2. Bundesliga 20/21: Der Team-Check – Teil 1

2. Bundesliga 20/21: Der Team-Check – Teil 1

Es geht wieder los – Die 2. Bundesliga startet am 17. September. Zeit also, sich die einzelnen Teams etwas genauer anzuschauen und eine leichte Prognose abzugeben (sofern dies bei offenem Transfer-Fenster bis in den Oktober überhaupt möglich ist). Der MillernTon tut dies mit einer 5-teiligen Artikel-Serie, die Stück für Stück in den nächsten Tagen erscheinen wird. Den Anfang machen zwei Absteiger und zwei Klubs, die letzte Saison nah dran waren am Aufstieg.
(Titelbild: Stefan Groenveld)

Fortuna Düsseldorf

Zugänge:
Jakub Piotrowski (ZM, 22, KRC Genk), Florian Hartherz (LV, 27, Arminia Bielefeld), Dennis-Adam Gorka (TW, 18, eigene U19), Nikell Touglo (IV, 18, eigene U19), Shinta Appelkamp (RA, 19, eigene U23), Gökhan Gül (DM, 21, SV Wehen Wiesbaden (Leih-Ende)), Emmanuel Iyoha (MS, 22, Holstein Kiel (Leih-Ende)), Kevin Danso (IV, 21, FC Augsburg (Leihe)), Brandon Borrello (RA, 25, SC Freiburg (Leihe)), Edgar Prib (ZM, 30, Hannover 96)
Abgänge:
Kaan Ayhan (IV, 25, US Sassulo), Diego Contento (LV, 30, SV Sandhausen), Niko Gießelmann (LV, 28, Union Berlin), Robin Bormuth (IV, 24, Karlsruher SC), Markus Suttner (LV, 33, Austria Wien), Michael Rensing (TW, 36, vereinslos), Kevin Stöger (OM, 26, vereinslos), Oliver Fink (ZM, 38, eigene U23), Tim Wiesner (TW, 23, eigene U23), Aymen Barkok (OM, 22, Eintracht Frankfurt (Leih-Ende)), Zack Steffen (TW, 25, Manchester City (Leih-Ende)), Erik Thommy (LM, 25, VfB Stuttgart (Leih-Ende)), Kasim Adams (IV, 25, TSG Hoffenheim (Leih-Ende)), Steven Skrzybski (RA, 27, FC Schalke 04 (Leih-Ende)), Valon Berisha (ZM, 27, Lazio Rom (Leih-Ende)), Zanka (IV, 30, Fenerbahce (Leih-Ende)), Davor Lovren (LA, 21, eigene U23), Jannik Theißen (TW, 22, eigene U23), Johannes Bühler (DM, 23, eigene U23),

Vergangenheit
Vier Tore und zwei Punkte. Das ist nüchtern betrachtet das, was Fortuna Düsseldorf am letzten Spieltag der Vorsaison verspielte. Das war der Vorsprung auf den Tabellen-17., Werder Bremen, den es zu verteidigen galt, um in der Relegation den Abstieg in die 2.Liga noch vermeiden zu können.
Da die Fortuna aber nun hier in diesem Artikel auftaucht, könnt ihr Euch den Rest der Geschichte denken, wenn ihr ihn nicht sowieso schon kennt: Am 34. Spieltag gewann Werder Bremen mit sage und schreibe 6-1 gegen Köln, während die Fortuna mit Lähmungserscheinungen sang- und klanglos mit 0-3 bei Union verlor.
Damit verspielte Fortuna Düsseldorf am letzten Spieltag die Chance auf ein positives Ende einer von Anfang an schwierigen Saison. Manch eine*r behauptet der Abstieg sei bereits am 34. Spieltag der Saison 18/19 besiegelt worden: Durch den Kreuzbandriss von Kevin Stöger und dem letzten Spiel von Benito Raman (der ein sehr unglückliches Jahr auf Schalke folgen ließ) verlor die Fortuna mit Ausnahme von Rouwen Hennings seine komplette offensive Power.
Fortuna Düsseldorf stieg mit der schwächsten Offensive der Liga (nur 36 Tore) ab. Da half es auch nicht, nach zwei Niederlagen zum Start nach der Winterpause (gleichbedeutend mit dem Absturz auf den 18. Platz) den überaus beliebten Friedhelm Funkel zu entlassen und Uwe Rösler als Chef an die Seitenlinie zu stellen. Zwar konnte durch sechs Spiele ohne Niederlage zuerst der Relegationsrang ergattert und dann gehalten werden. Zum Abschluss der Saison folgten jedoch sechs sieglose Spiele in Serie. Nach zwei Jahren im Oberhaus muss die Fortuna nun wieder in der 2. Bundesliga an den Start gehen.

