Lage am Millerntor – 13. Februar 2024

Lage am Millerntor – 13. Februar 2024

Magdeburg, Mallorca, Martin Kind. Außerdem zu wenig Plätze für Rollstuhlfahrer*innen, eine Vorsängerin und Neues von den Alten beim FC St. Pauli. Die Lage am Dienstag.

FCSP-News

Magdeburg

Ich hab keine Ahnung, wie wir diese Rubrik in den ganzen Monaten gefüllt haben, als es größtenteils Niederlagen gab. Das macht doch niemandem Spaß?!
Wie dem auch sei: mit der Frage, ob die Niederlage eventuell „Zur richtigen Zeit?“ gekommen sei, machen wir dann auch einen Haken hinter das Spiel, zumindest sportlich.

Kollaustraße Mallorca

Die Abreise auf die Balearen-Insel erfolgte gestern, Trainingseinheiten sind für heute, morgen und Freitag angesetzt. Donnerstag ist frei, Freitag Nachmittag geht es dann wieder zurück. Trainiert wird beim spanischen Erstligisten RCD Mallorca, offensichtlich mit ausreichend Trainingsplätzen ausgestattet.
Etienne Amenyido musste mit muskulären Problemen in Hamburg bleiben, ansonsten ist der Kader komplett.

Medial bekommt der Verein für diese Reise erwartungsgemäß weiterhin „nicht nur“ Lob. Im heutigen 11Freunde-Newsletter wird zunächst der Klimatext vom Wochenende kritisch beäugt, ehe man genüsslich auf Mallorca-Fotos von 2007 verweist. Das „Für und Wider“ der Reise aus unserer Sicht hatte Tim ja bereits in „Gewinner und Verlierer“ dargelegt.

Neues von den Alten

Da ich den Satz nur etwa alle sechs Monate schreiben kann, tue ich es dann umso lieber: Die Kunstform, mit der Ronny die „Neues von den Alten“-Personalien beim FCSP von altgedienten Mitgliedern über Ex- Trainer, Profis und Jugendspieler verbindet, ist der Wahnsinn.
Die Winter-Transferphase ist vorbei, dementsprechend gibt es endlich wieder eine neue Ausgabe. Holt Euch einen Kaffee und genießt das Schwelgen in Erinnerungen, bei der Erwähnung der vielen Namen: „Neues von den Alten – Februar 2024“

Naja, einen tagesaktuellen Zusatz hätte ich dann noch: Wie man als Ostfriese bei der Vertragsunterzeichnung verpassen kann, sich von diesem Faschingszeug befreien zu lassen, klären wir bei Gelegenheit mal… (Danke an Frank für das Foto.)

Timo Schultz (1. FC Köln) beim Karnevalsumzug 2024.
Timo Schultz (1. FC Köln) beim Karnevalsumzug 2024. // (c) Frank Rock

Lage der Liga

Es lässt sich nicht ganz leugnen, dass Teile der Redaktion eine kleine Hassliebe mit Tim Walter verband und so schon auch ein bisschen Bedauern darüber herrscht, dass der Hamburger SV den reinen Welttrainer gestern von seiner Aufgabe entbunden hat. Oder anders: Selten hat „Arsch auf Eimer“ als sinnbildliche Beschreibung einer passenden Verbindung so gut gepasst.
Doch diese Personalie hat auch noch eine „Neues von den Alten“-Komponente: Merlin Polzin, Co-Trainer seit 2020, wird das Team am Wochenende in Rostock betreuen, unterstützt wird er dabei von Loïc Favé.

Eine weitere Nachricht von unserem Nachbarn: László Bénes ist vom DFB für seine Rote Karte gegen Hannover für drei Spiele gesperrt worden. Er verpasst damit die Spiele in Rostock, gegen Elversberg und Osnabrück.

Zwei Nachrichten aus der Kategorie Verletzungen: Hertha BSC muss mindestens beim Heimspiel am kommenden Freitag gegen Magdeburg auf den Doppeltorschützen Marc-Oliver Kempf verzichten. Dieser zog sich beim zweiten Treffer eine Bänderverletzung zu.
Auch Hannover 96 muss seinen Auswärtssieg vom Wochenende mit einem Ausfall bezahlen: Sei Muroya hat sich bei seiner Klärungsaktion kurz vor Schluss „eine strukturelle Muskel-Sehnen-Verletzung im hinteren rechten Oberschenkel“ zugezogen und wird bis auf Weiteres ausfallen.

