Lage am Millerntor – 31. Januar 2024

Lage am Millerntor – 31. Januar 2024

Aus der Traum. Der FC St. Pauli scheidet im DFB-Pokal nach Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf aus. Immerhin die U23 gewinnt. Die Lage am Mittwoch.

FCSP-News

Aus im Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf

Zählt ein verlorenes Elfmeterschießen eigentlich als Unentschieden oder als Niederlage in den Statistiken? Naja, ist auch egal, fühlt sich jedenfalls scheiße an, in beiden Fällen. Und ja, als St. Pauli-Fan ist man Niederlagen im Pokal gewohnt. Da waren in all den Jahren schon verflucht Unnötige dabei. Aber so sauer über das Ausscheiden wie gestern Abend war ich lange nicht mehr – wahrscheinlich nicht mehr seit jenem Aus im Viertelfinale 1995/96, als wir als Erstligist ausgerechnet beim Regionalligisten Energie Cottbus scheiterten. Ebenfalls im Elfmeterschießen, übrigens.

Der FC St. Pauli hätte gestern knapp 3,5 Mio € einnehmen können. Der wahrscheinlich größte Traum aller St. Pauli-Fans, einmal ein Pflichtspiel in Europa zu erleben – er zerplatzte.
Tim hat seine Nachtruhe geopfert, die Analyse des Spiels ist bereits online: „Bittere Achterbahnfahrt“

Fabian Hürzeler

„Vercoacht“, „Hürzeler hat meinen Traum kaputt rotiert“ – solche und ähnliche Satzfragmente gab es nach dem Spiel an vielen Stellen. Natürlich sprach da auch eine gehörige Portion Frust raus, die bei Fußballfans selten zu differenzierten und ausgewogenen Statements führt.
Die Rotation bei den Feldspielern dürfte auch mit dem immensen Laufpensum vom Samstag zusammengehangen haben. Außerdem kam durch die Einwechslungen von Saad und Saliakas Schwung rein, der bei einem Einsatz in der Startformation gegen dann ebenfalls noch frischere Düsseldorfer vielleicht so nicht erzeugt worden wäre. Kann man also durchaus so machen und war hier auch nicht ursächlich für das Ausscheiden.

Kurz vor Schluss sah Hürzeler dann noch Gelb-Rot, was ihm immerhin einen Torjubel auf der Gegengerade ermöglichte.

„Ich weiß nicht, weshalb ich die Karten bekommen habe, es gab keine Kommunikation. Ich habe nicht gemeckert, aber der pfeift auch einen Blödsinn. Der pfeift in manchen Situationen ins Blaue.“

Fabian Hürzeler im kicker

Wenn man gerade eine Gelbsperre abgesessen hat und im Zuge dessen betonte, sich da besser unter Kontrolle haben zu müssen, ist eine Gelb-Rote Karte in einem Pokalspiel nicht gerade ein Beweis für einen guten Lerneffekt. Dass es keine direkte Kommunikation mit Stegemann gab, war offensichtlich, bei beiden Karten kam dieser zielstrebig auf Hürzeler zu und zeigte ihm das Hartplastik. Besagte Kommunikation wird also wahlweise in Richtung Assistent oder Viertem Offiziellen erfolgt sein – oder nicht mal das, denn wenn der Unmut ausreichend unsachlich und laut formuliert wird, reicht auch dies absolut, um ihn zu sanktionieren. Das wird Hürzeler schnellstmöglich lernen müssen, wenn er nicht auch in höheren Ligen mehrfach von der Tribüne aus zuschauen möchte.

Und dann war da noch die Rotation im Tor…

Sascha Burchert

Die ärmste Sau im Stadion.
Ich hatte gestern angedeutet, dass ich kein großer Fan davon bin, ausgerechnet in so einem wichtigen Spiel, in dem es um so viel Geld geht, an der Rotation im Tor festzuhalten. Spielpraxis ist in diesem durchaus komplexen System für den Torwart sehr wichtig – und die kann Sascha Burchert ja auch gar nicht haben.