Gegenwart
Als landauf und -abwärts darüber diskutiert wurde, wie schwer die Coronakrise den deutschen Fußball trifft, war die Fortuna einer der Klubs, der als erstes namentlich genannt wurde, wenn es um mögliche Insolvenzen ging (obwohl Vereinsverantwortliche das Gegenteil behaupteten). Soweit ist es glücklicherweise nicht gekommen.
Dennoch hat der Abstieg im Kader und im Finanzplan von Fortuna Düsseldorf einiges verändert: Der Etat musste naturgemäß massiv geschrumpft werden (und da die verlinkte Schätzung vor Corona gemacht wurde, muss sicher noch eine erhebliche Summe davon abgezogen werden). Auch dadurch konnten viele Spieler, mit denen ein direkter Wiederaufstieg sehr viel wahrscheinlicher wäre, nicht gehalten werden. Im Gegenteil: Mit Kaan Ayhan, Kevin Stöger und Niko Gießelmann hat der Klub wichtige Stützen verloren. Weitere Stützen waren meist Leihgaben, wie z.B. Erik Thommy oder Zack Steffen.
Die Vorbereitung von Fortuna Düsseldorf muss dann auch als „mittelmäßig“ beschrieben werden. Denn zwei positive Corona-Fälle, es traf die beiden hochtalentierten Spieler Kownacki und Ampomah, führten zur Absage eines Testspiels und der zeitweisen Quarantäne des gesamten Teams.
Mit Florian Hartherz und der Leihe von Kevin Danso reagierte der Klub auf die Abgänge in der Defensive. Jakub Piotrowski soll im Zentrum eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie der erfahrene Edgar Prib, der aus Hannover kam. Weiter vorne dürfte Emmanuel Iyoha zukünftig auf Torejagd gehen. Nach einer Leihe nach Kiel (9 Tore) und der Saison davor nach Aue (3 Tore, 7 Vorlagen) kehrt er nun zu seinem eigentlichen Arbeitgeber zurück, mit mächtig viel Zweitliga-Erfahrung im Gepäck. Ähnliches gilt für Rückkehrer Gökhan Gül (defensives Mittelfeld), der letzte Saison allerdings viel auf der Bank beim SV Wehen Wiesbaden saß. Noch dazu hat sich die Fortuna mit Brandon Borrello auf der Außenbahn verstärkt. Ein Spieler, der bereits vor drei Jahren außerordentlich gut in der 2.Liga spielte, damals allerdings noch für den 1. FC Kaiserlsautern.
Verantwortlich für die Kaderplanung ist seit Jahren Uwe Klein, der zusätzlich Lutz Pfannenstiel als Sportvorstand im Juni ablöste (Pfannenstiel ging aus „privaten Gründen“ und ist jetzt beim Saint Louis City FC aktiv)

Treffen auch diese Saison wieder aufeinander: Kevin Lankford im Duell mit Florian Hartherz, der von Bielefeld nach Düsseldorf wechselte.
(c) Peter Boehmer

