Lage am Millerntor – 19.April 2021

Lage am Millerntor – 19.April 2021

Wie schwierig das im Herbst wird, wenn wir mal wieder ein Spiel verlieren und ich dann hier bemühte Überleitungen am Montagmorgen finden muss… naja, ist ja noch nicht so weit, insofern: Happy Monday, auf in die Lage! (P.S.: Wenn Ihr hier Worte zur Causa „Flick vs. FCB“ erwartet: Sorry, echt nicht meine Baustelle.)
(Titelbild: Peter Böhmer)

FCSP News

4:0 gegen die Würzburger Kickers

Erstes Tor von Leart Paqarada, das zweite „zu Null“ in Folge am Millerntor, weiterhin souveräner Tabellenführer der Rückrundentabelle, höchster Heimsieg seit Februar 2017 (5:0 gegen den KSC).
Ja, etwas ermüdend ständig diese neuen „Erfolge“ aufzuzählen und natürlich wäre es schöner dies endlich mal mit diesem tollen Team im Stadion feiern zu dürfen – aber besser so, als im Tabellenkeller nach Worten zu suchen.
Wenn Ihr mehr lesen wollt: Hier ist die Spielanalyse von Tim, außerdem gibt es den Bericht auf der Vereinshomepage und dort auch die Stimmen zum Spiel.

Außerdem hat Casche auch schon das „Nach dem Spiel“-Gespräch mit Paul erfolgreich absolviert, welches Letzterer naturgemäß eher schmerzverzerrt führte.

Medienarbeit im Profifußball 2021

Einen sehr lesenswerten Artikel über die Medienarbeit beim FCSP und beim Vizestadtmeister gab es am Freitag beim Abendblatt (€). Ich erinnere mich da immer an meine Zeit beim Übersteiger, als der damalige Pressesprecher Christian Bönig sinngemäß sagte, er wolle die „gläserne Tür vor dem eisernen Vorhang“ sein. (Oder umgekehrt, ich hab das schon damals nicht so ganz verstanden). Was er aber damit sagen wollte, begriff ich schnell und das gilt so auch heute: Man möchte als Medienabteilung eines Profivereins natürlich die größtmögliche Transparenz liefern, sofern dies unter kompletter Kontrolle stattfindet – und das ist jetzt keinesfalls negativ gemeint. In Zeiten, wo ein kleiner Gag oder eine unachtsame Äußerung (ob zurecht oder zu unrecht ist jetzt erst mal egal) einen Shitstorm auslösen kann, muss man als Verein natürlich alles tun, um „sein Kapital“ (=Profisportler) vor Wertverlust zu schützen. (Aktuelles Beispiel: Friedhelm Funkel. s.u.)
Wenn ein Spieler des FCSP Statements von Donald Trump liken oder homofeindliche oder fremdenfeindliche Aussagen tätigen würde, so würde dies natürlich in erster Linie dem Spieler schaden (insbesondere in unserem Umfeld), aber natürlich auch im Extremfall den Marktwert des Spielers senken, was dann auch den Verein schädigt (am Beispiel von Şahin wurde das eindrucksvoll gezeigt). Und gerade in einer Zeit, in der Artikel lesen überbewertet ist und die Schlagzeile vielen schon für eine umfassende Meinungsbildung ausreicht, muss man jeden Halbsatz auf die Goldwaage legen. „Fun“fact in eigener Sache: Wir bemühen uns hier wirklich um tiefe und geben den Artikeln dafür auch ausreichend Platz und (hoffentlich) Niveau. Meistgeklickter Artikel 2020 war aber die „Transfermeldung“ von Leo Østigård zum Vizestadtmeister – und es gab auch HSV-Fanseiten, die allein aufgrund der Überschrift dann auch mit „Wie der MillernTon berichtet…“ auf Social Media brillierten.
Die Kontrolle der Vereine ist natürlich schade, weil so manch launiges und flapsiges Statement glattgebügelt wird, aus Sicht der Vereine aber eben auch verständlich.
Hab ich schon gesagt, dass wir alle uns schon sehr darauf freuen, wenn diese Pandemie endlich vorbei ist und wir auch wieder Gäste aus dem Profiteam in die Monatssendung einladen möchten? Das Format ist tatsächlich aktuell noch unzensiert – und vier Stunden Gesabbel will halt auch niemand autorisieren. In so einem Audioformat kommen aber natürlich auch der Zusammenhang, das Augenzwinkern und die Zwischentöne anders rüber, als in einer plakativen Überschrift.

