in der 1. Liga nur noch Geisterspiele geben, dies gilt auch für das noch ausstehende Europa League Spiel von Olympiakos Piräus gegen Backa Topola (Serbien).
Bereits am vergangenen Wochenende war der Spieltag ausgefallen, weil die Schiedsrichter aus Angst um ihre Sicherheit in Streik getreten waren. // Spiegel

Ankaragücü: Vereinspräsident schlägt Schiedsrichter nieder

Tja, manchmal kommt die Gefahr für Schiedsrichter aber auch von ganz anderer Seite, so geschehen gestern in der Türkei. MKE Ankaragücü empfing Aufsteiger Rizespor und kassierte spät in der Nachspielzeit (90.+7) noch den 1:1-Ausgleich, nachdem man ab der 50. Minute in Unterzahl spielen musste.
Vereinspräsident Faruk Koca beließ es nicht bei verbalem Feedback, sondern streckte Schiedsrichter Halil Umut Meler (der auch in der Champions League pfeift) noch auf dem Platz per Faustschlag ins Gesicht nieder. Es soll danach noch weitere Schläge gegen Meler gegeben haben und er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Koca und zwei weitere Verdächtige wurden festgenommen, der türkische Fußballverband TFF setzte als Sofortmaßnahme den Spielbetrieb in allen Ligen vorerst aus.

Zu guter Letzt

Leute, bitte… // (Twiiit)

Forza St. Pauli!
// Maik

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5 thoughts on “Lage am Millerntor – 12. Dezember 2023

  1. Oha! Exklusive Verkündung von Fabi’s Vertragsverlängerung bis 2040 im MillernTon Podcast? Was für ein Coup!

    Aber mal im Ernst, freu mich sehr auf die Folge.

  2. Erst einmal Glückwunsch an Karol
    Bin gespannt ob H96 gegen die geheime Abstimmung vorgeht bzw. ob es überhaupt möglich ist. Im Prinzip verkauft die DFL das ganze ja als Schutz von 50+1. Aber bei der Abstimmung bleibt auf jedenfall der Beigeschmack, dass 50+1 von Kind und der DFL umgangen wurde.
    Und wie geht es später eigentlich weiter? Jetzt ist ja erst einmal der Auftrag zum verhandeln da. Muss der Vertrag auch mit 2/3 Mehrheit angenommen werden?

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