Wenig Ballbesitz, kompakte Defensive, viele Fouls, hohe Laufbereitschaft – mit dieser Spielweise ist der FC St. Pauli, spätestens nach dem Sieg in Freiburg, in der Bundesliga angekommen.
(Titelfoto: Alex Grimm/Getty Images/via OneFootball)
Mario Gomez und Holger Badstuber standen in der Startelf, Tim Walter als ihr Trainer an der Seitenlinie. Klingt nach lange her? Ist es auch. Im August 2019 spielte der FC St. Pauli gegen den VfB Stuttgart. Mit Kevin Lankford und Viktor Gyökeres, Finn Ole Becker und Marvin Knoll, angeleitet von Jos Luhukay. Das Spiel am 3. Spieltag der Saison 19/20 ging damals mit 1:2 verloren.
FC St. Pauli lange nicht mehr mit so wenig Ballbesitz
Warum zur Hölle dieses trostlose Ding wieder ins Scheinwerferlicht gezogen wird? Nein, nicht weil Walter kurz danach gehen musste. Am liebsten würde ich das vergessen wollen, schließlich drehten die Stuttgarter das Spiel durch einen Treffer in der 90. Minute doch noch in einen Sieg. Erinnerungen an erfolgreiche Zeiten sind es also auch nicht. Vielmehr wird dieses Spiel rausgekramt, weil der FC St. Pauli damals genau 228 Pässe spielte – und damit fünf weniger als am Samstag in Freiburg.
Zwischen diesen beiden Spielen ist viel passiert: Fast-Abstieg, Super-Burgi, Fast-Aufstieg, Schultz raus, Zehn Siege in Serie, drölfmillionen Mal ungeschlagen, Aufstieg, Brighton, Blessin. Was aber nie passierte in all den schönen und schrecklichen Zeiten? Dass der FC St. Pauli auch nur annähernd so wenige Pässe spielte wie damals in Stuttgart.
Und womöglich muss man sogar noch weiter zurückschauen, um herauszufinden, wann der FCSP weniger Pässe als vergangenen Samstag im Breisgau spielte. Denn Wyscout sagt, man habe damals 228 Pässe gespielt, beim kicker sind es 275 – ein ungewöhnlich großer Unterschied.
Doch ob das nun 275 oder 228 Pässe waren, ist ziemlich wumpe. I think I’ve made my point here: Es ist richtig, richtig lange her, dass der FC St. Pauli mal so wenig Ballbesitz hatte und so wenige Pässe spielte wie beim erfolgreichen 3:0-Auswärtssieg in Freiburg.
Klarer Unterschied zwischen Blessin und Hürzeler
Der Unterschied zwischen damals und heute? Damals hätte der FCSP gerne mitgespielt, konnte es aber nicht wirklich gegen ballsichere und druckvolle Stuttgarter. In Freiburg aber hätte der FC St. Pauli sicher auch selbst etwas mehr und länger den Ball haben können. Allein, das Team hatte einen ganz anderen Fokus, eine andere Idee, wie man erfolgreich sein möchte im Breisgau. Es hat funktioniert.
Die Bereitschaft, auf den Ball zu verzichten, sich lieber kompakter aufzustellen und möglichst schnell umzuschalten, ist ein großer Unterschied zur Vorsaison. Unter Fabian Hürzeler wollte der FC St. Pauli unbedingt den Ball haben, spielte einen sehr eleganten Ballbesitzfußball und legte sich den Gegner bei eigenem Ballbesitz geduldig zurecht.
Unter der Leitung von Alexander Blessin geht es nach Ballgewinn weniger um Ballsicherung, sondern eher darum diesen, risiko- aber aussichtsreich, schnellstmöglich nach vorne zu passen. In aller Deutlichkeit: Der Unterschied in der Spielidee zwischen Hürzeler und Blessin könnte an diesem Punkt größer nicht sein. Der FC St. Pauli ist in den letzten beiden Spielen NICHT „zum System der Vorsaison“ zurückgekehrt.
Defensive ist die große Stärke des FC St. Pauli
So hat der FC St. Pauli also aus der Not, dass man in der Bundesliga weniger oft den Ball haben wird, eine Tugend gemacht und sich in Freiburg defensiv enorm klug angestellt. Das gelang schon im Spiel davor überragend. Weder Freiburg, noch Leipzig haben in dieser Saison in einem der vier anderen Spiele weniger Torschüsse abgegeben, als gegen den FC St. Pauli. Gleiches gilt für Heidenheim. Sowieso haben nur drei Teams (Bayern, Freiburg, Union) bisher weniger Torschüsse zugelassen als der FCSP. Bei den zugelassenen xG-Werten liegt man auf Platz sechs.