Insofern: Kein Vorwurf an ihn. Dass er beim Strafstoß die Schuld trägt, wird ihm klar sein… ob da ein Kontakt da war, weisen die TV-Bilder nicht eindeutig aus. Aber wenn er da raus geht, muss er entweder den Ball haben oder deutlicher weg bleiben – oder halt gar nicht erst rausgehen.
Und das zweite Tor… naja, weiß er auch selbst, passiert.
Aber da hätte ja auch (fast) keine*r mehr drüber geredet wenn…

Marcel Hartel

FC St. Pauli, Fortuna Düsseldorf, DFB-Pokal, 30. Januar 2024  Marcel Hartel nach dem Spiel. Ein Häufchen Elend, eingehüllt in eine große Totenkopf-Decke.
Kopf hoch, auch wenn’s schwer fällt. // (c) Stefan Groenveld

Du meine Güte, wie bitter.
Spieler der Saison, Doppeltorschütze am Samstag.
Sicherer Elfmeterschütze zum 1:1.

Das vielleicht größere Versäumnis an diesem Abend war die Chance zum 2:1 in der Verlängerung, als er plötzlich im Strafraum recht unbehelligt an den Ball kommt – und drüber schießt. Wenn er den FCSP hier in Führung schießt, fahren wir das Ding wahrscheinlich nach Hause.
Die beiden Elfmeter? Das kann man nicht trainieren, schon gar nicht für ein Elfmeterschießen nach 120 Minuten, in denen man zig Kilometer gelaufen ist. Eine Ausnahmesituation, in der das Nervenkostüm mitspielen muss. Und das tat es leider nicht, beziehungsweise Florian Kastenmeier verfügte hier über das nötige Quäntchen mehr Glück und vielleicht auch Nervenstärke.

Links:

Lage im Pokal

Interessiert hier zwar wahrscheinlich die meisten nicht mehr, aber vielleicht lesen ja Düsseldorfer*innen mit. Weiter geht es im Viertelfinale heute mit dem zweiten Zweitligaduell: Hertha BSC empfängt den 1. FC Kaiserslautern. Anstoß ist um 20.45h, eine Liveübertragung gibt es nur bei einem Pay-TV Sender.
Nächste Woche folgen dann noch die Partien Bayer Leverkusen gegen VfB Stuttgart (Dienstag) und 1. FC SaarbrückenBorussia Mönchengladbach (Mittwoch).

Die Auslosung findet erst am Samstag, 10. Februar, im „Aktuellen Sportstudio“ statt. Dieses wird um 22.30h in der ZDF Mediathek gestreamt, im linearen TV ist es dann ab 23.00h zu sehen.

Lage der Liga

Kleine Torwartrotation: Marko Johansson, im letzten Halbjahr Teamkollege von Erik Ahlstrand bei Halmstads BK, wird nach seinem Leihende vom Hamburger SV gleich zu Hansa Rostock weiterverliehen. Von der Kogge wechselt hingegen Nils Körber zur SpVgg Fürth.

Fanszene News

AK Awareness

Heute präsentiert der AK Awareness die Ergebnisse der Ende 2021 durchgeführten Online-Befragung zu Diskriminierung und grenzüberschreitendem Verhalten rund um den FC St. Pauli.
Die Veranstaltung ist ausgebucht. // Instagram

FC St. Pauli von 1910 e. V.

