FCSP: Kadersituation im Sommer 2021

FCSP: Kadersituation im Sommer 2021

Mit nunmehr 38 Punkten auf dem Konto kann der FC St. Pauli bereits Anfang April, gut zwei Monate vor Ende der Saison mit großer Sicherheit in die Planungen der nächsten Zweitliga-Saison einsteigen. Und da wartet ein ziemlich großes Stück Arbeit auf Andreas Bornemann und sein Team. Wir haben uns die Kader-Situation mal etwas genauer angeschaut und haben entschieden, dass wir diesen Artikel nicht in vielen kleinen Teilen liefern, sondern den Kader „ganzheitlich“ betrachten (schnappt Euch nen Kaffee, könnte länger dauern).
(Titelbild: Peter Böhmer)

Bereits Wochen vor Saisonende diese Planungssicherheit zu haben, ist ein Vorteil, den der FC St. Pauli gar nicht mehr kennt. Nach 27 Spielen die Sicherheit zu haben, dass auch in der folgenden Saison in der 2.Liga gespielt wird, gab es zuletzt in der Saison 08/09. Vielen ist bekannt, was in der Folgesaison passierte (nicht? Schaut mal hier!). In den Jahren darauf ging teilweise bis zum letzten Spieltag fast immer abwechselnd noch um den Aufstieg (09/10, 11/12, 13/14, 15/16 ) oder gegen den Abstieg (10/11, 12/13, 14/15, 16/17, 17/18). In der Saison 18/19 ging es zum jetzigen Zeitpunkt zwar nur noch theoretisch um den Aufstieg, aber Planungssicherheit gab es nach der Entlassung von Markus Kauczinski und Uwe Stöver nicht. Zwar war in Jos Luhukay bereits schnell ein neuer Trainer gefunden, Andreas Bornemann nahm aber erst weit nach Saisonende seine Arbeit offiziell auf. Planungssicherheit und damit ein Vorsprung gab es dadurch nicht (so wie wir es direkt nach dem Wechsel vermutet hatten). Und letzte Saison gab es allein schon durch die Pandemie enorme Unsicherheiten in der Planung, aber auch dadurch, dass der FCSP erst ganz spät den Klassenerhalt schaffte (und dann ja auch mit Jos Luhukay der Trainer gehen musste).

Das alles gibt es diesen April nicht zu beklagen. Zwar sind die Planungen aufgrund der Pandemie weiterhin erschwert, aber egal ob vorerst mit oder ohne Zuschauer*innen: Am Millerntor wird es auch nächste Saison Zweitligafußball zu sehen geben.
Mit welchen Spielern wird der FCSP in die Saison 2021/22 gehen? Zusammen mit den Leihspielern befinden sich im Kader insgesamt 27 Spieler, die mindestens für die nächste Saison einen Vertrag beim FCSP besitzen. Das ist im Ligavergleich ziemlich viel. Aber es gibt auch einige Spieler, deren Verträge zum Saisonenende auslaufen. Schauen wir uns die mal genauer an:

Torwartposition

  • Svend Brodersen

Als Robin Himmelmann erst kurz vor Jahreswechsel degradiert, kurz nach dem Jahreswechsel nur noch individuell trainerte und schlussendlich sein Vertrag aufgelöst wurde, stand zwischenzeitlich auch Svend Brodersen für vier Spiele im Kasten des FC St. Pauli. Die Spiele gegen Aue, Düsseldorf, Fürth und Würzburg waren jedoch so etwas wie die schwerste Phase der Saison. Brodersen gelang es in dieser Zeit nicht, sich mit guten Leistungen nachhaltig zu empfehlen.
Svend Brodersen steht in seinem inzwischen sechsten Jahr im Profikader des FC St. Pauli, hat in den Jahren zuvor die Jugend-Teams durchlaufen und war auch Nationaltorhüter in der U20 und U21. Der Weg schien vorgezeichnet, richtiggehend perfekt. Doch leider scheinen sich die Wege von Brodersen und dem FCSP im Sommer zu trennen. Womöglich wäre das bereits letzten Sommer passiert, zumindest richtete damals Brodersens Berater recht deutliche Worte in Richtung FCSP und kündigte einen Wechsel an. Passiert ist das nicht. Nun wird es wohl diesen Sommer, trotz beidseitiger Option für zwei weitere Jahre, soweit sein, wenn Svend Brodersen auch weiterhin keine Aussicht auf Spielzeit sieht. Schade.

