FC St. Pauli Jahresrückblick 2022 – Teil 1

FC St. Pauli Jahresrückblick 2022 – Teil 1

Das Jahr 2022 ist für den FC St. Pauli alles in allem wohl ein Jahr zum Vergessen. Nach dem verpassten Aufstieg folgte eine schwache Hinrunde, an deren Ende Timo Schultz entlassen wurde. Wir schauen uns das Jahr in zwei Artikeln rückblickend an.
(Titelbild: Stefan Groenveld)

Bevor es zum Profiteam des FC St. Pauli geht, fangen wir mit einem Thema in eigener Sache an: Für den MillernTon war 2022 ein gutes, ein wirklich sehr gutes Jahr:

MillernTon 2022

Vorweg einmal die Zahlen, die ja immer ne gute Grundlage sind:

  • Artikel / Veröffentlichungen gesamt: 673
    • Vorberichte: 32x
    • Spielberichte: 37x
    • Lage: 238x
    • Sonstiges: 266x
    • Podcasts: 100x
      • Female St. Pauli Stories: 9x
      • Monatssendung: 8x
      • Vor dem Spiel: 39x
      • Nach dem Spiel: 37x
      • Saisonvorschau: 7x

Die „Lage am Millerntor“ erreicht inzwischen verlässlich über 1.500 Leser*innen pro Tag, bei den Spielberichten ist die Zahl durchschnittlich doppelt so hoch, insbesondere nach Siegen eher noch höher. Am meisten geklickt wurde (Google sei dank) die Pokalauslosung von Tim und Debbie für das DFB-Pokal-Viertelfinale, gefolgt von allem rund um die Derbys und die beiden Spiele in Rostock, wo es jeweils knapp 30.000 Aufrufe gab.
Nachdem wir uns 2021 noch über erstmals eine Million Klicks im Jahr freuen durften, können wir nun für das kommende Jahr die drei Millionen anvisieren.

Mit viel Reichweite steigt natürlich auch die Verantwortung, wir haben also dieses Jahr den MillernTon auch endlich in offizielle, formale Bahnen gelenkt und freuen uns auch weiterhin über Eure Unterstützung.
Doch damit genug von uns, schauen wir auf unser aller Herzensverein:

Januar 2022

Wir erinnern uns: Die Welt lag uns zu Füßen, der Aufstieg war nur noch eine Frage von Wochen, der Europapokal eine von Monaten – doch es sollte anders kommen.
Immerhin 48 Artikel gab es bei uns in diesem Monat, neben einer Betrachtung über Sinn und Unsinn von Trainingslagern in einer sehr kurzen Winterpause, galt es Marvin Knoll zu verabschieden und Tim nahm mit „Still Being Timo Schultz“ erneut ein Gespräch mit unserem damals noch amtierenden Cheftrainer auf, der dann Mitte des Monats auch seinen Vertrag verlängerte (ja, lang ist es her).

Ein 2:2 gegen Erzgebirge Aue war ein erster Dämpfer für die Aufstiegs-Euphorie, doch es folgte der Sieg im DFB-Pokal gegen den BVB. Während Daniel Kofi-Kyereh beim Africa Cup weilte und sich dabei auch noch verletzte, verlor man in der Liga das Derby beim HSV mit 2:1 nach Halbzeitführung.
Verrückte Idee: Tim veröffentlichte einen Artikel zum Thema Auswärtsschwäche. Finn Ole Becker hingegen verkündete seinen persönlichen Bundesligaaufstieg zur TSG Hoffenheim (zwei Minuten Bundesligafußball hat er bisher atmen dürfen).