Noch eine Statistik wurde lange nicht mehr mit solchen Zahlen vom FC St. Pauli gefüttert: In Freiburg waren 18 Situationen des FCSP regelwidrig. Also zumindest laut der Interpretation von Schiedsrichter Gerach. Es ist ebenfalls schon einige Jahre her, dass häufiger Foul gegen den FCSP gepfiffen wurde: Im Januar 2021 war das zuletzt der Fall, beim Spiel gegen die Würzburger Kickers. Ein Spiel, bei dem es klar um den Klassenerhalt ging, wie jetzt auch. Zwar erklärte Alexander Blessin nach der Partie, dass man sich da an der ein oder anderen Stelle klüger anstellen müsse, um gute Freistoßpositionen für den Gegner zu verhindern, doch zeigen die Zahlen auf, dass die Intensität im Spiel des FC St. Pauli enorm hoch gewesen ist.
Welche Statistik vom FC St. Pauli ebenfalls mit großen Zahlen gefüttert wird, ist die Anzahl an gelaufenen Kilometern. Der FCSP ist weiterhin das laufstärkste Team der Bundesliga. Das waren sie in der Vorsaison in der zweiten Liga auch schon. Generell sind Laufdistanzen über 120 Kilometer pro Spiel ungewöhnlich, auch in der Bundesliga. Der FCSP hat diese Marke bisher in drei von fünf Spielen geknackt.
Einfach ekelhaft!
Laufstark, giftig in den Zweikämpfen, kompakt angeordnet gegen den Ball, gefährlich in Umschaltmomenten – Alexander Blessin sagte zu Saisonbeginn: „Ich möchte, dass die Gegner, ob bei uns daheim oder auswärts, sagen: ‚Gegen St. Pauli zu spielen ist echt unangenehm, es ist einfach ekelhaft.‘„ Damit dürfte er genau das gemeint haben, was man zuletzt vom FC St. Pauli sehen konnte. An Motivation, dieses „Ekelhafte“ umzusetzen, mangelt es nicht bei den Spielern. Philipp Treu erklärte nach dem Auswärtssieg in Freiburg euphorisch: „Es war brutal geil, wie wir alles weggesteckt und zusammen verteidigt haben.“
Nach Abpfiff in Freiburg trat auch ein sichtlich erleichterter Andreas Bornemann bei Sky ans Mikrofon und erklärte: „Wir haben gesagt: Wir werden etwas brauchen, um in der Liga anzukommen. Und wir brauchen alles, um in der Liga drinzubleiben.“ Bornemann erklärte zudem, dass der Abstand zu den etablierten Clubs der Liga riesig sei und diese Lücke versuche man „im wahrsten Sinne des Wortes zuzulaufen,“ kam also auch auf die Laufintensität zu sprechen, die es seiner Ansicht nach benötigt, um in der Bundesliga zu bleiben.
Saad und Afolayan im Fokus
Es läuft also vieles richtig beim FC St. Pauli. Die Defensivleistungen gegen Leipzig und Freiburg waren jeweils überragend. Bleibt die Frage, warum es drei Spiele dauerte, bis man zu dieser Spielweise gefunden hat. Jackson Irvine erklärt das unter anderem mit leichten Anpassungen im Defensivverhalten: „Wir haben zum Start in die Saison ein paar Tore aus gegnerischem Umschalten heraus kassiert. Die haben wir nun eliminiert, indem wir etwas weiter zurück gerückt sind und in der Mitte keinen Platz gelassen haben.“
Aber na klar, Elias Saad und Dapo Afolayan sind hervorzuheben, wenn es darum geht zu benennen, was da nun besser läuft. Es steht völlig außer Frage, dass der FC St. Pauli offensiv mit diesen beiden Spielern auf dem Platz besser besetzt ist. Und der FCSP braucht beide Spieler, um offensiv mehr Gefahr zu erzeugen. Denn auch wenn der taktische Plan voll aufgeht: Ohne ein gewisses Maß an individuellen Fähigkeiten wird das nichts mit Torgefahr. Somit stellt sich die Frage: Warum hat Alexander Blessin nicht direkt so spielen lassen? Warum standen Saad und Afolayan in den ersten drei Partien nicht in der Startelf?
Offensive Außen? Defensive Aufgaben!