Podcasts

Apropos Abendblatt: Lasse Sobiech war zu Gast im Abendblatt-Podcast „Millerntalk“ und auch Fynn und Flippo hatten noch vor dem Wochenende eine neue „Kiezcorner“ Episode („Feel the Zander“) rausgehauen, aktuell muss ich aus Zeitgründen beide leider bisher ungehört empfehlen.

Interview mit Tore Reginiussen

Ob das Interview von Tore Reginiussen von der Medienabteilung der FIFA freigegeben worden wäre, ist eher unsicher. Allerdings hatten die ja auch nicht mit zu entscheiden, als er für das norwegische Fußball-Magazin Josimar zu einem Interview bereit stand. Dieses ist nun bei 11Freunde auch auf Deutsch erschienen und wer unseren neuen Innenverteidiger bisher noch nicht so recht einschätzen konnte, sollte spätestens jetzt davon überzeugt sein, dass er sehr gut zu diesem Verein passt.

„Jetzt sehen wir, wo der Fan­ak­ti­vismus in Nor­wegen und die Boy­kott­auf­for­de­rung von Tromsø IL hin­führen können. […] Jemand muss ein erstes Zei­chen setzen, es hilft nicht, wenn alle darauf warten, dass die anderen etwas tun werden.“

Tore Reginiussen über die Fanproteste in Norwegen zur WM in Katar

Lage der Liga

Am Freitag gab es zwei Unentschieden.
Oben erlebte die SpVgg Fürth ein Wechselbad der Gefühle und lag zur Pause (schon da allerdings etwas unglücklich) mit 0:2 beim SV Darmstadt hinten. In der 69. und 75.Minute kam man dann per Doppelschalg zum Ausgleich und in der 85.Minute erzielte Abiama den umjubelten Siegtreffer – bis der VAR ihn aufgrund einer Abseitsstellung zurücknahm. Fürth hat jetzt ebenso viele Spiele wie der Vizestadtmeister (je 28) aber eben einen Punkt mehr (51).
Im Keller zitterte sich Eintracht Braunschweig (29S/30P) zu einem 0:0 gegen den SC Paderborn. In Hälfte eins gab es zunächst einen Strafstoß für die Eintracht, allerdings hatte Proschwitz hier auf das Bein des Gegners getreten und auch dieser Pfiff wurde zurecht vom VAR kassiert. Strittiger war dann schon der Paderborner Führungstreffer in Halbzeit 2, bei dem das Gespann auf Abseits entschied und der VAR diese Entscheidung nach mehreren Minuten Prüfung schlussendlich nicht korrigierte. Mein unkalibriertes Auge hätte hier eher auf gleiche Höhe entschieden, aber vielleicht war es auch parteiisch. Und kurz vor Schluss war es dann bei einer Kopie der Situation wirklich kein Abseits und Antwi-Adjei musst den Ball nur noch aus acht Metern im leeren Tor unterbringen – schoss aber vorbei.

Am Samstag… nun ja, die Wahrscheinlichkeit für den Klassenerhalt der Würzburger Kickers (29S/20P) hat sich nicht erhöht.

Am Sonntag kassierte der VfL Osnabrück (29S/26P) die zwölfte(!) Heimniederlage in Serie und verlor gegen unseren Gegner übermorgen, Fortuna Düsseldorf (28S/46P), mit 0:3. Sowohl Düsseldorf als auch der 1.FC Heidenheim (29S/48P, 3:0 bei Jahn Regensburg) können damit auch wieder vorsichtig auf den Aufstieg schielen.
Osnabrück hingegen bleibt damit vorerst auf dem Relegationsplatz. Allerdings hat der SV Sandhausen (27S/25P) als 17. aktuell zwei Spiele weniger und könnte schon am Donnerstag mit einem Unentschieden gegen den Vizestadtmeister vorbeiziehen.
An der Tabellenspitze wollte der VfL Bochum (29S/57P) drei wichtige Punkte gegen Hannover 96 einstreichen. Den 0:1-Rückstand (22.) konnte der VfL noch vor der Pause (29./38.) drehen und in der 62.Minute durch Simon Zoller auf 3:1 erhöhen. Nur fünf Minuten später konnte der gerade eingewechselte Marvin Ducksch wieder verkürzen und lange Zeit sah es so aus, als würde Bochum den Sieg nach Hause bringen. Dann der Tiefschlag: nachdem man lange und provozierend versuchte die Zeit von der Uhr zu nehmen, kam Hnoover in der 90.Minute per Fernschuss durch Ochs zum 3:3-Ausgleich! Und in der 93.Minute erzielt Robert Tesche nach Ecke dann noch das 4:3. Ende? Fast… nach Ecke auf der Gegenseite muss Gamboa nochmal kurz vor der Linie klären, dann war es vorbei. 57 Punkte – wenn sie noch ein Spiel gewinnen, können sie zumindest von uns nicht mehr überholt werden.

