Damals in Aue – Die Statistiken zu SGF vs. FCSP

Damals in Aue – Die Statistiken zu SGF vs. FCSP

Der FC St. Pauli kontrollierte das Spiel in Fürth, es blieb beim 0:0. Die Trainer sagen: Der FCSP war besser. Die Zahlen sagen: Das Unentschieden ist gerechtfertigt.
(Titelbild: Peter Böhmer)

Der Statistiken-Artikel bildet den Abschluss unserer Berichterstattung zum Spiel des FC St. Pauli bei der SpVgg Fürth. Bereits vor Anpfiff erschienen das „Vor dem Spiel“-Gespräch und der ausführliche Vorbericht. Nach Abpfiff folgte zuerst die Analyse (Eingeschmolzen), dann haben wir die Stimmen zum Spiel zusammengetragen und auch das „Nach dem Spiel“-Gespräch veröffentlicht. Zuletzt kommt nun der Blick in die Statistiken.

Kern-Statistiken

Sechs Torschüsse gab der FC St. Pauli ab. Das ist seeeehr wenig. Und auch wenn es am Ende dann noch die großen Chancen auf den Sieg gab, so sind sechs Abschlüsse trotzdem weit nicht genug, um sich nachhaltig für drei Punkte zu empfehlen. Sechs oder weniger Torschüsse in einem Spiel gab es für den FCSP in der gesamten letzten Saison nicht. Am 07. Mai 2022 beim Auswärtsspiel auf Schalke gab es nur fünf Torschüsse des FCSP. Da allerdings traf man mit zwei der fünf Torschüsse.

FC St. PauliSpVgg Fürth
6 (1)Torschüsse (auf’s Tor)14 (1)
16Fouls11
55%Ballbesitz45%
475 (85.3%)Pässe (erfolgreich)329 (81.8%)
51 (64.7%)…davon ins letzte Drittel (erfolgreich)45 (60%)
40 (55%)…davon lange Pässe (erfolgreich)47 (55.3%)
151erfolgreiche Pässe in gegn Hälfte*116
9Ballkontakte gegn. Strafraum9
6deep completions4
66 (48.5%)Defensivduelle (erfolgreich)47 (61.7%)
25 (64%)Kopfballduelle (erfolgreich)25 (36%)
8.0PPDA17.2
112.8kmLaufdistanz**113.2km
176Sprints**187
*fotmob
**Laufdistanz von Bundesliga.de

Hitze-beeinflusste Laufwerte

Der Blick auf die Laufdistanzen und die Anzahl der Sprints zeigt sehr niedrige Zahlen. Da dürfte das Wetter einen massiven Einfluss drauf gehabt haben. Fürth zeigte sein so effektives hohes Pressing gar nicht aufgrund der Hitze, stellte stattdessen die Räume geschickt zu. Etwas höher lief der FCSP an, wie auch am PPDA-Wert zu erkennen ist: Den Fürthern blieben durchschnittlich acht Pässe Zeit, bis der FCSP zu einer Defensivaktion kam. Bei Fürth waren es ungewöhnlich hohe 17.2, aber es war auch sehr oft zu sehen, wie einer der FCSP-Innenverteidiger mit dem Ball am Fuß gegangen (und nicht gelaufen) ist, komplett ohne Gegnerdruck.

Zwar hatte der FC St. Pauli viel Zeit im Aufbau, tat sich aber schwer damit den Weg in die gefährlichen Zonen zu finden. Nur neun Ballkontakte gab es im gegnerischen Strafraum. Das ist ein richtig niedriger Wert: Zuletzt neun oder weniger Ballkontakte im gegnerischen Strafraum gab es vor über zwei Jahren beim trostlosen 0:0 gegen Erzgebirge Aue am 01. August 2021. Mutmacher: Der FC St. Pauli wurde damals überragender Herbstmeister – den Rest der Saison ignorieren wir dann aber.

Expected Goals

(k)eine Stürmerdiskussion

Fabian Hürzeler versuchte nach dem Spiel direkt auf die Bremse zu treten, um einen Zug nicht neue Kohlen zu liefern. Er sagte: „Es ist wichtig, dass wir nicht schon wieder eine Stürmerdiskussion anfangen“ und lieferte dazu eine Erklärung, die vielleicht genau das Gegenteil besagt: „Es hat nichts damit zu tun, ob wir einen Stürmer haben oder nicht. Wir haben Torchancen gehabt. Die kann jeder versieben.“ (Abendblatt, €)

FC St. PauliSpVgg Fürth
(0.8 / 0.7 / 0.9)
–> 0.8
expected goals (xG)
(wyscout / DFL / fotmob)
(1.0 / 1.1 / 0.9)
–> 1.0
0.8xG – herausgespielt0.8
0.1xG – Standards0.1
0.7xGOT*0.0
Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von fotmob
*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

In gewisser Weise hat Fabian Hürzeler recht. Selbst Harry Kane hätte wohl nicht geholfen, wenn es dem Team nicht gelingt den Ball in gefährliche Zonen zu bringen. Allerdings hat ein Stürmer daran ja auch einen Anteil, ob er anspielbar ist, welche Räume er sich erläuft, etc. – und natürlich wäre es schön, wenn dann in den wenigen Momenten auch der Ball im Netz zappelt, wenn die Chancen dann auch genutzt werden. Ansonsten sind sechs Torabschlüsse und ein xG von 0.8 einfach zu wenig, um sich für einen Sieg zu empfehlen. Vor allem dann, wenn der Gegner häufiger auf das Tor schießt und insgesamt einen höheren xG-Wert hat.