Seit 2010 durchgehend beim FC St. Pauli. Nun stehen die Zeichen auf Abschied.
(c) Peter Böhmer
  • Dejan Stojanović

Zweifelsohne kehrte mehr Stabilität in die Defensive des FCSP seit Dejan Stojanović das Tor hütet. Das ist schon daran erkennbar, dass der FCSP in dieser Zeit viermal ohne Gegentor ein Spiel beendete. Auch die Statistik zeigt deutlich, dass sich die Torwartposition mit Stojanović qualitativ verbessert hat. Trotzdem erscheint es fraglich, ob der vom FC Middlesbrough ausgeliehene Torhüter über den Sommer hinaus Teil des FC St. Pauli sein wird. Denn die oben verlinkte Statistik zeigt eben auch, dass Stojanović nicht das Maß der Dinge in der 2.Liga ist. Eine Verpflichtung von Stojanović würde sicherlich nicht wenig Ablöse kosten (Middlesbrough hat vor knapp einem Jahr mehr als 1Mio € an St. Gallen überwiesen und er besitzt dort Vertrag bis 2023). Denkbar, dass der FC St. Pauli auf dieser Position im Sommer nochmal etwas verändern wird. Mit Dennis Smarsch steht zumindest ein Torhüter im Kader, der von nicht wenigen letzten Sommer als neue Nummer 1 gesehen wurde.

Abwehr

  • Daniel Buballa

Während bereits über die auslaufenden Verträge einiger Spieler ausgiebig berichtet wurde, ist es um die Vertrags-Situation von Daniel Buballa bisher relativ ruhig. Aber wir können uns sicher sein, dass da im Hintergrund bereits die Planungen zu der Personalie aufgenommen wurde. Für mich persönlich ist bereits der Abschied von Leon Flach ein Hinweis darauf, dass es mit Buballa beim FCSP weitergehen könnte. Denn anscheinend konnte der Verein Flach nicht die große Perspektive auf Spielzeit bieten, auch nicht auf der Linksverteidiger-Position, wo er im Jugendbereich vornehmlich spielte.

Daniel Buballa war bis zum Herbst 2020 viele Jahre ein unverzichtbarer Teil des FCSP. Das ist er inzwischen, zumindest was die Startelf angeht, nicht mehr. Leart Paqarada hat den Platz des linken Außenverteidigers dank richtig guter Leistungen besetzt. Und in der Innenverteidigung, wo Buballa seit letzter Saison regelmäßig eingesetzt wurde, sind ebenfalls einige Spieler, die wohl eher zum Zug kommen würden (zuletzt gegen Braunschweig wurden Dźwigała und Knoll eingesetzt). Das Szenario für eine Vertragsverlängerung scheint zum jetzigen Zeitpunkt recht klar: Daniel Buballa könnte sowohl als Innenverteidiger als auch vornehmlich als Linksverteidiger eine Art Back-up sein. Es stellt sich aber die Frage, ob er das überhaupt möchte oder ob er mit seinen 30 Jahren noch einmal eine zentrale Rolle woanders übernehmen will. Eine Vertragsverlängerung beim FC St. Pauli ist jedoch alles andere als ausgeschlossen.

  • Tore Reginiussen

Wie auch Omar Marmoush, Eric Smith und Dejan Stojanović, ist Tore Reginiussen erst vor wenigen Wochen zum FCSP gekommen und könnte diesen im Sommer wieder verlassen. Der Unterschied ist allerdings, dass Reginiussen nicht ausgeliehen ist. Eine Beschäftigung über den Sommer hinaus würde also keine Ablöse bedeuten. Aus sportlicher Sicht würde eine Verlängerung Sinn ergeben, denn Reginiussen hat in den bisherigen Spielen gezeigt, dass er dem FCSP trotz seiner 34 Jahre in der Innenverteidigung weiterhilft.
Womöglich müssen für eine Verlängerung des Vertrages über das Saisonende hinaus nicht einmal Verhandlungen geführt werden: Der aktuelle Vertrag soll eine Klausel beinhalten, die nach einer gewissen Anzahl an Spielen greift. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass Tore Reginiussen auch nächste Saison für den FC St. Pauli spielen wird.