Hinweise liefert der FCSP-Kapitän Jackson Irvine: „Unsere beiden Flügel waren unglaublich gegen den Ball,“ erklärte er nach Abpfiff in Freiburg. Auch Elias Saad selbst wollte nach dem Spiel am Sky-Mikro primär über die gute Arbeit des gesamten Teams gegen den Ball sprechen, weniger über seine Tore. Das passt zu der Erklärung, die auch Blessin zuletzt lieferte, wenn er auf das Thema angesprochen wurde: „Es ging mir immer darum, dass jeder versteht, wie wichtig in unserer Art Fußball zu spielen, die defensive Stabilität ist.“
Bevor also der große „Fehler“ der ersten drei Ligaspiele bei der personellen Aufstellung und damit mehr oder weniger direkt bei Alexander Blessin gesucht wird, muss dringend erstmal geklärt werden, was überhaupt die Kriterien sind. Offensivspieler werden öffentlich zumeist aufgrund ihrer Offensivleistung bewertet. Für das Team selbst ist aber ihre Arbeit gegen den Ball genauso wichtig. Im Falle des FC St. Pauli 24/25 ist diese Arbeit vielleicht sogar etwas wichtiger als jene in der Offensive.
Auch Hürzeler nicht immer zufrieden mit Defensivleistungen
Bei diesem Thema schien Alexander Blessin nicht so ganz zufrieden zu sein mit dem, was Saad und Afolayan bis zum Leipzig-Spiel angeboten hatten. Diese Entscheidung und die drei Niederlagen zum Auftakt wurden dem jetzigen Cheftrainer in den Sozialen Medien von vielen Seiten angeheftet. Doch mit dieser Entscheidung ist er nicht allein gewesen. Mich würde interessieren, ob die gleichen Personen mit Fabian Hürzeler auch so hart ins Gericht gegangen sind (Spoiler: sicherlich nicht).
Denn dass ein Cheftrainer mit der Defensivarbeit dieser beiden Spieler unzufrieden ist, ist nicht neu. „Elias ist ein Paradebeispiel dafür, dass es immer darum gehen muss, was uns stark gemacht hat,“ waren die Worte von Fabian Hürzeler mit denen er erklärte, warum Elias Saad kurz vor dem Saisonfinale 23/24 plötzlich auf der Bank Platz nehmen musste. „In Kiel hat er aber im ein oder anderen Moment die Defensive schleifen lassen. Das hat mir nicht gefallen,“ waren Hürzelers Worte zur Leistung Afolayans im Februar 2024. Die Arbeit beider Spieler gegen den Ball war also schon in der Vorsaison ein wiederkehrendes Thema. Weil man damit von Trainerseite nicht immer zufrieden gewesen ist.
Zurück zur jetzigen Saison. Wenn nun die Arbeit gegen den Ball noch mehr Bedeutung besitzt, weil man in diesem Bereich nun noch mehr gefordert wird als in der zweiten Liga, dann gibt es womöglich schon gute Argumente, warum Saad und Afolayan zu Saisonbeginn nicht auf dem Platz standen. Doch das Beste an dieser Diskussion ist: Vor allem mit ihrer Arbeit gegen den Ball haben beide Spieler zuletzt begeistern können. Zusammen führten sie 14 Defensivzweikämpfe gegen Freiburg, fingen sieben gegnerische Pässe ab. Gegen Leipzig waren es 19 Duelle und acht abgefangene Pässe. Die Frage, ob sie auch kommende Partie in der Startelf stehen, hat sich damit vorerst erledigt, wenn beide auch weiterhin so agieren.
Blessin fordert höhere Positionierung
Dabei wird die Defensivarbeit zukünftig nicht immer ganz so tief stattfinden, wie in Freiburg. Der FC St. Pauli hatte dort sicher, aber insgesamt sehr tief gestanden. Bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde das angepasst, der FCSP störte die Freiburger früher. Aufgrund einer Umstellung des Gegners wurde man wieder tiefer reingedrückt, Blessin möchte aber gerne weiter vorne positioniert sein: „Wir werden das anpassen und nicht ständig im tiefen Block stehen. Denn wenn wir dann einen Ballgewinn erzielen, sind wir näher zum Tor.“
Ob das so klappt, davon kann man sich am kommenden Samstag ab 18:30 Uhr am Millerntor überzeugen. Dann nämlich empfängt der FC St. Pauli den 1. FSV Mainz 05. Ein Club, der für seine Verhältnisse schleppend in die Saison gestartet ist (fünf Punkte bisher). Bereits kurz nach Abpfiff in Freiburg war Elias Saad am Sky-Mikro die Vorfreude auf diesen Samstagabend anzumerken: „Millerntor, Abendspiel – es gibt kein besseres Stadion.“
Vorbereitung abgeschlossen
Alexander Blessin betonte vor der Saison, dass man „eklig“ spielen wolle. Dass man Defizite mit Lauf- und Einsatzbereitschaft wettmachen müsse. Und er bat vor der Saison um weitere Vorbereitungszeit, erklärte, dass das Team noch nicht so weit sei bei der Umsetzung der neuen Ideen. Nach den letzten beiden Spielen muss man nun aber festgehalten: Die Vorbereitungszeit ist nun abgeschlossen. Und der FC St. Pauli ist ziemlich gut.