Fanszene-News

Stellungnahme Braun-Weiße Hilfe

Die Stellungnahme der Braun-Weißen Hilfe zu den Vorfällen in Magdeburg mit dem Ordnungsdienst und der Polizei war gestern schon sehr früh als „Update“ in der Lage verlinkt. Inzwischen ist sie auch im Blog lesbar:
„Magdeburg: Eine eskalative Polizei und ein Ordnungsdienst mit Messer – wenn Fußballfans zum Feindbild werden“

Döntjes

Zu wenig Rolliplätze in Deutschlands Stadien

0,5% aller Plätze in einem Stadion mit 5.000 oder mehr Plätzen sollen für Menschen im Rollstuhl bereit gehalten werden. So steht es in einer Muster-Versammlungsstättenverordnung, die 13 der 16 Bundesländer übernommen haben. Anzahl der Stadien, die das aktuell erfüllen: Null.

Schauen wir kurz auf den FC St. Pauli und das Millerntor: 147 Plätze müssten es demnach sein – vorhanden sind laut der Übersichtsseite Bundesliga-Reisefuehrer.de gerade einmal 68, davon 30 Dauerkarten. (Der Tippfehlerteufel hatte hier bei der benötigten Zahl zunächst 247 stehen, sorry.)
Beim HSV (96 statt der nötigen 285) sieht es nicht viel besser aus, auch bei Branchenführern wie dem FC Bayern (227 von 375) und Borussia Dortmund (72 von 406) ist man weit vom vorgeschriebenen Wert entfernt. Völlig unverständlich: Für die EURO 2024 werden in den zehn Stadien auf Forderung der UEFA 454 zusätzliche Rollstuhlplätze eingerichtet – und nach dem Turnier an vielen Standorten wieder zurück gebaut (Sportschau).

Das Thema ist natürlich deutlich komplexer, als es mit „Dann haut doch ein paar Tickets mehr raus“ lösbar wäre. Zusätzliche Plätze brauchen eine bauliche Veränderung, verdrängen im Zweifel dann auch deutlich mehr Plätze als sie neu schaffen – und damit wären wir beim Thema Geld. Eine eigene Lobby haben Menschen mit Behinderung meist nicht, der Kampf derer, die diesen für sie führen, gleicht oft eher dem gegen Windmühlen – wer dazu mehr wissen möchte, kann sich ja gerne mal im Fanladen bei Paul melden, der diesen Kampf als Fanbeauftragter für Menschen mit Behinderung beim FC St. Pauli führt.
Umso wichtiger, dass das Thema daher auch in anderen Medien aufgegriffen wird, so jetzt im eben bereits verlinkten Sportschau-Interview: „Bei Barrierefreiheit nur Kreisliga“.
Hier kommt Jürgen Dusel zu Wort, seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Seine Sichtweise lässt sich bereits dem Zitat in der Überschrift entnehmen, allerdings ist auch das restliche Interview lesenswert:

„Es ist ganz wichtig, dass uns klar wird, dass Barrierefreiheit die Voraussetzung für gelingende Inklusion ist. Die funktioniert nicht, wenn ich nach dem Spiel beispielsweise mit meinem Rollstuhl nicht in die Stadionkneipe komme. Oder wenn ich nicht in der Lage bin, mich auszutauschen während des Spiels, weil Rollstuhlfahrerinnen, Rollstuhlfahrer alleine irgendwo sitzen. Wenn also keine Begegnungen entstehen, dann entsteht eben auch nicht das, was so wichtig für unsere Gesellschaft ist, nämlich das Miteinander.“

Jürgen Dusel in der Sportschau

Eine Vorsängerin bei Charleroi

Williane Hocq geht ins Stadion seit sie sieben Jahre alt ist. Inzwischen ist sie 16 Jahre alt – und bei Spielen von Sporting Charleroi als Vorsängerin auf dem Zaun.
Und ja, schön wäre es, wenn so etwas irgendwann keinen Nachrichtenwert mehr hätte.