Deutschland, Hamburg, 21.01.2022, Fussball 2. Bundesliga 20. Spieltag, Hamburger SV - FC St. Pauli im Volksparkstadion
Derby verloren, aber der Bundesliga-Aufstieg für Finn Ole Becker stand bereits im Januar fest.
(c) Peter Boehmer

Februar 2022

Beim MillernTon wurden im Februar 60 Artikel veröffentlicht, beginnend mit der „Entdeckung der Untätigkeit“ über keine Verstärkung des Kaders in der Winterpause. Es folgte eine wegweisende Verkündung des Vereins, nämlich der geplante Ausbau der Kollaustraße.
Nach einem 2:2 gegen den SC Paderborn gab es ein erstes leichtes Murren: „Fehler im System oder Umsetzungsproblem“? Die Tabellensituation stellte sich auch als gar nicht mehr so komfortabel dar: Zwar lag der FCSP noch auf Rang zwei, aber der Sechste (Heidenheim) war nur noch ein Punkt entfernt.
Doch alles sollte wieder gut werden, denn es gelang ein (Achtung!) Auswärtssieg! 3:2 in Regensburg, Tabellenführung! Und eine Neuverpflichtung für den Sommer gab es auch noch: Connor Metcalfe sollte zur neuen Saison zu uns stoßen.

Doch dann… ein 0:3 zuhause gegen Hannover 96 und die Frage: „Weg mit dem Scheiß-System?“ Während Thees Uhlmann mit seiner fünften Kolumne „Auswärtssieg und Liebe in Zeiten des Krieges“ frohlockte, holte der FCSP einfach den (Achtung!!) zweiten Auswärtssieg in Serie, 3:1 beim FC Ingolstadt. Wenn wir damals geahnt hätten, dass es in der Liga im gesamten Jahr keinen weiteren mehr geben sollte…
Der MillernTon freute sich derweil über Zuwachs im Redaktionsteam: Mit dem 5:1-Sieg der 1. Frauen feierten vier Spielerinnen ihre schreibende Premiere bei uns.

März 2022

Für die Profis folgte das bittere Ausscheiden im Pokal bei Union Berlin: Führung, Ausgleich kurz vor der Halbzeit durch Wegrutschen von Dennis Smarsch, 2:1 Union durch Wegrutschen Jakov Medić in der 75. Minute – ein Scheißtag an der Alten Försterei, wie so oft für den FCSP. Tränenreich war es, Thees veröffentlichte seinen „Brief an Jakov“.
Immerhin ging es in der Liga gut weiter: Für Jackson Irvine bot sich neuerdings die Sechs als dauerhafte Lösung an und der KSC wurde mit 3:1 besiegt – zwei Tore von Kyereh, eines von Simon Makienok. Zwar nur Platz drei, aber punktgleich mit Darmstadt und nur einen Punkt hinter Tabellenführer Werder. Fünf Punkte Vorsprung auf Nürnberg, gar sechs auf den HSV. Wenn man jetzt in Dresden…

Tja, tat man aber nicht. Den Rückstand konnte Makienok trotz furchtbarer erster Hälfte noch kurz vor dem Pausenpfiff ausgleichen, nach der Pause zeigte man dann eine wirklich gute Leistung! Doch statt einfach noch ein Tor zu machen und die drei Punkte mitzunehmen, welche die Tabellenführung bedeutet hätten, traf man vier Mal Aluminiumam Ende stand bei Dynamo also ein 1:1. Hätte, hätte…

Deutschland, Hamburg, 05.03.2022, Fussball 2. Bundesliga 25. Spieltag, FC St. Pauli - Karlsruher SC im Millerntor-Stadion Jubel bei Daniel Kofi Kyereh (FC St. Pauli) nach seinem Tor zum 2:0
Daniel-Kofi Kyereh war wohl der einzige Spieler des FC St. Pauli, der sich in der Rückrunde 21/22 nachhaltig für höhere Aufgaben empfahl.
(c) Peter Boehmer

Beim MillernTon gab es hingegen erneut eine Premiere: Die erste Folge „Female St. Pauli Stories“ von Debbie wurde veröffentlicht. Wir beschäftigten uns außerdem notgedrungen mal wieder mit Bakery Jatta, der sich weiterhin einer miesen Kampagne von BILD und Staatsanwaltschaft ausgesetzt sah. Und wo wir gerade bei Themen abseits des Profifußballs sind: Die Amateurabteilungen des FCSP unterstützten auf vielfältige Art und Weise die Menschen in der Ukraine.
Ein weiteres Thema, welches die Fanszene des FCSP beschäftigte: Die Vorfälle rund um sexualisierte Übergriffe und Sexismus in der Fanszene. Stellvertretend sei hier die Stellungnahme der Skinheads St. Pauli erwähnt.