// Tim
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Danke Tim, sehr schoene Analyse.
Ich bin gespannt, was ganz vorne passiert, wenn Guilavogui wieder bei 100% ist.
Zweikampf mit Jojo ?
Zumindest hätte wir dann auf dieser Position die Tiefe, die uns m.M.n. im Sturm dann fehlte. Zumal Guilavgui in Paris auch auf der offensiven Außenposition überzeugt! Polyvalenz…
Well, Guilavogui is actually a winger and not a striker by trade. Given that there are not so many wingers in the st pauli squad, I would not be surprised if Morgan would share the spot with Saad and Afolayan if and when this tactical setup is implemented.
Danke Tim, Du beschreibst fachkundig, was bislang nur mein laienhaftes Gefühl gewesen ist. Ich wünschte, all die ergebnisgeleiteten Besserwisser hängen sich Deine Analysen und Erklärungen über das Bett und lesen sich diese nach den nächsten Niederlagen in Dauerschleife durch, ehe sie voreilig den Stab über Trainer, Spieler, Sportchefs oder Scouts unseres Vereins brechen.
Endlich auch schwarz auf weiss und mit Zahlen hinterlegt!
Nach dem Spiel musste ich mir zig mal von begeisterten Leuten anhören wie geil es doch ist wieder wie unter Hürzeler zu spielen – sic!
Selbst Fragen wie: Wann haben sie denn Vasilj unter Hürzeler soviel lange Bälle schlagen sehen oder wie oft haben wir denn hintenrum gespielt? waren nicht Beweis genug 🙁
Ein wenig Sorgen machen mir allerdings die vielen Gelben, wenn das so weitergeht fehlt die halbe Mannschaft in drei Spielen, trotzdem sehr geil!!!
Danke Tim, dadurch wird klar, was von außen nur schwer zu sehen und verstehen ist. Die Leistung der Spieler im Training. Deren Leidenschaft und Aufopferungsbereitschaft.
Wer das nicht mitbekommt, kann natürlich steile Thesen aufstellen. Fundiert sind die aber nicht. Genau so verhalten sich auch Eltern in Jugendmannschaften. Sie sind das Nervigste im Fußball.
Ist, bei all den Unterschieden zwischen Hürzeler und Blessin dann doch auch (dies seit dem ersten Spiel unter Blessin) eine Gemeinsamkeit, dass der Ausgangspunkt des gesamten Systems eine solide Defensive ist und darauf dann aber eben unterschiedlich aufgebaut wird? Oder ist es zu banal, weil jedes Team natürlich keine Tore kassieren will?
Auch wenn Blessin nicht „Die Null ist unsere Identität“ sagt, so kommt es mir doch nicht so vor, dass jeder Trainer so sehr die Defensivarbeit betont.
1. Ich hatte auch nach anfänglicher Geduld damit angefangen – nennt es ergebnisgeleitete Besserwisserei – die Kaderplanung und Taktik immer deutlicher zu kritisieren und ziemlich viel schwarz zu malen.
2. Jetzt sehe ich das natürlich anders. Wir sind auf einem super Weg. Mainz kann kommen. Helau!
3. Wenn wir die nächsten drei Spiele auf die Mütze kriegen, bin ich wahrscheinlich wieder bei Punkt 1.
Das gehört doch auch zum Fußball, dass man eine Meinung hat und glaubt es besser zu wissen, auch wenn man nicht so viel Ahnung hat wie Tim. In fast jedem Spiel kommt irgendwann der Punkt, an dem ich genau weiß, was der Trainer jetzt umstellen müsste – und allen, die um mich herum stehen, geht es genauso. Immerhin sorgen solche Artikel wie dieser hier dafür, dass dabei immer eine ganz leise, demütige Stimme in meinem Hinterkopf zu mir sagt, dass es zumindest nicht völlig ausgeschlossen ist, dass es Menschen gibt, die sogar noch mehr Ahnung von Fußball haben als ich – und das unter Umständen auch auf Alexander Blessin zutreffen könnte.