Zukunft
Puuh, das könnte schwer werden mit dem direkten Wiederaufstieg für Fortuna Düsseldorf. So richtig der Überkader ist das jetzt nicht. Da wirkten Köln, der HSV und Stuttgart in den letzten Jahren übermächtiger (was ja bekanntlich auch nicht bedeutet, dass defintiv aufgestiegen wird).
Entscheidend dürfte die Arbeit von Trainer Uwe Rösler werden, der in seinem ersten halben Jahr den Abstieg nicht vermeiden und dabei dem Team auch nicht so richtig einen neuen Spielstil verpassen konnte. Schaut man sich die Aufsteiger der letzten Jahre an, so wird schnell klar, dass man entweder einen Überkader braucht (Stuttgart, Köln) oder aber über Jahre einen Stil entwickelt haben muss (Paderborn, Bielefeld, Union, Heidenheim). Ein guter Kader, der aber nicht wirklich gewachsen ist, Nürnberg und Hannover sind da Beispiele, reicht da häufig nicht aus. Nimmt man dies als Maßstab, so dürfte es für Fortuna Düsseldorf diese Saison ein ganz weiter Weg zurück nach oben werden.

SC Paderborn

Zugänge:
Pascal Steinwender (RA, 23, VfB Oldenburg), Moritz Schulze (TW, 19, RB Leipzig U19), Maximilian Thalhammer (DM, 23, FC Ingolstadt), Chima Okoroji (LV, 23, FC Freiburg (Leihe)), Frederic Ananou (RV, 22, FC Ingolstadt) Marcel Correia (IV, 31, Jahn Regensburg), Chris Führich (LA, 22, Borussia Dortmund U23 (Leihe)), Johannes Dörfler (RA, 23, FSV Zwickau (Leih-Ende)), Ron Schallenberg (ZM, 21, SC Verl (Leih-Ende))
Abgänge:
Klaus Gjasula (DM, 30, Hamburger SV), Felix Drinkuth (LA, 25, Hallescher FC), Marcel Hilßner (RA, 25, Coventry City), Luca Kilian (IV, 20, FSV Mainz 05), Rifet Kapic (ZM, 25, Sheriff (Leihe)), Leon Brüggemeier (TW, 22, vereinlos), Ben Zolinski (MS, 28, vereinslos), Sergio Gucciardo (LA, 21, SC Paderborn U23), Mohamed Dräger (RV, 24, SC Freiburg (Leih-Ende)), Gerrit Holtmann (LA, 25, FSV Mainz 05 (Leih-Ende)), Laurent Jans (RV, 27, FC Metz (Leih-Ende)), Streli Mamba (nach gescheitertem Medizincheck in Köln ungewiss)

Vergangenheit
Es wäre auch nicht viel weniger als ein Fußball-Wunder gewesen, wenn der SC Paderborn in der letzten Saison die Klasse gehalten hätte. Trotzdem war die Chance vorhanden. Und das obwohl der erste Sieg erst am 9. Spieltag eingefahren werden konnte. Im Winter konnte Paderborn einige Punkte einfahren, inklusive dem Highlight-Punkt in Dortmund, als man jedoch eine 3:0-Führung noch aus der Hand gab.
Doch gerade als der SCP kurz nach der Winterpause den 18.Platz verließ folgte eine Serie des Grauens: Keines der letzten 14 Spiele der Saison konnte Paderborn gewinnen. Folglich stand man am Saisonende abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
Besonders war das Auftreten von Paderborn in der Liga allemal. Denn der in der 3. Liga unter Trainer Steffen Baumgart entwickelte Spielstil wurde nicht etwa massiv verändert, um auf Gedeih und Verderb Gegentore zu vermeiden. Stattdessen agierte der SCP auch in der ersten Liga weiterhin mutig und mit Fokus auf das eigene Verhalten bei Ballbesitz. Das brachte viel Beifall, aber zu wenig Punkte um den Abstieg zu vermeiden.