Zurück zum Fußball und hier insbesondere dem Aufstiegskampf in der 2. Liga: Ein 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim am 27. Spieltag brachte den FC St. Pauli zurück ins Glück und sogar an die Tabellenspitze. Tims Fazit am Artikelende: „So spielt ein Aufsteiger!“ Tja, wir feierten schon ein wenig und blickten in die Zukunft.

April 2022

Der April – er sollte uns ins Glück führen, stattdessen bereitete er uns mit aller Härte auf das vor, was im restlichen Jahr folgen sollte. Der Monat startete mit einer 0:1-Niederlage in Rostock, die sportlich und neben dem Platz einfach nur schlimm war, letzteres auch noch Tage danach.
Sportlich hätte sich danach alles wieder zurecht ruckeln können, wenn… ja, wenn dieses Handspiel beim 1:1-Ausgleich des SV Werder Bremen am Millerntor denn gepfiffen oder wenigstens vom VAR nachträglich geahndet worden wäre. Auch die Misstöne drumherum nahmen langsam zu, u.a. äußerte sich dies im Artikel Bornemann und die auslaufenden Verträge“.

Und auch, wenn immer deutlicher wurde, dass der FC St. Pauli gegen Dreierketten Probleme zu haben scheint: Es war noch immer alles drin und wenn Marcel Hartel in Sandhausen… tja, hätte, hätte. Oder wenn Adam Dźwigała auch dort in der Nachspielzeit irgendwie anders… tja, hätte, hätte. Es folgte der Ausgleich des SVS in der 91. Minute, für viele wohl irgendwie gleichbedeutend mit dem gefühlten Ende der Aufstiegshoffnungen, auch wenn noch vier Spiele anstanden und der FCSP nach wie vor auf Rang drei lag. Aber dieses späte und dumme Gegentor, es war ein Genickbruch.

Klar, es folgten Durchhalteparolen („I want Aufstieg – now!“), die Hoffnung stirbt zuletzt und so – aber das 1:2 gegen Darmstadt 98 überraschte wohl niemanden mehr, auch wenn man mal wieder das bessere Team war. „Unruhe zur Unzeit“ daher auch die Überschrift des nächsten Artikels: „Durchgesteckte Interna, unklare Vertragssituationen, anscheinend schlechte Kommunikation – statt Aufstiegskampf gibt der FC St. Pauli aktuell ein zerrüttetes Bild ab.“
Und doch… da ging doch noch was. 30. April, Heimspiel gegen Verfolger Nürnberg – 74. Minute, endlich die Belohnung für ein erneut starkes Spiel, in Form eines verwandelten Strafstoßes durch Kyereh und den 1:0-Sieg gegen den Glubb! Doch halt… war gar nicht so? Tja, ich würde gerne verdrängen, was nicht sein darf, aber er fiel… der Ausgleich in der 93. Minute. Schockstarre.

Deutschland, Hamburg, 29.04.2022, Fussball 2. Bundesliga 32. Spieltag, FC St. Pauli - 1. FC Nuernberg im Millerntor-Stadion Lukas Daschner (FC St. Pauli) - Lars Ritzka (FC St. Pauli) - Simon Makienok (FC St. Pauli) und James Lawrence (FC St. Pauli) nach dem Spiel enttaeuscht
Scheiß-Niederlage in Rostock, Hand-Ausgleich gegen Werder, später Ausgleich in Sandhausen, schmerzhafte Niederlage gegen Darmstadt und erneut ein später Ausgleich gegen Nürnberg – der April war so ziemlich das beschissenste, was dem FC St. Pauli passieren konnte.
(c) Peter Boehmer