Regionalliga Nord

Die U23 empfing gestern um 18.00h in Norderstedt den Eimsbütteler TV. Ein Nachholspiel und gleichzeitig das erste Pflichtspiel 2024. Eric da Silva Moreira bestritt sein zweites Spiel im Herrenbereich und kam dabei erstmals von Beginn an zum Einsatz.
In die Pause ging es mit einem 0:1-Rückstand, doch am Ende stand dank Toren von Mika Clausen (55. & 65.) sowie Gwangin Lee (89.) ein 3:1-Erfolg, der für ein bisschen Luft im Abstiegskampf sorgte, auch wenn die Tabelle aufgrund der unterschiedlichen Anzahl ausgetragener Spiele noch recht schief ist.
// Bericht und Fotos: fcstpauli.com

Döntjes

Zu guter Letzt

Mal ein bisschen was zum Beruhigen… // reddit

Forza St. Pauli!
// Maik

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10 thoughts on “Lage am Millerntor – 31. Januar 2024

  1. in der lage ist noch nicht so viel los wie in der taktik“schule“.

    also, mit den spielerwechseln vor dem spiel, damit habe ich kein problem. auch nicht beim keeper.
    und damit mal eines klar ist: jeder spieler ist teil des teams und kann und darf eingewechselt werden. basta.

    btw, fehler passieren. ich erinnere auch gerne mal an das gegentor in paderborn. kein keeper ist unfehlbar. basta.

    und ja, auch elfmeter kann man halten und man kann sie auch verschießen.
    elfmeterschießen ist für mich immer ein glücksspiel. da verschießt auch der weltbeste spieler einmal. basta.

    aber was mir ja so komplett die zornesröte ins gesicht treibt, ist die art des elfmeterschießens.
    tippeln, stoppen, kraftlos aufs tor schießen.

    ich hatte schon am 10. mai 2021 etwas dazu geschrieben:
    https://www.plattitue.de/so-weit-weg–2021-05-10.htm

    wenn ich trainer wäre, ich würde den spielern es verbieten, so die elfer zu schießen.

    1. Es gibt nur zwei Arten von Elfmetern: Verwandelte und nicht verwandelte.
      Hartels getippel hat ihn bisher nicht davon abgehalten, die Dinger zu verwandeln.

      Ähnliches gilt ja auch für den von Saad gechippten „Panenka“: Wenn er rein geht – alles gut. Wenn nicht, ist man der größte Depp.

      1. deswegen schrieb ich schon damals, dass ich so weit weg von bin.
        wenn 78% der elfmeter sowieso reingehen, dann muss ich nicht son quatsch machen.

        es geht mir aber nicht um kritik an den spielern, weil elfer abend auch mal gehalten werden, oder daneben, drüber gehen. dies stört mich nicht. auch wenn es ärgerlich ist, klar.

        nur dieses … ich fange an mich zu wiederholen.

        1. Dazu hat sich übrigens auch der Düsseldorfer Trainer im Anschluss ans Spiel am ZDF-Mikro geäußert, der war da auch vom finalen Elfmeter per Lupfer nur so mäßig angetan – aber meinte natürlich auch „wer trifft hat Recht“, aber eben auch, dass er ihn die Ohren lang gezogen hätte, wenn er dann nicht getroffen hätte.

  2. Mal ein anderer Punkt: Aus meiner Sicht eine große Unsitte, wie man mittlerweile mit Gästen umgeht. Was haben wir für Probleme mit Düsseldorf oder 3/4 aller anderen Vereine, die ans Millerntor kommen? Richtig! KEINE! Wenn sie nicht gerade HSV, Hansa oder Hannover heißen… Aber mittlerweile gehört es zum Standard, dass die gegnerischen Mannschaften beim Einlaufen konsequent ausgepfiffen werden. Wir ärgern uns über ‚Scheiß St.Pauli‘ Rufe, gehen bei einer Vielzahl von Gesängen aber auch eher darauf ein, wie ’scheiße‘ der Gegner ist, anstatt die eigene Mannschaft anzufeuern. Mittlerweile auch an der Tagesordnung: Becherwürfe. Gestern nach dem 0:1 kippt ein ‚Fan‘ seinen vollen Bierbecher über 3 Leute vom Staff, die neben der (überdachten und geschützten)Düsseldorfer Bank stehen. Eine Reaktion der umstehenden Fans habe ich nicht wahrgenommen, war aber auch zu weit weg, um es komplett ausschließen zu können. Man will immer der andere Verein sein, im Stadion merkt man davon leider immer weniger. Vielleicht aber auch reines Wunschdenken, dass man sich bei aller Rivalität trotzdem sportlich verhalten kann.