Moin Gazza. Grandios, wie Du Dir den Spiegel vorhältst – und damit dem Einen oder Anderen die Chance gibst, sich auch darin zu sehen. Davon kann ich noch lernen.
Ja, Kritik gehört auch zum Fußball und ist erlaubt. Grundsätzlich sollte jedem bewusst sein: Vereine, die außerordentlich erfolgreich sind (auch ohne massenhaften Geldeinsatz) – Freiburg sei hier mal wieder als klassisches Beispiel genannt – waren das auch deshalb auf lange Sicht, weil sie in Ruhe arbeiten konnten. In Ruhe arbeiten bedeutet, dass das Umfeld – Fans, Medien, Mitglieder, Funktionäre – ein gewissen Maß an Vertrauen schenken, bei kleinen Misserfolgen nicht gleich alles in Frage stellen und ihre Kritik sachlich und fundiert vortragen. Es könnte also zum langfristigen Erfolg unseres Vereins beitragen, wenn wir dies verstärkt berücksichtigen.
Danke für diesen tollen Kommentar, Gazza!
Friede, Freude, Eierkuchen..! Alles nur ein großer Irrtum, unser Trainer hat schon immer alles richtig gemacht, Kritik war bloß das Gezeter von „Besserwissern“… Und die Medien? Offenbar dann auch Besserwisser..? Ich lasse hier einfach mal den Kommentar der „Sportschau“ sprechen, hat sicher mehr Gewicht, als meine eigenen Worte:
„Die Flügelzange mit Saad über links und dem Engländer Afolayan über rechts war gefühlt die größte Stärke der Mannschaft. Umso verwunderlicher, dass St. Paulis neuer Trainer Alexander Blessin in den ersten Bundesliga Partien nicht darauf baute. Der Hürzeler Nachfolger ließ das Team nicht im bekannten 3-4-3 System agieren, sondern in einem 3-5-2 System, in dem sich das Duo auf der Ersatzbank wiederfand. Nach drei Niederlagen in den ersten drei Partien stellte Blessin auch aufgrund der personellen Situation für das Spiel gegen RB Leipzig (0:0) auf das bekannte und immer häufiger geforderte System um – mit Saad und Afolayan auf dem Platz.“ (Sportschau, 30.09.)
Die Welt, national wie international, hat gesehen und kommentiert was passiert ist, ich hätte hier Diverses zitieren können.
Das infame an deinem Beitrag zu diesem Thema ist, Tim, dass du versuchst den Trainer zu entlasten… auf Kosten der beiden Jungs, die dem Verein und uns allen hier den Arsch gerettet haben. Elias und Dapo seien nicht fit gewesen, wofür Trainer Aussagen vom Vorgänger angeführt werden, die bis zum Februar 24 zurück datieren (!). Elias hat zwei Tore geschossen und eines vorbereitet, er hatte im letzten Spiel eine Passquote von 93% als Stürmer (!) und war genau wie Dapo defensiv eine Bank. Folgt man Tims Argumentation, dann hat das alles Alexander Blessin in kürzester Zeit aufgebaut, denn als er die Jungs übernommen hat, waren sie noch defensiv zu schwach um aufgestellt zu werden. Etwas absurderes habe ich zu diesem Thema noch nicht gehört. Der Trainer hat einen Fehler gemacht, die sportliche Leitung hat ihm ganz sicher diesen Zahn gezogen, aber Andreas Bornemann ist natürlich auf Sky der Frage ausgewichen, warum Elias und Dapo nicht früher aufgestellt wurden. Er kann seinen Trainer nicht vor laufender Kamera Filettieren, er wird ihn noch loben, wenn er die Entlassung bekannt gibt, und das ist gut so. Die schonungslose Kritik an allem was falsch läuft gehört HIER HER (!), sie gehört in die Medien, dafür sind sie da. Hofberichterstattung ist hier fehl am Platze, sie nützt niemanden, erst recht nicht dem Verein…
Und dabei gibt es nichts mehr zu meckern, Das 5-2-3 defensiv, und 3-4-3 offensiv ist ja nur ein Zahlenspiel, eine Grundordnung, es muss mit Leben gefüllt werden, aus der Analyse des Gegners, und Blessin hat hier einen sehr guten Job gemacht. Die Mannschaft hat den individuell und mannschaftlich sehr spielstarken Freiburgern die Räume komplett zugestellt, ich warne jedoch vor Euphorie, denn eine so hohe Effizienz ist immer mit viel Spielglück gepaart und nur bedingt steuerbar/erlernbar.