Tore Reginiussen wird wohl auch in der nächsten Saison für den FC St. Pauli spielen.
(c) Peter Böhmer
  • Sebastian Ohlsson

Eine ganz ähnliche Klausel hat bei Rechtsverteidiger Sebastian Ohlsson bereits gegriffen. Andreas Borneman erklärt: „Der Vertrag von Sebastian hat sich durch eine Klausel bereits vor einiger Zeit verlängert.“ Gut, sehr gut, dass diese Personalie bereits geklärt ist, denn Sebastian Ohlsson ist in einer Saison mit vielen Auf’s und Ab’s eine verlässliche Konstante auf der rechten Abwehrseite und wäre nur schwerlich dauerhaft zu ersetzen.

Mittelfeld

  • Eric Smith

Der bisherige Arbeitsnachweis von Eric Smith ist zwar ziemlich dünn mit erst vier Spielen, aber was er in diesen vier Spielen gezeigt hat, macht defintiv Lust auf mehr. Mit Eric Smith könnte der FC St. Pauli langfristig eine offene Planstelle auf der Sechs besetzen. Die Vorzeichen hierfür stehen gut: Es gibt eine Kaufoption nach Ablauf der Leihfrist. Und diese liegt nach übereinstimmenden Medienberichten im mittleren sechsstelligen Bereich. Das ist für einen Spieler dessen Marktwert mehr als doppelt so hoch ist und der bisher richtig gute Leistungen gezeigt hat, eine ziemlich niedrige Summe. Sollten die Summen stimmen, so muss der FC St. Pauli diese Option ziehen. Selbst dann noch, wenn Smith nächste Saison gar nicht beim FCSP spielen soll, denn es ist davon auszugehen, dass der Verkaufswert erheblich höher sein dürfte.

  • Rodrigo Zalazar

Keine Kaufoption gibt es bei Rodrigo Zalazar. Mit Leihgeschäften ohne Kaufoptionen ist das so eine Sache: Auf der einen Seite ist bei guten Leistungen der entsprechende Spieler nicht zu halten und nimmt Spielern, die langfristig an den Verein gebunden sind einen Platz weg. Auf der anderen Seite ist das Risiko für den Verein ziemich gering, wenn der Spieler nicht die Leistungen bringt, wie erhofft und es bietet Teams die Möglichkeit auch mit Spielern zu arbeiten, die sie sich unter anderen Umständen wohl nicht leisten könnten.
Es erscheint zum jetzigen Zeitpunkt total surreal, aber es hätte ja auch sein können, dass Rodrigo Zalazar nicht die krasse Verstärkung geworden wäre. Und dann hätten vermutlich viele geunkt, wie man einen Spieler, der zuvor in einer unterklassigen Liga in Polen aktiv war bloß verpflichten konnte.

Es wäre sehr zu wünschen, wenn Rodrigo Zalazar über die Saison hinaus beim FCSP aktiv sein würde. Nach der Saison wird er jedoch erst einmal zu Eintracht Frankfurt zurückkehren. Ob er sich da durchsetzen kann, immerhin ist der Schritt ziemlich groß von der 2.Liga hin zu einem Team, das aktuell gute Aussichten auf die Teilnahme an der Champions League hat, wird man dann sehen. Möglich, dass Zalazar auch nächste Saison nicht für Eintracht Frankfurt auflaufen wird. Ob er stattdessen aber beim FCSP sein wird, ist aktuell mehr Wunschdenken, denn Zalazar hat sich diese Saison klar für höhere Aufgaben empfohlen.

Nicht nur für seine Gegenspieler schwer zu halten: Rodrigo Zalazar
(c) Peter Böhmer
  • Ryō Miyaichi