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Gegenwart
Spieler kommen und Spieler gehen, doch nur einer bleibt bestehen: Steffen Baumgart bleibt dem SC Paderborn erhalten. Vermutlich trotz der Möglichkeit woanders zu arbeiten. Das ist für Paderborn eine gute Nachricht, da genau diese Konstanz auf der Trainerposition vermutlich auch für eine gewisse Konstanz im Kader sorgen wird.
Und so halten sich die Abgänge bisher in Grenzen. Dennoch: Mit Klaus Gjasula verlor der Klub eine Konstante im defensiven Mittelfeld und Luca Kilian machte vor seiner Verletzung bemerkenswerte Spiele in der SCP-Innenverteidigung. Auch Streli Mamba hat will den Klub verlassen. Eigentlich war schon ausgemacht, dass er sein Glück nun in Köln suchen würde, aber da ist er durch den Medizin-Check gefallen. Ausgang ungewiss.
Wichtige Säulen des Paderborner Spiels der letzten Jahre werden jedoch auch in der kommenden Saison für den SCP auflaufen. Mit Jamilu Collins und dem passstarken Sebastian Schonlau ist man in der Abwehr neben den „alten Recken“ Strohdieck und Hünemeier gut aufgestellt. Das Mittelfeld ist allein schon aufgrund der Anwesenheit von Sebastian Vasiliadis ein echtes Prunkstück. Und die vorderste Reihe bietet enormes Tempo mit den Außen wie Kai Pröger, Dennis Jastrzembski und Christopher Antwi-Adjei sowie zentral dem „Turm“ Dennis Srbeny und dem schwer ausrechenbaren Sven Michel… Keine Frage, offensiv hat der SC Paderborn ein ganzes Arsenal an guten Spielern.
Hinzu kommen, wie bereits in den letzten Jahren teilweise absolute Nobodys aus unteren Ligen, von denen man vorher nicht genau sagen, ob sie gleich funktionieren. Die letzten Jahre zeigten aber, dass so etwas funktionieren kann (Pröger, Vasiliadis, Kilian, Gjasula…). Dieses Vorgehen hat System, ist aber nicht immer erfolgreich, denn es gibt neben einigen Positiv-Beispielen auch viele Spieler, bei denen es (noch) nicht geklappt hat. Daher muss man sehen, ob Spieler wie z.B. Pascal Steinwerder (kam vom VfB Oldenburg) oder Chris Führich (BVB U23) auch gleich eine Verstärkung sind.

Zukunft
Während es bei Fortuna Düsseldorf vor allem deshalb fraglich mit dem Wiederaufstieg ist, weil sich womöglich kein gefestigter Stil entwickeln lässt, ist die Situation in Paderborn eine andere: Die haben den Stil mit dem sie aufgestiegen sind einfach weiter durchgezogen, auch in der ersten Liga. Und vermutlich werden sie auch das Projekt Wiederaufstieg mit einem solchen Stil bestreiten.
Der Trainer ist noch an Bord, große Teile des Kaders wurden zusammengehalten. Einmal mehr wurden Spieler aus unteren Ligen geholt, die womöglich auch wieder einschlagen, wie so oft davor. Der SC Paderborn wird mindestens oben mitspielen.

1. FC Heidenheim

Zugänge:
Dzenis Burnic (DM, 22, Borussia Dortmund), Andreas Geipl (DM, 28, SSV Jahn Regensburg), Marvin Rittmüller (RV, 21, 1. FC Köln U23), Jan Schöppner (ZM, 21, SC Verl), Melvin Ramusovic (DM, 19, 1. FC Heidenheim U19), Julian Stark (ZM, 19, 1. FC Heidenheim U19), Gianni Mollo (MS, 19, 1. FC Heidenheim U19), Patrick Schmidt (MS, 26, Dynamo Dresden (Leih-Ende)), Oliver Steurer (IV, 25, Preußen Münster (Leih-Ende)), Merveille Biankadi (LA, 25, Eintracht Braunschweig (Leih-Ende)), Christian Kühlwetter (MS, 24, 1. FC Kaiserslautern), Florian Pick (LA, 24, 1. FC Kaiserslautern)
Abgänge:

Niklas Dorsch (DM, 22, KAA Gent), Tim Kleindienst (MS, 24, KAA Gent), Sebastian Griesbeck (DM, 29, Union Berlin), Timo Beermann (IV, 29, VfL Osnabrück), Andrew Owusu (ZM, 20, Sonnenhof Großaspach), Maurice Multhaup (RM, 23, VfL Osnabrück), Arne Feick (LV, 32, Würzburger Kickers), Jonas Brändle (LV, 20, Sonnenhof-Großaspach (Leihe)), Robert Strauß (RV, 33, Karriereende)