Erstmal danke für den ausführlichen Kommentar, Holger.
Meimungen sind ja subjektiv und entsprechend unterschieden sie sich massiv. Ich gebe mir große Mühe Puzzleteile zusammenzusetzen, schaue mir die Spiele genau und mehrfach an, unterhalte mich mit vielen Personen inner- und außerhalb des Vereins, um mir eine Meinung zu bilden. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass der Eindruck, den ich gewonnen habe, richtig ist. Entsprechend finde ich es gut und total wichtig, dass das auch anders gesehen wird.
Zu deinem Kommentar würde mich interessieren, wie Du darauf kommst, ich hätte geschrieben, dass Saad und Dapo nicht fit genug gewesen seien. Denn ich habe den Eindruck deine doch sehr heftigen Vorwürfe beruhen größtenteils auf einer Argumentation, die auf „Blessin hat sie fit gemacht, vorher waren sie es nicht“ fußt, was, national wie international, völliger Quatsch ist und in diesem Artikel auch nicht behauptet wird.
Lieber Tim,
Du schreibst oben: „Bei diesem Thema schien Alexander Blessin nicht so ganz zufrieden zu sein mit dem, was Saad und Afolayan (defensiv) bis zum Leipzig-Spiel angeboten hatten. Diese Entscheidung und die drei Niederlagen zum Auftakt wurden dem jetzigen Cheftrainer in den Sozialen Medien von vielen Seiten angeheftet.“ Bringst noch Beispiele aus der Hürzeler Zeit etc.
Ich antwortete, wenn man deiner Argumentation FOLGT (!), dann müsste es ja Blessin selbst gewesen sein, der diesen Missstand bis zum Einsatz in der Startelf abgestellt hat – warum sonst sollte er sie denn aufstellen? Ich habe also hier nur zu Ende gedacht, um zu zeigen wie absurd deine Vermutung ist. Ich hätte auch anführen können, dass Dapo und Elias immer, wenn sie auf dem Platz waren, offensiv wie defensiv ihr Potential gezeigt haben, auch schon in dem ersten 10 Minuten Einsatz. Elias ist durch die Futsal Schule gegangen, in diesem Sport muss ein erfolgreicher Spieler defensiv wie offensiv möglichst gleichstark sein, und er ist defensiv außergewöhnlich Zweikampfstark – im Gegensatz zu Guilavogui, der hier deutliche Schwächen hat. Auch das spricht gegen deine Sichtweise. Hättest du die Vermutung, das die beiden defensiv evt. Schwächen hatten, für sich (!) geäußert, so wäre es vollkommen okay gewesen, egal ob man diese Meinung teilt. Aber du hast dies direkt angeführt, um den Trainer zu entlasten, und das geht einen Schritt zu weit und trifft sich hier, wie man an einigen Kommentaren sieht, mit einem großen Harmoniebedürfnis. Davon darf sich ein kritisches Medium nicht leiten lassen und im Nachhinein berechtigte Kritik „harmonisieren“.
Tim, ich liebe deine Beiträge, nur deswegen bin ich hier…aber das war ein Schritt daneben. (Achtung: meine Meinung :))
Ich verstehe deinen Punkt, aber da ist immer noch was falsch, wie Du meine Ausführungen „zu Ende gedacht“ hast:
Deine Argumentation beruht auf der Annahme, ich hätte geschrieben, dass Dapo und Elias körperlich nicht fit gewesen seien und Blessin hätte sie fit gemacht. Das ist schlicht falsch, das habe ich nicht geschrieben. Daher hatte ich schon bei der ersten Antwort danach gefragt. Defensivarbeit ist auch mehr als Zweikampfstärke, sogar mehr als Bereitschaft. Da geht es auch um taktische Feinheiten, etc.
Ganz ab davon möchte ich anmerken, dass die Art und Weise, wie Du Kritik vorbringst nicht gerade dabei hilft, dass ich gerne darauf antworte. Und das liegt sicher nicht daran, dass Du das Thema anders bewertest, auf so eine Diskussion hätte ich schon Lust. Aber nicht, wenn mir vorgeworfen wird, dass meine Sachen „absurd“ und „infam“ sind.