Beim SV Sandhausen möchte der FC St. Pauli seine Siegesserie fortführen. Dazu muss der FCSP aber ein eigentlich sicheres Gesetz aushebeln. Der Vorbericht.
(Titelbild: Peter Boehmer)
Na klar, der SV Sandhausen war auch vor dieser Saison der Abstiegskandidat Nummer Eins. Oder? Warum das dieses Mal eher nicht so war und (vielleicht gerade deshalb) trotzdem so weit kommen könnte, besprechen Marco und Casche im „Vor dem Spiel“-Gespräch. Dabei geht es auch um einen möglichen Paqarada-Nachfolger und Veränderungen unter dem neuen Trainer. Hört gerne rein!
Der Blick zurück
Der SV Sandhausen spielt seit 2012 in der 2. Bundesliga und ist damit knapp hinter dem FC St. Pauli der dienstälteste Zweitligist. Entsprechend lang ist auch die Liste an Aufeinandertreffen, die den Weg in den MillernTon-Blog geschafft haben.
Ein Sandhaufen voller Ärger
Ach, das Hinspiel… klar überlegen und dann doch irgendwie verdient noch den Ausgleich gefangen. Das passte irgendwie zum Verlauf der Hinrunde alles richtig gut.
Nicht schön, weil nicht schön gemacht UND Das reicht leider nicht
Wisst ihr noch, kurz vor Schluss in Sandhausen letzte Saison? Damals war eigentlich alles noch gut. Ein Sieg und man wäre dem Aufstieg ein gutes Stück näher gekommen. Aber der FC St. Pauli verpasste es nach der Führung nachzulegen und fing sich in den Schlussminuten einen unfassbar ärgerlichen Gegentreffer. Das war mehr oder weniger der Anfang vom Ende.
Vollrausch. Kater, Konter
Richtig bitter war dieses Rückspiel in der letzten Saison. Und noch ärgerlicher war, dass man sich eigentlich sicher sein kann, dass das in der Hinrunde so nicht passiert wäre. Denn da gelang es dem FC St. Pauli in einem fürchterlich einseitigem Spiel das zweite und später sogar das dritte Tor zu erzielen und die Tabellenführung zu verteidigen.
Entdeck the Dreck
Nein, so richtig schön sind Spiele gegen den SV Sandhausen eigentlich nie. Das dürfte auch am Sonntag nicht der Fall sein, was nicht zuletzt am Geläuf liegt. Doch dass der FC St. Pauli damit umgehen kann, zeigte das Team vor etwas mehr als zwei Jahren (allerdings am Millerntor) als der SVS mit harter Arbeit 2:1 geschlagen wurde.
Ich vermisse Dich, AFM-Radio! Oder: SVS – FCSP
Wenn in einem Spielbericht Jörg Dahlmann mehr Zeilen bekommt als das Spiel selbst, dann war es wohl eine sehr dürftige Angelegenheit. Der FC St. Pauli fing sich im Spätsommer 2020 ein DingelDongel-Tor und konnte darauf nicht mehr antworten. Ein Vorgeschmack auf eine Hinrunde, die richtig schwer werden würde.
Working Class Heroes
Wir springen ins Jahr 2019. Lang ist’s her, doch was muss ich bei der Recherche lesen? Der FC St. Pauli spielte in einem 5-3-2? Oder sogar einem 4-5-1?! Herrje, das war alles nicht schön damals, auch wenn das Spiel selbst erfolgreich verlief.
Ergebnisorientiert
Ein richtiges Baby war der MillernTon-Blog noch als im Oktober 2018 der SV Sandhausen mit einer 1:3-Niederlage im Gepäck aus dem Millerntor verabschiedet wurde. flippa schrieb damals: „Ich bediene mich in dieser Einleitung nun mal stumpfer und durchsichtiger Rhetorik“ – und ich frage mich, wann in diesem Text die Einleitung endet.
FC St. Pauli: Wer kann spielen, wer fehlt?
Die Saison 22/23 biegt so langsam aber sicher auf die Zielgerade ein. Ob David Nemeth und Etienne Amenyido noch eine Rolle spielen werden? Immerhin liegen ihre letzten Auftritte in Braun-Weiß schon eine ganze Weile zurück. Sicher ist, dass sie nicht in Sandhausen am Start sein werden. Man darf gespannt sein, ob die dann folgende Länderspielpause genutzt werden kann, um dem Kader wieder etwas näher zu rücken. Denn aktuell ist dieser für Amenyido ziemlich weit weg.
Rückschlag für Amenyido
Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel war die Verletzung von Amenyido ein etwas größeres Thema. Denn eigentlich war bisher immer von Adduktoren-Problemen die Rede. Nun ist es aber die Achillessehne. Hürzeler erklärt: „Er hat immer wieder versucht zu trainieren, zwei-drei Einheiten mitgemacht, doch dann sind Probleme an der Achillessehne entstanden.“
Aktuell ist Amenyido sogar ganz raus aus dem Betrieb an der Kollaustraße. Hürzeler erzählte, dass er in Abstimmung mit dem medizinischen Personal seine Reha nicht in Hamburg fortsetzt.