Bereits im Herbst hatte ich einen Artikel zur Kaderplanung geschrieben. Und bereits damals sind mir die Zeilen zu Miyaichi sehr schwer gefallen. Ich schrieb von einer „ganz schwierigen Entscheidung“ – Da war jedoch noch nicht absehbar, dass Ryō Miyaichi auch Anfang April keine einzige Minute für den FCSP in der Saison gespielt haben würde. Daher könnte aus einer „ganz schwierigen“ eine „richtig harte“ Entscheidung werden. Denn der Blick auf die trockenen Zahlen ist mehr als ernüchternd: Deutlich mehr als die Hälfte aller möglichen Pflichtspiele für den FC St. Pauli hat Miyaichi verletzungsbedingt verpasst seit er bei Braun-Weiß unter Vertrag steht (von bisher 197 möglichen Spielen in der 2.Liga hat er in 76 auf dem Platz gestanden). Daher müsste man bei der Kaderplanung seine Position nicht doppelt sondern dreifach besetzen, da das Risiko einfach viel zu groß ist, dass Miyaichi, wie aktuell, längere Zeit ausfällt.
Aus ökonomischer Sicht scheint es eine ziemlich klare und leichte Entscheidung: Nur bei einem stark leistungsbezogenenen Vertrag macht eine weitere Zusammenarbeit aus Vereinssicht Sinn. Und selbst dann ist diese immer noch schwierig, da die Planungen trotzdem eine Dreifachbesetzung der Position vorsehen müssen. Klar ist aber auch, dass ein fitter Ryō Miyaichi eine enorme Qualität auf den Platz bringen kann. Und aus menschlicher Sicht ist für mich auch klar: Ich möchte, dass Ryō Miyaichi wieder fit wird und weiter für den FC St. Pauli spielt. Die Gespräche hierzu laufen wohl bereits.

Angriff

  • Omar Marmoush

Auch Omar Marmoush wird nach Ende des halbjährigen Leihgeschäfts zu seinem Stammverein zurückkehren. Das erklärte der Sportdirektor des VfL Wolfsburg, Marcel Schäfer, im Gespräch mit dem kicker. Die ganze Situation ist ähnlich wie bei Zalazar: Denn laut Wolfsburg-Manager Jörg Schmadtke wird Marmoush sich ebenfalls in der Vorbereitung zeigen dürfen, ob er mit einem Team, das, wie auch Eintracht Frankfurt, nächste Saison wohl Champions League spielen wird, mithalten kann. Sollte das nicht der Fall sein, wäre das für Marmoush selbst sehr schade. Aber ebenso wie vermutlich für Rodrigo Zalazar dürfte auch für Omar Marmoush die Tür für eine erneute Leihe offenstehen.

Rückkehr der Leihspieler

Ganze sieben Spieler, die einen Vertrag beim FC St. Pauli haben, sind aktuell an andere Klubs verliehen. Bis auf Ersin Zehir (Vertrag bis 2023) haben all diese Leihspieler einen Vertrag bis 2022 beim FC St. Pauli. Da Leihspieler in ihrem letzten Vertragsjahr nicht verliehen werden dürfen, werden Maximilian Franzke, Kevin Lankford, Florian Carstens, Marvin Senger, Jakub Bednarczyk und Yi-young Park vorerst zum FC St. Pauli zurückkehren (bei Bednarczyk läuft der aktuelle Kontrakt zwar nur bis zum Saisonende, aber es gibt eine Verlängerungs-Option).
Daher haben wir bei Andreas Bornemann einmal nachgefragt, wie die Leistungen der Leihspieler beobachtet werden und wie zufrieden er mit den Leihgeschäften ist.

Wir verfolgen bestmöglich die Entwicklung aller Leihspieler in ihren jeweiligen Vereinen mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Bei den meisten hat sich die Hoffnung auch dahingehend erfüllt, dass sie bei ihren jetzigen Vereinen auf deutlich mehr Spielzeit kommen, als es bis dahin bei uns der Fall war.

Andreas Bornemann

Es ist jedoch völlig offen, welche Leihspieler in der nächsten Saison für den FC St. Pauli spielen werden. Die Innenverteidiger-Position, die Marvin Senger und Florian Carstens einnehmen könnten, ist bereits jetzt übervoll besetzt. Sollte der FCSP auch über die Saison hinaus mit einer Mittelfeld-Raute spielen, scheinen die Aussichten von Kevin Lankford, Jakub Bednarczyk und Maximilian Franzke, alle eher für die offensive Außenbahn prädestiniert, eher mau zu sein. Auch die Rechtsverteidiger-Position von Yi-young Park ist mit Ohlsson, Zander und Wieckhoff langfristig gut besetzt. Für Ersin Zehir, in Lübeck konstant im offensiven Mittelfeld spielend, könnten sich mit der Raute weitere Optionen entwickeln.
Daher erscheint es durchaus möglich, dass kein einziger der jetzigen Leihspieler nächste Saison beim FCSP spielen wird. Aber das kann sich nach der Rückkehr und den ersten Trainingseinheiten auch wieder ändern, wenn sich zeigt, wie sich die Spieler in den Leihklubs und mit der vielen Spielzeit entwickelt haben. Sicher ist, dass es bei diesen sieben Spielern einige Bewegung im Sommer geben wird.