Vergangenheit
Am besten schauen wir da aus FCH-Sicht gar nicht mehr so genau drauf, wie nah man letzte Saison wirklich dran war am Aufstieg. Und wir werden auch nicht das Fass aufmachen und nochmal mit aller Deutlichkeit schreiben, dass der Modus der Relegationsspiele nur vorteilhaft für die oberen Ligen ist.
Was wir aber festhalten müssen: Der 1. FC Heidenheim hat eine großartige Saison gespielt. Und das, obwohl der Umbruch vor der Saison mit den Abgängen von Robert Glatzel, Nikola Dovedan und Robert Andrich enorm war. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, auch bedingt durch späte Zugänge, hat der FCH in die Spur gefunden und war eines der defensiv stärksten Teams der Liga. Und auch offensiv hatte das Team von Trainer Frank Schmidt immer was zu bieten. Das lag vor allem an den über Jahre gewachsenen Spielprinzipien, die immer weiter verbessert wurden und den FCH über die Jahre von einem reinen Umschalt-Team hin zu einem Team entwickelt haben, welches sehr wohl vieles auch bei längeren eigenen Ballbesitzphasen kreieren konnte.
Doch das Prunkstück des 1. FC Heidenheim war nicht etwa die tolle Ballzirkulation oder das aufregende und hochfrequentierte Offensivspiel. Nein, der FCH stand wie kein anderes Team der Liga für eine konzentrierte Defensivarbeit (statistisch hier schön ausgearbeitet), die unter anderem darin mündete, dass der Klub mit nur 36 Gegentoren die zweitbeste Defensive der Liga stellte. Dann kannste halt auch mit nur 45 geschossenen Toren (nur drei Teams hatten weniger!) am Ende auf dem dritten Rang liegen.
All das nützte nix: Nach dem Scheitern in der Relegation (0:0 im Hin-, 2:2 im Rückspiel), durch eine Auswärtstor-Regelung, die aufgrund der Geisterspiele völlig absurd erschien, muss der 1. FC Heidenheim auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga antreten. Aufgrund der bodenständigen und sympathischen Arbeit in Heidenheim hat das auch über die Ostalb hinaus viele geärgert (wenngleich auch viele erleichtert waren, dass Werder drinbleibt).

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Gegenwart
Der Umbruch zur Saison 19/20 ist nahezu nichts im Vergleich zu dem Umbruch der zur neuen Saison über Heidenheim hereinbrach. Mit Innenverteidiger Timo Beermann, Stürmer Tim Kleindienst sowie dem defensiven Mittelfeld bestehend aus Sebastian Griesbeck und dem unglaublich starken Niklas Dorsch hat der 1. FC Heidenheim nicht nur vier Stammspieler sondern quasi sein komplettes stabiles Konstrukt verloren. Dieses muss nun zur neuen Saison erst einmal wieder mühsam aufgebaut werden.
Und damit hat Heidenehim natürlich bereits angefangen: Die beiden vakanten Positionen im defensiven Mittelfeld dürften mit Andreas Geipl und Dzenis Burnic zwar nicht adäquat (so einen Spieler wie Dorsch kannst Du dir als Zweitligist gar nicht leisten), aber doch mit gehobenem Zweitliga-Niveau ersetzt. Hinzu kommen, wie auch bei Paderborn, Spieler der Marke „Wundertüte“ aus der Regionalliga. Mit Rückkehrer Patrick Schmidt, der ein sehr gutes Halbjahr bei Dynamo Dresden spielte, dürfte auch der Abgang von Kleindienst zumindest etwas aufgefangen werden. Auch der Doppel-Transfer von Christian Kühlwetter und Florian Pick aus Kaiserslautern soll die Offensive stärken. Trotzdem ist zu erwarten, dass der 1. FC Heidenheim auf dem Transfermarkt noch sehr spät zuschlagen wird, so wie sie es in den letzten Jahren auch immer getan haben.
Der Kader gibt aber auch trotz der Abgänge einiges her. Allen voran sind hierbei Torwart Kevin Müller und Innenverteidiger Patrick Mainka zu nennen. Solange es diese beiden auf den Platz schaffen, wird die Defensive in Heidenheim weiterhin ein geringes Problem sein. Ach ja, dann ist da natürlich noch Marc Schnatterer. Der wird dann wieder gegen den FCSP seine alljährliche Torbeteiligung haben…