Nemeth und Amenyido waren übrigens auch die beiden Spieler, die in der Sommervorbereitung mit Muskelverletzungen fehlten. Wer ebenfalls immer mal wieder mit kleineren Blessuren zu kämpfen hat, sind Afeez Aremu und Luca Zander, die beide unter der Woche teilweise mit dem Training aussetzen mussten. Hier ist jeweils eine Erkältung der Grund. Man versuche diese mit Medikamenten in den Griff zu bekommen, aber ob beide am Wochenende einsatzbereit sind, erscheint sehr fraglich. Ach, und Igor Matanovic fehlt natürlich auch aufgrund seiner Schulterverletzung (sorry, den hatte ich vergessen).
SV Sandhausen: Wer kann spielen, wer fehlt?
Thomas Oral heißt der neue Chefcoach beim SV Sandhausen. Vom Pressesprecher wird er bereits „Thommy“ genannt, wie ihr auf der Pressekonferenz hören könnt. Dort berichtet Oral, dass Merveille Papela, Josef Ganda (ein interessanter Spieler), Janik Bachmann und Winter-Neuzugang Raphael Framberger weiterhin ausfallen werden.
Das hatte sich Oral anders vorgestellt, wie er auf der PK erzählt. Er geht davon aus, dass bis auf Framberger alle anderen Spieler nach der Länderspielpause wieder einsatzbereit sein werden. Das bedeutet aber auch, dass Innenverteidiger Aleksandr Zhirov wieder einsatzbereit ist, nachdem er zuletzt gegen den FCK erstmalig in dieser Saison Spielminuten verpasste.
Was hat Sandhausen zu bieten?
Schwierig, das alles. Der SV Sandhausen liegt aktuell auf dem letzten Tabellenplatz und besonders nach dem Start in die Rückrunde muss man festhalten: Völlig zurecht. Denn nach passablem Saisonstart ging es Stück für Stück in den Tabellenkeller, sodass der SVS bereits auf Platz 18 überwintern musste. Es folgte der etwas überraschende 2:1-Erfolg gegen Bielefeld zum Start der Rückrunde, dann aber vier Niederlagen in Serie ohne eigenen Torerfolg.
Diese Serie war zu viel für die Verantwortlichen beim SVS: Nach der 0:3-Niederlage gegen den KSC (zuvor wurde gegen Fortuna Düsseldorf und Darmstadt 98 verloren) wurde Trainer Alois Schwartz entlassen. Angesichts des Sieges zum Rückrundenauftakt, aufgrund der Stärke der Gegner und des Zeitpunktes sicher dann doch etwas überraschend. Doch die Statistiken zeigen auch ziemlich klar: Es gibt gute Gründe für die aktuelle Tabellensituation der Kurpfälzer.
Für Schwartz kam Thomas Oral an die Seitenlinie und dürfte dabei unliebsame Erinnerungen bei vielen Zweitligafans hervorgerufen haben. Oral coachte den FSV Frankfurt, den Karlsruher SC und den FC Ingolstadt in der 2. Liga. In diesen fast 150 Zweitligaspielen hat er sich eher weniger Freunde gemacht, zeigte sich ähnlich kämpferisch an der Seitenlinie wie seine Teams auf dem Platz und damit ist der Fußball auch schon recht gut zusammengefasst.
Neuer Mut mit Thomas Oral
Nun soll Thomas Oral also den SV Sandhausen vor dem Abstieg bewahren. Zwei Punkte aus den ersten drei Spielen sind zwar sicher nicht genug, aber unter seiner Leitung zeigte der SVS zumindest wieder ein wenig mehr offensive Power, sodass es natürlich noch Hoffnung am Hardtwald gibt, dass es auch in der kommenden Saison Zweitligafußball dort geben wird (ich hoffe das irgendwie auch).
Die Veränderungen beim SVS unter Oral sieht auch Fabian Hürzeler: „Für mich ist es eines der schwersten Auswärtsspiele, auch weil Sandhausen neues Leben eingehaucht bekommen hat. Sie agieren mutig und wesentlich agiler.“
Doch es ist nicht nur die Spielweise. Hürzeler hebt die Kinsombi-Brüder, Eric Zenga auf der Sechs und das Kutucu-Tor gegen Kaiserlautern als Beispiele für „eine individuelle Qualität“ hervor. Zudem betont er: „Sie haben Mentalität. Sie geben nie auf, kämpfen bis zum Schluss, egal wie es steht“.
Ein Faktor, der in jedem Fall für das Spiel bedacht werden muss: Beim letzten Heimspiel des SV Sandhausen (gegen Holstein Kiel gelang spät der Ausgleich) war der Rasen im Hardtwald-Stadion schon ziemlich arg ramponiert (Hürzeler drückt das diplomatisch mit „der Platz wird wahrscheinlich auch nicht der Beste sein“ aus). Das ist für die Jahreszeit natürlich zu erwarten, vor allem, wenn Clubs eben nicht Unsummen in die Rasenpflege stecken können. Für den SVS ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil, eher für Teams, die auch in Sandhausen ihr Kombinationsspiel aufziehen wollen.