    1. Stimme Dir zu – das „Ausgepfeife“ geht mir auch echt auf die Nerven und sollte so nicht sein. Gegen die Üblichen verdächtigen – OK. Aber sonst? Das sind ja auch nicht einige wenige.
      Habe auch in meinem Umkreis auf der Gegenreihe Zustimmung dazu bekommen – Nur wie drehen wir da die Zeit wieder zurück ?
      Etwas mehr erschocken bin ich wenn ich Bierbecher fliegen sehe – sind ein paar in Richtung 4. Offiziellen bei 11m- Schießen geflogen oder von Deiner Schilderung mit der Bierdusche.
      Echt? Das darf doch nicht vorkommen. Sollten wir dran arbeiten!!!

      1. Stimmt, leider auch gesehen auf der Süd. Dazu noch unangenehm aufgefallen: die Rufer während der Schweige“minute“ für Franz Beckenbauer. Man kann ja von ihm halten, was man möchte, aber wenigstens mal für eine Schweigeminute, die meist ja gar nicht so lang dauert, die Schnauze zu halten, ist wohl nicht zu viel verlangt. Manchmal nervt’s mich doch etwas mit der Kluft zwischen ach so toleranten FCSP-Fans und dem Benehmen einiger, sei es bei Heim- oder Auswärtsspielen. Mir ist klar, dass es keine homogene Fangruppe ist und da zum Teil sehr unterschiedliche Charaktere zum Spiel kommen, aber auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner wie Schweigen aus Respekt für Verstorbene oder das Nicht-Werfen von Gegenständen aller Art sollte man sich doch einigen können.

  3. Das hat mich tatsächlich auch sehr erschüttert. Ich wohne nun schon über zehn Jahre nicht mehr in Hamburg und verfolge die Spiele fast nur noch im Tv, bin aber im Kiez groß geworden und war seit den 90ern bis etwa 2010 bei fast jedem Heimspiel. Früher war ich stolz darauf, dass bei uns die (meisten) Gäste stets mit Respekt begrüßt wurden. Mittlerweile scheint mir, dass unfaires Verhalten – wozu ich Becherwerfen absolut zähle- nicht nur ausnahmsweise sondern ziemlich regelmäßig erfolgt.
    Schade

  4. Die Becherwürfe auf Tanaka haben mich – diesmal ebenfalls nur am Fernseher – auch überrascht. Natürlich ist das unmöglich und ich habe das im Stadion aber auch eher nur noch selten erlebt.

    Was mich auch überrascht hat, war dass Tanaka sich da so vor einer gegnerischen Gerade aufgebaut hat. Das entschuldigt die Becherwürfe nicht, ich verstehe es nur nicht. Das macht doch kaum ein Spieler. Was hat ihn dazu gebracht?

    Oder sind da vorher noch weitere Dinge passiert, die ich am Fernseher nicht mitbekommen habe?

  5. Die etwas anderen Fans sind wir schon lange nicht mehr,auch wir haben in den letzten Jahren zunehmend Idioten .Ähnliches habe ich im letzten Jahr schon mal geschrieben,da fühlten sich ja einige auf den Schlips getreten.Bin seit 1955 dabei und seit 30 Jahren intensiver(Dauerkarte).
    Ich hoffe doch das wir Fans zu kreativeren
    Zeiten zurückfinden.
    Manchmal klappt es noch:Scheiß St.Pauli aus dem Gästeblock bekommt durch Beifall die richtige Antwort,da klappt es noch.

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