Ersin Zehir ist in Lübeck fester Bestandteil des Teams. Nächste Saison auch beim FCSP?
(imago images/via OneFootball)

Hui, es gibt viel zu tun für den FC St. Pauli in Sachen Kaderplanung. Aber Moment, das waren ja erst die Spieler deren Verträge am Saisonende auslaufen…

Längerfristige Verträge – Zwischen „Altlast“ und Transferobjekt

Vor Saisonbeginn 20/21 gab es einen großen Umbruch im FCSP-Kader und entsprechend wurden viele Verträge schon basierend auf pandemiebedingten Einnahmeausfällen abgeschlossen (es ist zu hoffen, dass im Etat nicht damit kalkuliert wurde, dass es in der Saison signifikante Zuschauer-Einnahmen geben würde). Der Kader konnte auch deshalb gezielt verstärkt werden, da es einige vermutlich fette Verträge gab, die endeten (Flum, Sobota, Diamantakos – im Winter dann noch Tashchy und Himmelmann). Aber es gab mit den Verkäufen von Henk Veerman und Mats Møller Dæhli auch erhebliche Millionen-Einnahmen, die einen Umbruch ermöglichten.

Der Umbruch war zwar groß, aber es gibt auch noch einige Spieler im Kader, die vertragsmäßig in der Rubrik „Altlasten“ geführt werden müssen (dazu zählen Verträge, die vor der Pandemie abgeschlossen wurden – ist also gar nicht abwertend gemeint). Die genauen Gehälter etc. sind natürlich nicht bekannt, aber es ist davon auszugehen, dass die Verträge von Christopher Avevor (bis 2023), Philipp Ziereis (2022), Marvin Knoll (2022), Christopher Buchtmann (2022) und Luca Zander (2023) ganz erhebliche Summen bewegen. Gleiches gilt für Daniel Buballa und Ryō Miyaichi, deren Verträge jedoch am Saisonende auslaufen. Hinzu kommen noch sämtliche Leihspieler, deren Verträge jedoch den Team-Etat bei weitem nicht so belasten dürften, wie die der oben genannten Spieler.

Christopher Buchtmann, Philipp Ziereis und Christopher Avevor sind schon so lange beim FCSP, sie wissen sogar, wie sich eine Derby-Niederlge anfühlt.
(imago images/via OneFootball)

Es besteht Handlungsbedarf

Allein schon durch den Weggang der Leihspieler (Marmoush und Zalazar) dürfte im FCSP-Kader ein Bedarf an Spielern bestehen. Kann sich der Verein neue Spieler leisten, ohne signifikante Transfer-Einnahmen zu erzielen? Kann er sich auch dann noch neue Spieler leisten wenn es Spieler im Kader gibt, die gut dotierte Verträge haben, aber eben nicht viel spielen? Das ist, besonders in Pandemie-Zeiten nur ganz schwer vorstellbar. Es ist zwar schade, aber dürfte beim FC St. Pauli niemanden verwundern, wenn auch weiterhin Spieler der Kategorie Møller Dæhli/Veerman den Klub gegen entsprechende Ablöse verlassen werden. Ja, wir wünschen uns alle, dass so ein Kader mal zusammengehalten werden kann. Aber so funktioniert das Geschäft. Wenn bei einem Zweitligisten die Spieler länger als drei Jahre sind, dann ist in der Planung irgendetwas falsch oder wirklich alles richtig gelaufen, da sie nicht so zünden wie erwartet und keine Begehrlichkeiten auf höherer Ebene wecken. Oder aber der Klub hat sich damit selbst auf eine höhere Ebene gebracht.

Es ist nur eine Vermutung, aber der FC St. Pauli steht finanziell vermutlich etwas besser da, als viele andere Zweitligisten. Das liegt zum einen daran, dass in den Jahren zuvor sehr solide gewirtschaftet wurde und vermutlich auch daran, dass im letzten Sommer bereits ein größerer Umbruch im Kader stattfand und die Verträge zumindest ein wenig eher aus der Kategorie „die fetten Jahre sind vorbei“ kommen.
Trotzdem ist der FC St. Pauli, wie auch jeder andere Zweitligist, auf Transfereinnahmen angewiesen, besonders in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Und natürlich sind es die Spieler, die aktuell auf dem Platz gute Leistungen zeigen, die für erhebliche Transfereinnahmen sorgen könnten. Wenn es im Sommer also heißt „Kyereh/Becker verlässt den FCSP“, dann sollten wir tief durchatmen, uns ein wenig ärgern und dann überlegen, welche weiteren (finanziellen) Optionen dieser Wechsel im Kader mit sich bringt.

