Am Sonntag ist der 1. FC Heidenheim am Millerntor zu Gast. Wir brauchen nicht zu erwähnen, dass das ein schweres Spiel wird. Schwer ist ja ohnehin jedes Spiel in der 2.Liga. Hinweisen möchten wir an dieser Stelle zur weiteren Vorbereitung, aber auch, weil das Gespräch auch noch viel mehr zu bieten hat, auf das VdS mit mit FCH-Torwart Kevin Müller.
(Titelbild: Peter Böhmer)
ZuschauerInnen im Stadion
Erstmals seit dem Heimspiel gegen VfL Osnabrück im März werden wieder ZuschauerInnen am Millerntor sein. Ob es auch die maximal erlaubten 2.226 sein werden, ist noch nicht ganz klar. Allerdings wurde auf Twitter auch hier und dort vermeldet, dass einzelne bei der Bewerbung um Tickets wohl leer ausgegangen sind. Zwar werden sicher auch einige Tickets dann doch ungenutzt bleiben, aber gehen wir mal davon aus, dass etwa 2.000 ZuschauerInnen am Millerntor live dabei sein werden. Das wird sicher eine ganz „besondere“ Stimmung werden. Die aktive Fanszene hat bereits klar gemacht, dass es keinerlei organisierten Support geben wird und vermutlich werden alle ZuschauerInnen schnell merken, dass das Stadionerlebnis nicht ansatzweise mit einem ausverkauften Millerntor zu vergleichen ist. Auch wir haben uns mit der Teilzulassung im Blog befasst. Wie so oft, gibt es auch hier keinen Weg, der alle zufriedenstellen wird. Im NdS werden wir dann sicher über das Stadionerlebnis sprechen, da Michael ein Ticket bekommen hat.
FCSP: Wer kann spielen, wer fehlt
Wir hatten bereits in der heutigen Lage erwähnt, dass die Informationspolitik bezüglich Verletzungen bzw. Trainingsbeteiligungen der Spieler auf ein Minimum zurückgefahren wurde. Daher gab es erst heute auf der PK wirkliche Einschätzungen zur Fitness der Spieler. In anderen Medien konnte man im Laufe der Woche sehr wohl verfolgen wer beim Training fehlte, was die Sinnhaftigkeit der fehlenden Infos via Vereinsmedien etwas absurd erscheinen lässt, da der Verein so quasi seine Informationshoheit darüber freiwillig abgibt (aber das ist ein anderes Thema).
Timo Schultz vermeldete, dass Simon Makienok und Borys Tashchy zwar wieder mit dem Team trainieren konnten, aber es noch nicht klar ist, ob es auch für Einsätze am Sonntag reichen wird („Wir werden nach dem Abschlusstraining am Sonnabend entscheiden, ob wir einen oder beide in den Kader nehmen.“). Wenn man die beiden Langzeitverletzten Christopher Buchtmann und Ryō Miyaichi ausklammert, dann kann Timo Schultz aus dem Vollen schöpfen. Und dabei erwähnt er auch, dass es durchaus zu Änderungen in der Startelf im Vergleich zum Spiel in Bochum kommen kann („Mehrere Spieler drängen sich auf und darunter nicht nur die Einwechselspieler vom Spiel in Bochum(…)“). Einen besonders nachhaltigen Eindruck aus dem Bochum-Spiel haben Finn Ole Becker und Lukas Daschner hinterlassen. Es ist daher davon auszugehen, dass es Änderungen in der Startelf geben und mindestens einer der beiden von Beginn an auflaufen wird.
Da Daniel-Kofi Kyereh vergangenen Montag u.a. mit zwei Toren auch zeigte, dass er durchaus auch als alleiniger Mittelstürmer was taugt (vorausgesetzt der FCSP setzt im Sturm auf Geschwindigkeit und nicht auf Wandspieler), ist es durchaus wahrscheinlich, dass Makienok und/oder Tashchy vorerst auf der Bank einen Platz finden müssen.