Fürth, Deutschland, 19.08.2023, Fussball, 2. Bundesliga - Lars Ritzka (FC St. Pauli) im Spiel gegen die SpVgg Greuther Fürth - Copyright: Peter Boehmer DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video.
Lars Ritzka konnte gegen Fürth defensiv überzeugen.
(c) Peter Boehmer

Einzelbewertung

Hinten die Null, vorne die Null – entsprechend lesen sich auch die Bewertungen der Spieler: Jene mit primär defensiven Aufgaben bekamen eher eine gute, jene mit offensiven Aufgaben eher eine schlechte Bewertung. Insgesamt hat der FC St. Pauli eine knapp schlechtere Bewertung als Fürth erhalten.

Teamwhoscored / sofascore / fotmob
FC St. Pauli(6.4 / 6.9 / 6.7) -> 6.7
SpVgg Fürth(6.5 / 6.9 / 6.8) -> 6.8
Spieler
Nikola Vasilj(6.9 / 7.2 / 7.2) -> 7.1
Manolis Saliakas(6.7 / 7.2 / 6.8) -> 6.9
Hauke Wahl(6.9 / 7.3 / 7.4) -> 7.2
Eric Smith(6.9 / 7.4 / 6.9) -> 7.1
Adam Dźwigała (bis 45.)(7.0 / 7.2 / 7.2) -> 7.1
David Nemeth (ab 46.)(6.5 / 6.8 / 6.9) -> 6.7
Lars Ritzka(6.9 / 7.2 / 7.0) -> 7.0
Jackson Irvine(7.0 / 7.5 / 7.6) -> 7.4
Marcel Hartel(6.0 / 6.2 / 6.2) -> 6.1
Connor Metcalfe (bis 63.)(6.1 / 6.6 / 6.0) -> 6.2
Scott Banks (ab 64.)(6.3 / 6.7 / 6.3) -> 6.4
Dapo Afolayan (bis 45.)(5.7 / 6.0 / 5.7) -> 5.8
Danel Sinani (ab 46.)(5.6 / 6.3 / 6.0) -> 5.9
Elias Saad(5.8 / 6.5 / 5.8) -> 6.0
Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 25 Spielminuten auf dem Feld waren

Offensive fällt ab

Basierend auf den Daten war Jackson Irvine einmal mehr der beste Spieler des FC St. Pauli. Das liegt an einer Zweikampfquote von 67%, neun abgefangenen Pässen (Bestwert aller Spieler) und acht Pässen ins Angriffsdrittel. Ebenfalls defensiv überzeugend: Lars Ritzka und Manolis Saliakas mit Zweikampfquoten von 69 bzw. 89% und fünf bzw. sechs abgefangenen Pässen. Die Innenverteidiger des FCSP haben vor allem aufgrund hoher Passquoten gute Werte erhalten (Wahl: 89%, Smith: 90%, Dźwigała: 93%, Nemeth: 95%).

Bezeichnend für die Offensive des FC St. Pauli: Von den neun Ballkontakten im gegnerischen Strafraum hatte Marcel Hartel allein vier. Dapo Afolayan war mit sechs Ballkontakten weit weg davon einen positiven Impact auf das Spiel zu haben. Danel Sinani, der für Afolayan eingewechselt wurde, hatte zwar mehr vom Spiel, aber blieb ebenfalls blass. Genauso Elias Saad, der insgesamt nur 18 Duelle führte (in den anderen drei Pflichtspielen bisher waren es jeweils 30 oder mehr).

Hürzeler sieht Bestleistung

Wie unterschiedlich die Bewertung von Spielen sein kann, zeigt eine Aussage von Fabian Hürzeler. Er betonte nach dem Spiel, dass die zweite Halbzeit mit das Beste gewesen sei, was er in seiner Amtszeit von seinem Team gesehen habe. Dazu passt auch, dass Fürth-Trainer Alexander Zorniger nach der Partie sagte, dass sein Team im zweiten Abschnittt „überhaupt keinen Zugriff“ mehr gehabt habe.
Diese Aussagen der beiden Fußball-Lehrer stehen doch recht deutlich im Gegensatz zu den Statistiken. Ein gutes Beispiel also, dass die Zahlen allein nicht ausreichen, um das Spiel und die Leistung der beiden Teams zu bewerten.

Der FC St. Pauli holt also einen Punkt in Fürth und bleibt damit auch im dritten Ligaspiel ungeschlagen. Angesichts des alles andere als einfachen Auftaktprogramms, ist das ein starker Start. Ein Gegentreffer aus diesen drei Spielen zeigt die Defensivstärke des Teams. Nur zwei eigene Treffer, dass in der Offensive noch mehr kommen muss.

// Tim

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One thought on “Damals in Aue – Die Statistiken zu SGF vs. FCSP

  1. I think quite simply that opponents are scared against st pauli and adapt or even change their style to mitigate the problems that St Pauli’s tactics pose. It’s possible we’ll see a lot of this this season except maybe against two or thrre teams that are certain of their strentgh (and whose coach don’t even look at zweite liga games ha ha)

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