Zukunft
Das wird ein schweres Jahr für Heidenheim. Einen solchen Umbruch musst Du erstmal verkraften. Erinnerungen werden da an Braunschweig wach, die nach der Niederlage in der Relegation 16/17 im Jahr darauf plötzlich abstiegen. So heftig wird es Heidenheim vermutlich nicht treffen. Denn mit Frank Schmidt bleibt die wichtigste Person für den Erfolg auf der Ostalb auch weiterhin an der Seitenlinie.
Wir werden uns womöglich zum Ende der Saison wieder mal verwundert die Augen reiben, da Heidenheim auch diesen Umbruch wieder weit besser verkraftet hat als vermutet. Trotzdem werden die Verantwortlichen nicht nach Platz 3 in der Vorsaison eben jenen als Saisonziel ausrufen. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld wäre nämlich als Erfolg zu werten.

Hamburger SV

Zugänge:
Amadou Onana (DM, 18, TSG Hoffenheim U19), Klaus Gjasula (DM, 30, SC Paderborn), Simon Terodde (MS, 32, 1. FC Köln), Toni Leistner (IV, 30, Queen’s PArk Rangers), Aaron Opoku (LA, 21, Hansa Rostock (Leih-Ende)), Manuel Wintzheimer (MS, 21, VfL Bochum (Leih-Ende)), Jonas David (IV, 20, Würzburger Kickers (Leih-Ende))
Abgänge:

Berkay Özcan (OM, 22, Basaksehir), Kyriakos Papadopoulos (IV, 28, vereinslos), David Bates (IV, 23, Cercle Brügge (Leihe)), Christoph Moritz (ZM, 30, SSV Jahn Regensburg), Timo Letschert (IV, 27, AZ Alkmaar), Jairo Sampeiro (LA, 26, vereinslos), Tobias Knost (IV, 20, Hamburger SV U23), Adrian Fein (DM, 21, Bayern München (Leih-Ende)), Martin Harnik (RA, 33, Werder Bremen (Leih-Ende)), Louis Schaub (OM, 25, 1. FC Köln (Leih-Ende)), Jordan Beyer (RV, 20, Borussia Mönchengladbach (Leih-Ende)), Joel Pohjanpalo (MS, 25, Bayer Leverkusen (Leih-Ende))

Vergangenheit
Vergangenheit – Zukunft – Gegenwart. Es ist alles das gleiche. Es gibt keinen Anfang und kein Ende oder besser: Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang. Der HSV startete am 28.6. mit der krachenden Niederlage gegen Sandhausen in den 3. Zyklus der 2.Liga. Alle, die „Dark“ geschaut haben (ACHTUNG SPOILER!), wissen genau, was am Ende kommt: Die Apokalypse!

Es war schon wirklich bemerkenswert, mit welcher Dramatik sich der HSV auch letzte Saison am Ende noch die Butter vom Brot nehmen ließ. Nur zehn Punkte holte der HSV aus den neun Spielen nach der Corona-Pause und verspielte dadurch den Vorsprung auf den VfB Stuttgart und den 1. FC Heidenheim. Erinnerungen wurden wach an die Saison 18/19, als sie nach dem Derbysieg im März drei Punkte aus acht Spielen folgen ließen und erst das unwichtige letzte Spiel gegen Duisburg gewannen (auch Derbyfluch genannt, den der FCSP aber in der Folgesaison 2x brechen konnte).
Hatte sich der HSV in den Jahren zuvor durch einen Endspurt immer erst den rettenden Relegationsrang oder Nicht-Abstiegsplatz gesichert, so haben sie in den beiden Jahren in der zweiten Liga zum Ende hin geradezu filmreif den beide Male fest eingeplanten Aufstieg verspielt.