Vermutlich wird es an der Formation und taktischen Grundausrichtung des FCSP eher weniger Veränderungen geben. Das wird dann womöglich auch wieder dazu führen, dass ich Probleme haben werde, mich darauf festzulegen, ob das nun hinten eine Dreier- oder Vierkette ist. Denn gegen Bochum war es durchaus auffällig, dass Jannes Wieckhoff seine Rolle als Flügelverteidiger sehr viel offensiver interpretierte als Leart Paqarada auf der anderen Seite. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die offensive linke Seite bereits mit Maxi Dittgen besetzt ist, während sich gegen Bochum Rodrigo Zalazar immer wieder nach rechts orientierte, aber eher die Wege aus der Zentrale dahin ging und eher Wieckhoff als offensive Anspielstation für ihn rechts vorne diente. Eine klare Unwucht also in der Formation, die ich persönlich ziemlich gut finde. Führt dann aber eben dazu, dass ich das als 3-4-3 oder 3-4-2-1 benenne und der geschätzte Kollege vom Rumpelfußball-Blog da dann ne Viererkette draus machte. Letztendlich ist es ziemlich wumpe, was genau es ist, da es hier um die Prinzipien bei den Aktionen gegen den Ball und bei Ballbesitz geht. Und die sind bei beiden Formationen identisch.
Heidenheim: Wer kann spielen, wer fehlt?
Noch besser als beim FCSP ist die Lage aus dem Lazarett in Heidenheim. Trainer Frank Schmidt vemeldete auf der Pressekonferenz, dass einzig Oliver Hüsing und Maximilian Thiel verletzt fehlen werden. Die letzte Woche fehlenden Denis Thomalla (Sprunggelenk) und Neuzugang Dzenis Burnic (Adduktoren) sind wieder mehr oder weniger spielbereit, wobei gerade hinter Burnic ein kleines Fragezeichen steht, da er diese Woche bisher nur mit dem Athletik-Trainer trainierte. Grundsätzlich ist aber durchaus bekannt, dass die Luft auf der Ostalb etwas gesünder zu sein scheint als anderswo und Heidenheim nur selten mit Verletzungen zu kämpfen hat.
Wie auch Timo Schultz („Nach den Sprintwerten waren sie (Heidenheim) im Vorjahr die beste Mannschaft.„) hob auch Frank Schmidt hervor, dass Heidenheim physisch in einem hervorragenden Zustand ist („Wir sind mit sechseinhalb Kilometern mehr als der Gegner gegen Braunschweig wieder extrem viel gelaufen und hatten 65 Sprints mehr.“), bezieht dies aber nicht nur auf die körperliche Fitness sondern auch auf die Einstellung.
Angesprochen auf den FCSP hebt Schmidt die Geschwindigkeit in der Offensive hervor („Mit zum Beispiel Kyereh, Dittgen und Zalazar haben sie sehr schnelle Spieler. Da müssen wir wacher sein.“). Und er verweist auch darauf, dass die mutige Spielweise mit dem flachen Aufbau des FCSP beeindruckt, aber immer auch Risiken beinhaltet („(…)St. Pauli ist seiner neuen Spielweise treu geblieben: Flacher Spielaufbau, hoch und breit stehend. Das birgt auch immer ein gewisses Risiko, wie im Pokal in Elversberg und bei einem Gegentor gegen Bochum, als sie jeweils den Ball im Spielaufbau verloren haben.“).
Was hat Heidenheim zu bieten?
Das übliche. Der 1. FC Heidenheim ist trotz eines großen Umbruchs im Sommer nach der verpassten Relegation (Dorsch, Kleindienst, Griebeck und Beerman verließen den Klub) quasi standesgemäß gestartet und gewann mit 2-0 zuhause gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Ich schreibe von „standesgemäß“, da Heidenheim einmal mehr mit gnadenloser Effektivität vorne (nur 10 Torschüsse insgesamt, davon aber drei Großchancen) agierte und hinten zwar einige Torschüsse (14) zuließ, aber keine einzige Großchance. Kevin Müller hat es im VdS-Gespärch auch noch einmal deutlich gemacht, dass der Klub klar auf die Defensiv-Arbeit fokussiert ist und dies lässt sich nicht nur an der Spielweise sondern auch an den Ergebnissen erkennen (letzte Saison hielt der FCH ganze 15x die Null, gegen Braunschweig am 1.Spieltag ebenso).