Leihspieler Watch

Am Samstag empfing der 1.FC Magdeburg den FSV Zwickau (0:0) und Maximilian Franzke fehlte weiterhin verletzt. Ebenfalls nicht im Kader bei Türkgücüs 0:2 gegen 1860 war Yiyoung Park, zum dritten Mal in Folge. Da er vorher nahezu gesetzt war ist dies für mich sehr verwunderlich und da es nach außen seitens des Vereins auch nicht kommuniziert wurde, fragte ich auf Twitter mal nach und bekam u.a. auch die Antwort, dass er verletzt gewesen und erst diese Woche wieder ins Training eingestiegen sei.
Immerhin Marvin Senger konnte für den 1.FC Kaiserslautern auflaufen und half mit dabei, den 1.FC Saarbrücken mit 2:1 zu bezwingen und den Glauben an den Klassenerhalt in der Region weiter zu befeuern.

Am Sonntag gastierte dann Ersin Zehir mit dem VfB Lübeck bei Waldhof Mannheim und stand durch den Lauterer Sieg vom Vortag natürlich erheblich unter Druck. Zehir selbst löste das ganz okay und erzielte in der 6.Minute den Führungstreffer für Lübeck per Distanzschuss und konnte sich kurz vor Ende durch eine Ecke auch noch einen Assist notieren – dies änderte aber an der 2:3-Niederlage nichts.
Besser lief es für Florian Carstens und Kevin Lankford mit dem SV Wehen Wiesbaden, die gegen den Tabellenletzten Unterhaching einen 1:0 (1:0)-Sieg einfuhren. Während Carstens in der Innenverteidigung durchspielte, wurde Lankford nach einer knappen Stunde eingewechselt.
In Polen stand Jakub Bednarczyk beim 2:0 von Zaglebie Lubin bei Stal Mielec erneut nicht im Kader.

Leihspieler Watch 2020/21

SpielerSpieltageEinsätzeStartelfToreAssistGelbG/RRot
Yiyoung Park
(Türkgücü München)
38282200100
Ersin Zehir
(VfB Lübeck)
363022641000
Florian Carstens
(SV Wehen-Wiesbaden)
38292810611
Maximilian Franzke
(1.FC Magdeburg)
348611000
Jakub Bednarczyk
(Zaglebie Lubin)
288300000
Kevin Lankford
(SV Wehen-Wiesbaden)
18161123200
Marvin Senger
(1.FC Kaiserslautern)
1615810200

Fanszene News

Der Fanladen hat seine Merch-Regale wieder in den Online-Shop geschafft, Ihr könnt da also wieder einkaufen.

Döntjes

Friedhelm Funkel im Interview

Wenn man sich (so wie ich) für die Belange der Nationalmannschaft und die Trainerposition beim FC Bayern eher so semi interessiert, war folgendes Zitat von Friedhelm Funkel der Aufreger des Wochenendes. Er wollte wohl die Fähigkeiten der Leverkusener Spieler Leon Bailey und Moussa Diaby loben und tat dies wie folgt:

Sie haben eine enorme Schnelligkeit durch ihre… – ja, den einen oder anderen Ausdruck darf man ja jetzt nicht mehr sagen – durch ihre Spieler, die halt so schnell sind.

Friedhelm Funkel bei Sky

Es liegt nahe, dass er hier ein rassistisches Stereotyp bedienen wollte und von genetischen Vorteilen oder ähnlichem hätte sprechen wollen, ehe ihm auffiel, dass dies vielleicht keine gute Idee sei. Wenn man mal das Modell der Kompetenzstufenentwicklung (Unbewusste Inkompetenz / Bewusste Inkompetenz / Bewusste Kompetenz / Unbewusste Kompetenz) hierfür ansetzt, so ist Funkel zumindest schon mal in Stufe zwei (Bewusste Inkompetenz) angelangt und damit vielen anderen eine Stufe voraus, die den Satz nämlich einfach so weitergeplappert hätten, wie er geplant war.
Leider war sein „das darf man ja jetzt nicht mehr sagen“ dann ein Schlag in die Magengrube, denn die Argumentationsform passt eher in andere Bereiche, in die ich Funkel nicht stellen möchte. Damit fing er sich auf Social Media dann auch die entsprechenden Reaktionen ein, leider zurecht.
Ist Friedhelm Funkel deshalb ein Rassist? Nein.
Wir tragen alle rassistische Denkweisen in uns und es ist ein ständiger und fortlaufender Prozess, an ihnen zu arbeiten und diese bestmöglich zu überwinden. Kann so ein Halbsatz in einem TV-Interview mal rausrutschen? Ob er das kann oder darf weiß ich nicht, aber es passiert halt. Vielleicht auch gerade in so einer Situation direkt nach Abpfiff, weiß ich nicht. Und es ist bemerkenswert, dass Funkel noch im Satz innehält und sich korrigiert. Hätte er dann einfach mit „durch ihre schnellen Spieler“ den Satz beendet, wäre alles gut gewesen.
So aber kam das Echo und Funkel musste in die Defensive, aus der die Medienabteilung des Vereins ihn auch nicht vermochte herauszuholen: (Twitter)