Jedes Jahr ein Kind…

Hannover 96 sah sich genötigt, auf die Vorfälle vom Freitagabend zu reagieren. Unter anderem mit der Feststellung zur DFL-Abstimmung, dass „der Vorgang formaljuristisch abgeschlossen“ sei, da eben kein Verein fristgerecht Widerspruch eingelegt habe (Hannover 96).
Darüber hinaus kündigte Martin Kind bereits an, Anzeige zu erstatten.

Zu guter Letzt

Und dann war da noch Hansa-Keeper Markus Kolke, der beim Podcast „Hörbar Hansa“ auf die Frage „Welchen Gegenspieler kannst Du gar nicht leiden?“ mit „Alle Pauli-Spieler!“ antwortete.
Trifft auch und gerade mit fehlendem „Sankt“ mein Humorzentrum, die passende Antwort gibt es ja hoffentlich beim Rückspiel auf dem Platz in Form von Gegentoren.

Forza St. Pauli!
// Maik

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12 thoughts on “Lage am Millerntor – 13. Februar 2024

  1. Moin.

    Bezüglich der Rollstuhl-Plätze: 0,5% von 29.546 müssten doch eher 147 Plätze sein?

    Soll aber auf keinen Fall das Anliegen schmälern und auch damit sind es ja noch deutlich zu wenig Plätze.

  2. Servicekommentar: Die betreffende Stelle im Podcast kommt ab etwa 29m45s, Kolke braucht für seine Antwort dann ein paar Sekunden

  3. Williane Hocq ist eine Nachricht, weil sie gut aussieht. Sonst würde das niemanden interessieren und eventuell würde man sie dort auch nicht singen lassen.

    1. Puh. Irgendwie schon mühselig, Dir im Jahr 2024 zu erklären, was an Deinem Post alles falsch ist. Fängt damit an, eine 16-Jährige (!) zu sexualisieren, ihr das Können abzusprechen und, und, und…

      Mal ganz einfach für Dich, Skythe: sexistische Kackscheisse!

  4. Vielen Dank, dass ihr das Thema Rollstuhlplätze mit aufgreift. Beim FC St. Pauli sind Paul und Reyk am Thema durchaus dran. Die Gegengerade könnte mit ihren ebenerdigen Mundlöchern und ihrem bereits vorhandenen Aufzug eine gute Möglichkeit ein, in der Süd könnte man einen Zugang über die Geschäftsstelle herstellen. So weit die pragmatsiche Theorie, doch die Windmühlen sind in dem Fall Brandschutzbestimmungen und Entfluchtung – und sicher auch Geld. Mit Paul und Reyk spreche ich dazu auch immer mal wieder und spätestens seitdem wir eine Stadiontour gemacht haben, wo ich Reyk (und andere Behindertenbeauftragte anderer Vereine) in Rollstühle gesetzt habe, hat das schon etwas Fahrt aufgenommen, das war aber auch vor der Pandemie, die dann wieder für Flaute gesorgt hat. Vielleicht hilft die Berichterstattung der Sportschau hier wieder etwas anzutreiben.

    1. Danke Dir für die kompetenten Ergänzungen.
      Mit Paul hab ich natürlich auch gesprochen. Für die Details waren wir uns aber einig bzw. ich habe dann beschlossen, dass das in der Lage zu viel ist und Paul lieber mal bei Gelegenheit in die Monatssendung kommt.

  5. Wie bitte? Der Verein Hannover 96 e.V. hat keinen Protest gegen die DFL-Abstimmung bzgl. Investor eingelegt, obwohl der Geschäftsführer der ausgelagerten KGaA (Martin Kind) mutmaßlich gegen die Weisung des Vereins, mit Nein zu stimmen, verstoßen hat?
    Und dann informiert ebendieser Verein, das der Vorgang juristisch abgeschlossen ist.
    Das ist ja vollkommen absurd und scheinheilig dazu.
    Mein Verständnis für das grenzwertige Verhalten Ultras nimmt gerade zu.

    1. Fairerweise, das ging direkt nach dem Urteil schon mal durch die Medien: Der e.V. von 96 ist kein DFL-Mitglied und KONNTE daher keinen Einspruch einlegen, formal…

      Ja, alles eine große Shitshow, trotzdem.

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