Es muss an dieser Stelle aber auch erwähnt werden, dass der 1. FC Heidenheim auswärts erheblich schwächer auftritt als zuhause bzw. die Ergebnisse dort nicht so passen (18 Punkte auswärts, 34 zuhause in 19/20). Das ist auch an den Ergebnissen gegen den FCSP messbar: Nur ein einziges Mal konnte Heidenheim beim FCSP gewinnen, das war 14/15. Seitdem gab es drei Niederlagen und zuletzt zwei Unentschieden. Zuhause sieht die Sache dann auch schon wieder ganz anders aus (sechs Spiele, sechs Siege gegen den FCSP).
Viele denken beim FCH automatisch an Marc Schnatterer. Das ist aber aktuell und eigentlich seit letzter Saison schlicht nicht mehr zeitgemäß. Und da macht sich in mir eine Mischung aus Ärger und Resignation breit, wenn Timo Schultz auf der PK nach eben jenem Schnatterer gefragt wird und seine Torgefährlichkeit gegen den FCSP herausgehoben wird. Denn Erstens hat Marc Schnatterer den Großteil (8 von 11) Torbeteiligungen in Heimspielen gegen den FCSP aufzuweisen und Zweitens ist Schnatterer aktuell und auch bereits zum Ende der letzten Saison kein Stammspieler mehr in Heidenheim. Leute, da gibt es echt spannendere Fragen zu stellen!
Gerade in der Offensive tritt Heidenheim ziemlich runderneuert auf. Neben Stefan Schimmer, der letzte Saison hinter Kleindienst 2.Wahl gewesen ist, haben sich Patrick Schmidt (nach Leihe aus Dresden zurück) sowie Florian Pick und Christian Kühlwetter (beide neu aus Kaiserslautern gekommen) einen Platz im Team erarbeitet. Marc Schnatterer tritt hingegen vermehrt in den Hintergrund und arbeitet vermutlich schon als eine Art Co-Trainer. Und wenn er auf dem Platz ist, dann tritt er hauptsächlich durch Standards in Erscheinung (sechs seiner neun Torbeteiligungen letzte Saison waren via Standards).
Was wird das für ein Spiel?
Das letzte Heimspiel gegen Heidenheim endete 0-0. „Natürlich kein Tor“ könnte man an dieser Stelle einwerfen, da es ja gegen Heidenheim ging. Und ich denke, dass die Warscheinlichkeit eines torlosen Unentschiedens nicht sonderlich gering ist. Denn während der FCSP, abgesehen vom Desaster in Elversberg, unter der Leitung von Timo Schultz mit stabiler Defensive auffiel (zumindest aus dem Spiel heraus, Standards sind ein anderes Thema), war die Offensive eher das Sorgenkind. Das wird nun gegen die defensiv starken Heidenheimer so etwas wie die erste richtige Feuerprobe für die neu zusammengesetzte Offensive.
Der FCSP unter Timo Schultz kann sich aber offensiv überraschend gut mit dem FCH vergleichen. Denn beide Teams suchen und forcieren Umschaltsituationen und spielen strikt vertikal nach Ballgewinnen in günstigen Zonen (Schultz über Heidenheim: „Sie haben sehr viel Dynamik in ihrem Spiel und suchen den schnellen Weg in die Spitze.„). Das Ergebnis können wir vorher nicht wissen, den Sieger auch nicht, aber wir können uns sicher sein, dass es ein wahnsinnig intensives Fußballspiel werden wird, in dem Pausen eher Mangelware sein werden.
Ich freue mich darauf.
Forza!
// Tim
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Super zusammengefaßt, Tim. Danke.
Vor dem Lesen hatte ich eigentlich gar keinen Bock auf das Spiel- jetzt bin ich heiß! AFM- Radio sei Dank auch am Ball. Live im Stadion dann wieder mit allen Leuten, die mir wichtig sind- nahezu 29.546