Was mir in diesen Diskussionen dann oft fehlt, sind Maß und Mitte, das „Grau“ im Schwarz & Weiß. Ja, Funkel hat hier eine rassistische Denkweise offenbart, über die wir alle hinweg sein sollten (aber viele in der Gesellschaft es eben auch noch lange nicht sind). Das kann und sollte man ansprechen und thematisieren, damit wir alle daraus lernen und mit jeder Thematisierung diejenigen weniger werden, die hier nicht einmal das Problem verstehen (wollen).
Mit der Forderung nach sofortiger Entlassung aber, wie teilweise von Kölner Fanclubs geschehen, bringt man sowohl Funkel als auch den Verein in eine Position, in der die Reaktionen dann eben auch fast zwangsläufig nur noch so halbgar ausfallen können, wie oben geschehen. Fehlverhalten sachlich aufzuzeigen und miteinander besprechen taugt aber eben leider nicht für die großen Schlagzeilen und verbreitet sich nicht entsprechend, da haben sowohl die Medien als auch wir alle, die sie konsumieren, ihren Anteil dran.
Hätten Verein und Funkel hier trotzdem besser reagieren können und müssen, statt in ein „Ihr habt mich falsch verstanden!“ auszuweichen?
Absolut.
Ist ein „Ich habe doch viele Spieler aus anderen Ländern trainiert!“ am Folgetag als Rechtfertigung eher kontraproduktiv?
Ja. Chance vertan, leider.
Ähnliche Gedanken findet Ihr bei @themarsvoltaire auf Twitter und wie immer bei Themen rund um den 1.FC Köln bei effzeh.com.

Europäische Super League

Ich könnte hier jetzt lang und breit ausholen, aber warum?
Tim hatte schon vor Wochen etwas dazu geschrieben, viel geändert hat sich nicht. Sollen sie doch.
Heute Nacht gaben zwölf Teams offiziell bekannt, so schnell wie möglich (=im Idealfall ab August 2021) in einer „Super League“ spielen zu wollen, die nichts anderes ist als eine Champions League mit der härtesten Tür der Welt. (Beispieltext: Chelsea)
6x England: Arsenal, Chelsea, Tottenham, Liverpool, Manchester United, Manchester City //
3x Italien: Inter, Milan, Juve //
3x Spanien: FC Barcelona, Atlético Madrid, Real Madrid //
Diese Teams spielen weiter in den nationalen Ligen mit (zumindest sehen sie selbst das so), holen sich noch drei Gründungsmitglieder dazu, fünf Teams „dürfen“ sich dann jährlich irgendwie qualifizieren und dann gibt es zwei 10er-Gruppen statt Champions League.
Viel mehr weiß man noch nicht, alle drohen jetzt gegenseitig. FIFA und UEFA geht der Arsch auf Grundeis und sie drohen damit, Spieler für andere Wettbewerbe zu sperren. Die nationalen Ligen sind hin- und hergerissen zwischen „Alle rausschmeissen!“ und „Oh nein, das mindert unsere eigenen Einnahmen!“.
Bayern, Dortmund und PSG wurden als Mitglieder angefragt, haben aber erst mal abgelehnt.
Wir werden da sicher noch einen eigenen und ausführlicheren Text zu verfassen, sobald sich der Nebel verzieht und man klarer erkennen kann, was davon leere Drohungen sind (wie so oft in den vergangenen Jahren, um dafür am CL-Kuchen noch dicker beteiligt zu werden) und was tatsächlich auch umgesetzt wird.

Bis dahin: Was hier in den Tweets steht, insbesondere was Gary Neville sagt.

Bleibt gesund!
// Maik

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