Für den FC St. Pauli wird es somit auf jeden Fall unangenehm (Hürzeler: „Wir müssen uns da anpassen“). Denn selbst wenn der SV Sandhausen nun etwas mutiger in der Offensive agiert, so bedeutet das noch lange nicht, dass das Team hierauf den Fokus legt. Es bedeutet eher, dass der SVS spätestens in den letzten Spielen unter Alois Schwartz offensiv schlicht nicht stattgefunden hat. Nur knapp mehr als 40% Ballbesitz und insgesamt sechs Torschüsse zuletzt gegen den FCK zeigen dann aber auch, dass der SVS kein offensives Feuerwerk, wohl aber eine defensive Kompaktheit anbietet, die aus ihrer Sicht bestenfalls in Kontersituationen endet.
Mögliche Aufstellung
In Sachen Formationen hat der SV Sandhausen in dieser Saison schon relativ viel ausprobiert. Gegen Ende der Hinrunde versuchte sich das Team sogar an einer Formation mit einer Dreierkette. Zum Rückrundenstart setzte Schwartz dann aber wieder auf ein doch recht altbewährtes 4-2-3-1.
Unter Thomas Oral veränderte sich diese Formation zuletzt zu einem 4-1-3-2 bzw. ein flaches 4-4-2 (je nachdem wie David Kinsombi sich positioniert), also zu einer Formation mit zwei Angreifern, welche dann in etwas mehr offensiver Power mündete. Fabian Hürzeler beschreibt diese Flexibilität in den Formationen des SVS wie folgt:
„Sie kommen im Angriffspressing in einer Raute, im Abwehrpressing stehen sie in einem 4-2-3-1/4-4-2. Sie agieren dabei sehr mannorientiert, verteidigen gut nach vorne, lassen wenige Torchancen zu. Mit dem Ball geht es nach Ballgewinn schnell über die Außenverteidiger nach vorne.“
Fabian Hürzeler zur Spielweise des SV Sandhausen
Um das Zahlen-Roulette der Formationen fast komplett zu machen, möchte ich noch ergänzen, dass Thomas Oral auf der PK sagte, dass sein Team gegen den Ball auch mal in ein 4-5-1 fällt. Mal schauen, wie sich das auf dem Spielfeld dann gegen den FCSP ausdrückt.
Personell hatte Winter-Neuzugang Franck Evina mit zwei Toren als Joker aus den letzten beiden Spielen kräftige Argumente für einen Startelf-Einsatz gesammelt. Doch auch Ahmed Kutucu hat zuletzt mit einem Treffer gegen den FCK aufhorchen lassen. So könnte es für Matej Pulkrab eng werden, wenngleich er dann aber eher als Evina ein klassischer Mittelstürmer ist. Also: Ich weiß es einfach nicht. Oral möchte sich bei dieser Frage (die ihm natürlich gestellt wurde) jedenfalls nicht in die Karten schauen lassen.
Machen wir es kurz: Beim FC St. Pauli wird es keine personellen Veränderungen geben, sofern sich keine Spieler mehr verletzen. Dazu gibt es nach sieben Siegen in Serie (fünf davon mit der gleichen Startelf) schlicht keinen Grund, wenn Fabian Hürzeler keinen Schlendrian bei dem ein oder anderen Spieler ausgemacht hat. Genau das ist nämlich sehr viel eher das Thema:
„Wir müssen die Motivation und die richtige Einstellung für das Spiel finden. Das erwarte ich von meiner Mannschaft, dass sie mit den nötigen Prozentzahlen, mit der nötigen Einstellung da reingeht. Wenn wir drei Prozent weniger machen, werden wir da keine Chance haben. Das versuche ich meiner Mannschaft zu vermitteln.“
Fabian Hürzeler verlangt von seinem Team nicht nachzulassen
Ich bin ja auf den Hypetrain aufgestiegen, aber eigentlich muss allen klar sein, dass dieser nur dann weiterfährt, wenn der FC St. Pauli beim SV Sandhausen gewinnt. Wie schwer das ist zeigen die letzten Auftritte dort: Der letzte Auswärtserfolg ist Sonntag auf den Tag genau sieben Jahre her (damals gewann der FCSP 2:0). Somit ist sicher, dass eine Serie die aktuell eine Sieben in sich trägt am Sonntag enden wird. Ich habe da einen Wunsch, welche das sein wird (Choo-Choo!).
Forza!
// Tim
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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.
Das klingt doch ganz danach, dass Maurides morgen zwei Tore zum wiederholten 2:0 Sieg von uns beisteuern wird.
Abgesehen davon, dass weiter das Spiel heute eh nicht gewonnen werden, fehlt der Hinweis, dass wir die 40-Punkte-Marke knacken können!
Damit wären wir der größten Sorgen im Abstiegskampf ledig und könnten schon einmal mit der Planung für die nächste Saison beginnen. So frühzeitig wäre dies ein echter Planungsvorteil.
Also… naja… Choo-Choo! 😉