Becker: Verlängern oder Verkaufen diesen Sommer? Nein!

Doch es ist überhaupt nicht gesagt, dass diese Wechsel so kommen werden. Gerade bei Finn Ole Becker gibt es Versuche des Vereins den bis 2022 laufenden Vertrag zu verlängern. Dem MillernTon sagte Andreas Bornemann hierzu: „Wir wollen einen Weg finden, dass es hier gemeinsam weitergeht. Wir sind in Gesprächen und werden in den nächsten Wochen weitere Gespräche mit ihm führen.“ – Bei der Personalie Becker gilt auch nicht die Maßgabe „Verlängern oder Verkaufen“ diesen Sommer. Laut Bornemann würde der FCSP mit Becker auch in die neue Saison ohne eine Vertragsverlängerung gehen.

Mag sein, dass sich einige von uns ob der entspannten Tabellensituation etwas zurücklehnen können. Andreas Bornemann und alle an der Kaderplanung beteiligten Personen beim FC St. Pauli dürften nicht dazu gehören. Die Planungen für die neue Saison in Liga zwei laufen bereits auf Hochtouren.

// Tim

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4 thoughts on “FCSP: Kadersituation im Sommer 2021

  1. Moin Tim,

    ein Punkt in Bezug auf die Wechsel wird noch spannend: Zum ersten Mal seit Jahren ist im Fußballzirkus (auch international) WENIGER Geld als vorher. Aus meiner Sicht wird das bedeuten, dass auch die Ablösesummen nicht mehr ganz so leicht sprudeln werden wie bisher. Wer es sich jetzt als Team leisten kann, die wertvollen Spieler nicht abzugeben und vielleicht den einen oder anderen Ersatz zu holen, wird vermutlich in der nächsten Saison einen Vorteil haben. Wie gut der magische FC hier dasteht, kann ich nicht beurteilen, da wir zwar sehr gut gewirtschaftet haben, aber gleichzeitig der Wegfall der Zuschauereinnahmen bei uns ein deutlich größeres Loch reißen dürfte, als das bei anderen Vereinen der Fall sein sollte…

    Ich fand übrigens den von Euch verlinkten Artikel zur wirtschaftlichen Situation von Schalke extrem spannend (aber natürlich auch etwas erschreckend). Ich habe bei der Recherche im Netz aber keine Übersichten für die zweite Liga gefunden. Gibt es so etwas bei Deinen Sportdatenfirmen? Gerade für den sportlichen Bereich würden mir ein paar Kennzahlen einfallen, die ich ganz interessant finden würde, z.B. Kaderbudget/Marktwert pro erzieltem Punkt (gern auch mit xP, um den Faktor Glück etwas herauszurechnen), Erzielter Marktwert/Jugendausgaben (Ich fand die Diskussion der wirtschaftlichen Bedeutung Knappenschmiede bei Schalke spannend! Vor allem, da wir zum gefühlt ersten Mal seit Dennis Daube ein paar mehr Spieler aus der Jugend in den Profibereich bekommen…), Anzahl geglückter Zukäufe (Definition zu diskutieren, aber wenn einer mehr als 50% der Saisonminuten spielt, würde das für mich reichen, Entwicklung Marktwert nach Zukauf wäre auch möglich, aber dann würde man den Zukauf älterer Spieler „bestrafen“), Zeit bis zur Eingliederung der Zukäufe, etc. Ergänzen könnte man das durch die Verletztenstatistik/ Ausgaben für den medizinischen Bereich und was weiß ich nicht alles.

    Wenn man so etwas auf Liga-Ebene vergleichen könnte, hätte man eine ganz gute Bewertung der Arbeit im sportlichen Bereich und könnte auch sehen, wo man sich noch verbessern muss. Gefühlt hat Bornemann wirklich ein Händchen für diese jungen Supertalente! Er muss sie nur noch mit Kaufoption ausleihen, dann ist alles gut!

    Forza

    Jan

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