Memories: 22.02.2020
(c) Peter Boehmer.

Gegenwart
Der HSV ist nun ein normaler Zweitligist! So ein leichter Grauschleier umgibt die Zeit des HSV in Liga 1 inzwischen – Kinder müssen sich das von ihren Vätern erzählen lassen, wie das damals mit Waldschmidt gegen Wolfsburg ablief oder was „Tomorrow, my friend!“ bedeutet. Der HSV wird auch in dieser Hinsicht finanziell mehr und mehr von den Teams in der ersten Liga abgehängt.
Die Auswirkungen des verpassten Saisonziels sind heftig: Dieter Hecking ging, sämtliche Leihspieler ebenso und die auslaufenden Verträge etlicher Spieler wurden nicht verlängert. Zwar verweisen die VereinsKlub-Offiziellen immer wieder darauf, dass die finanzielle Situation der Rothosen nicht rosig, aber auch nicht dramatisch ist. An dieser Version sind jedoch Zweifel angebracht. Denn die Corona-Krise sowie der Ausstieg des Trikot-Sponsors (1,5 Mio € pro Saison) und der Wegfall der Einnahmen durch den Verkauf des Stadion-Namens (Klaus-Michael Kühne hatte die Rechte für 4 Mio € jährlich erworben) könnten die Nöte des HSV noch deutlich verschärft haben.
Vermutlich auch aufgrund der finanziellen Situation hat der HSV bisher nur drei ablösefreie Spieler verpflichtet. Mit Simon Terodde, Toni Leistner und Klaus Gjasula setzt der Klub hierbei auf Erfahrung und nicht auf entwicklungsfähige Spieler (was durchaus kritisch betrachtet wird). Mit Amadou Onana, dessen Transfer bereits vor der Corona-Pause und damit auch vor dem verfehlten Saisonziel ausgemacht war, hat man zwar einen Spieler, der sich entwickeln kann, aber den Verlust von Adrian Fein (nach Leihe zurück bei Bayern München) wird er nicht sofort auffangen können.
Die wichtigste Personal-Entscheidung wurde auf der Trainer-Position getroffen: Daniel Thioune wird ab sofort die Geschicke des Klubs auf dem Rasen anleiten und hat gleich angekündigt, dass er die Defensive als Schwachstelle beim HSV ausgemacht hat und diese stabilisieren will. Er ist der 16. Trainer in den letzten 10 Jahren beim HSV. Thioune hat nachgewiesen, dass er ein Team zum Aufstieg führen kann (18/19 mit Osnabrück) und war nicht umsonst immer einer der Ersten, der in den Medien gehandelt wurde, wenn Klubs in Deutschland einen neuen Trainer suchten.

Zukunft
Klar, auch diese Saison hat der HSV einen Kader, mit dem der Aufstieg das Ziel sein muss. Mit Thioune hat man nun scheinbar auch einen richtig guten Trainer gefunden. Die letzte Saison wackelige Defensive scheint nun etwas stabiler (wie z.B. beim 2-0 im Testspiel gegen Hertha zuletzt). Aber es dachten viele auch bei Dieter Hecking, dass er der richtige Trainer sei. Und wenn man sich die Kader der Saison 18/19 und 19/20 im Vergleich zu dem jetzigen anschaut, so wird deutlich, dass sich der Kader von „viel zu gut für die 2.Liga“ hin zu „gehobenes Zweitliga-Niveau“ entwickelt hat.
Das Ziel ist weiterhin klar und der HSV wird auch sicher ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden. Allein Simon Terodde im Sturm wird in einigen Spielen den Unterschied ausmachen können. Nur wird der HSV nicht mehr, wie in den letzten Jahren, als Top-Favorit gehandelt. Aufgrund der finanziellen Situation erscheint der HSV aber mehr denn je zum Aufstieg verdammt. Andernfalls dürfte die Apokalypse folgen…

Morgen geht es dann weiter mit Teil 2.
// Tim

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