Mai 2022

Noch zwei Spiele also. Aufstieg? Äußerst unwahrscheinlich. Der Unmut wurde auch im Umfeld größer, gezielt wurden Interna an die Medien durchgesteckt.
Am Freitagabend verlor dann Darmstadt in Düsseldorf, ein Sonderzug fuhr am Samstag nach Gelsenkirchen und ein ekstatischer Gästeblock feierte eine 2:0-Führung zur Pause, durch zwei Tore von Igor Matanović in der Schalker Arena – die Schockstarre erfasste das eigentlich zu Aufstiegsfeierlichkeiten angereiste Heimpublikum.
Doch dann gab es direkt nach Wiederanpfiff einen Strafstoß und im weiteren Verlauf noch zwei Schalker Tore und zwei Platzverweise für Braun-Weiß – ein Spiegelbild der Saison.

Anschließend galt es Abschied zu nehmen, wir trauern um Melli und Thees verabschiedete sich von ihr. Damit nicht genug, auch Rainer Wulff verabschiedete sich von dieser Welt und anschließend sogar noch im Stadion per Videobotschaft von seinem Millerntor.

Im Kader sorgte der verpasste Aufstieg für Veränderungen: Die Verträge von James Lawrence, Rico Benatelli, Philipp Ziereis, Sebastian Ohlsson und auch Christopher Buchtmann wurden nicht verlängert. Die Verabschiedungen waren dann auch das beherrschende Thema beim letzten Spiel der Saison, welches gegen Fortuna Düsseldorf mit 2:0 gewonnen wurde.
Doch auch eine Neuverpflichtung gab es noch im Mai zu vermelden: Manolis Saliakas unterschrieb am Millerntor, ehe sich Trainer und Sportchef im Pressegespräch zu einem Saisonfazit trafen und dann auch die Verträge von Fabian Hürzeler und Loïc Favé verlängert wurden.
Nicht verlängert wurden hingegen die Verträge von Simon Makienok und Maximilian Dittgen, während es mit Carlo Boukhalfa den nächsten Neuzugang gab.

Deutschland, Hamburg, 15.05.2022, Fussball 2. Bundesliga 34. Spieltag, FC St. Pauli - Fortuna Duesseldorf im Millerntor-Stadion Christopher Buchtmann (FC St. Pauli) geht aus dem Spiel und wird von den Fans gefeiert
Unter anderem der Vertrag von Christopher Buchtmann wurde nach Ende der Saison 21/22 nicht verlängert.
(c) Peter Boehmer

Juni 2022

Deutlich überschaubarer war dann das Geschehen rund um den FCSP und somit auch der MillernTon-Output im Juni. Das Antira-Turnier fand (nur) „am“ Stadion statt, David Nemeth wurde verpflichtet und mit Marco Knoop kam auch ein neuer Torwarttrainer, während Christian Viet nach Regensburg wechselte.
Auch Guido Burgstaller packte seine Sachen und mit Johannes Eggestein und auch David Otto unterzeichneten zwei neue Offensivkräfte einen Vertrag in Braun-Weiß.

Während der Verein für die EURO 2024 zwar das Stadion als Trainingsort zur Verfügung stellen muss, ließ er sich aber doch ein Vetorecht bzgl. der Vermietung an bestimmte Nationen (to be defined) zusichern. Dies sorgte für Verstimmung bei Fans anderer Vereine und für breite Zustimmung in unserer Fanszene – die hingegen den Wechsel von Daniel Kofi-Kyereh nach Freiburg zwar kommen sah und akzeptierte, ihn aber trotzdem natürlich traurig zur Kenntnis nahm.
Um dieses Halbjahr jetzt aber positiv abzuschließen: Die 1. Frauen sicherte sich in einem wahren Herzschlagfinale den Klassenerhalt in der Regionalliga.

Stay tuned für Teil zwei… auch wenn es sportlich nicht viel besser wurde.
// Maik

Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.

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